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Fortunas Tochter

Fortunas Tochter

Titel: Fortunas Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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zu deiner Welt. Heirate, oder du wirst vor der Zeit ein alter Mann sein. Außerdem, wenn du die zweihundertzwei– undzwanzig Stellungen der Liebe nicht übst, wirst du sie vergessen«, neckte sie ihn mit ihrem unvergeßlichen kristallklaren Lachen.
    Die Versteigerungen waren viel schlimmer als seine Besuche im »Hospital«. Die Hoffnung, den todkranken Mädchen zu helfen, war so gering, daß er sich wunderbar beschenkt fühlte, wenn es doch geschah; kaufte er aber ein Mädchen, dann wußte er, daß dagegen Dutzende der Schändlichkeit ausgeliefert blieben. Er quälte sich mit der Vorstellung, wie viele er retten könnte, wenn er reich wäre, bis Eliza ihn erinnerte, wie viele er schon gerettet habe. Die beiden verband ein feines Geflecht aus geteilten Neigungen und Geheimnissen, aber was jeden von ihnen nicht losließ, das trennte sie auch. Das Phantom Joaquín Andieta rückte mehr und mehr in die Ferne, Lin dagegen war spürbar wie die Brise oder das Gischten der Wellen auf dem Strand. Tao Chi’en brauchte sie nur anzurufen, und sie kam, immer lachend wie einst im Leben. Doch sie war durchaus nicht Elizas Rivalin, sie war ihre Verbündete geworden, auch wenn das Mädchen das noch nicht wußte. Lin war die erste, die begriff, daß diese Freundschaft der Liebe allzu ähnlich war, und als ihr Ehemann ihr widersprach mit dem Argument, weder in China noch in Chile, noch an irgendeinem anderen Ort gäbe es einen Platz für ein solches Paar, lachte sie nur.
    »Red kein dummes Zeug, die Welt ist groß und das Leben lang. Alles hängt nur davon ab, ob man es wagt.«
    »Du kannst dir nicht vorstellen, was Rassismus ist, Lin, du hast immer nur unter deinesgleichen gelebt. Hier kümmert sich niemand darum, was ich tue oder was ich weiß, für die Amerikaner bin ich nur ein widerwärtiger heidnischer Chinese, und Eliza ist eine greaser, ein ›Ölkopf‹. In Chinatown bin ich ohne Zopf und als Yankee gekleidet ein Vaterlandsverräter.«
    »Rassismus ist nichts Neues, in China haben wir beide gedacht, die fan gui wären alle Wilde.«
    »Hier haben sie nur Respekt vor dem Geld, und wie es aussieht, werde ich nie genügend haben.«
    »Du irrst dich. Sie haben auch Respekt vor dem, der sich Respekt verschafft. Sieh ihnen in die Augen.«
    »Wenn ich den Rat befolge, habe ich an der nächsten Ecke eine Kugel im Kopf.«
    »Es würde sich lohnen, es auszuprobieren. Du beklagst dich zuviel, Tao, ich kenne dich gar nicht wieder. Wo ist der mutige Mann geblieben, den ich liebte?«
    Tao Chi’en mußte zugeben, daß er sich an Eliza durch unzählige feine Fäden gebunden fühlte, die einzeln leicht durchzuschneiden wären, da sie jedoch miteinander verwoben waren, bildeten sie unzerreißbare Stränge. Sie kannten sich erst wenige Jahre, aber sie konnten schon auf eine gemeinsame Vergangenheit zurückblicken und auf den langen Weg voller Hindernisse, den sie miteinander gegangen waren. »Du hast das Gesicht einer hübschen Chinesin«, hatte er einmal unbedacht zu ihr gesagt. »Und du hast das Gesicht eines gutaussehenden Chilenen«, antwortete sie sofort. Sie bildeten ein wunderliches Paar im Viertel: ein hochgewachsener, eleganter Chinese mit einem unbedeutenden spanischen Jungen. Außerhalb von Chinatown jedoch gingen sie fast unbemerkt durch die vielfarbige Menge von San Francisco.
    »Du kannst nicht für alle Zeiten auf diesen Mann warten, Eliza. Es ist schlicht Wahnsinn, wie das Goldfieber.
    Du solltest dir eine Frist setzen«, sagte Tao eines Tages.
    »Und was mache ich mit meinem Leben, wenn die Frist abgelaufen ist?«
    »Du kannst in deine Heimat zurückkehren.«
    »In Chile ist eine Frau wie ich etwas Schlimmeres als deine Sing Song Girls. Würdest du nach China zurückgehen?«
    »Das war immer mein Plan, aber Amerika fängt an, mir zu gefallen. Dort werde ich wieder Vierter Sohn sein, hier bin ich besser dran.«
    »Ich auch. Wenn ich Joaquín nicht finde, bleibe ich und eröffne ein Restaurant. Ich habe alles, was man dazu braucht: ein gutes Gedächtnis für Rezepte, Sorgfalt bei den Zutaten, Geschmackssinn und Tastgefühl, Instinkt für die richtigen Gewürze…«
    »Und jede Menge Bescheidenheit«, fügte Tao Chi’en lachend hinzu.
    »Warum soll ich mit meiner Begabung bescheiden umgehen? Außerdem habe ich eine Hundenase. Zu etwas muß mir diese Nase nützlich sein: ich brauche nur an einem Gericht zu riechen, um zu wissen, was drin ist, und es besser zu machen.«
    »Mit dem chinesischen Essen wird dir das nicht glücken

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