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Fortune de France: Roman (German Edition)

Fortune de France: Roman (German Edition)

Titel: Fortune de France: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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Gruße, Moussu Pierre!« erwiderte sie.
    Und weil es ihr auf der Zunge brannte, fügte sie mit schelmischen Blicken hinzu:
    »Stimmt es, was über Mespech erzählt wird? Franchou soll guter Hoffnung sein.«
    »Können denn Weiber nie ihre Zunge zügeln?« sagte Cabusse mit verdrossener Miene.
    »Mir scheint, Franchou ist tatsächlich fülliger geworden«, erwiderte ich. »Aber den Grund dafür kenne ich nicht. Da mußt du meinen Vater fragen, er ist Arzt.«
    »Richtig geantwortet, Moussu Pierre!« meinte Cabusse lachend, während Cathau ob meines Spottes sich abwandte.
    Freilich wandte sie sich auch ab, um ihr Kleines zu stillen, denn im Gegensatz zu Barberine wollte sie nicht vor jedermann ihre Brust zeigen, weil Cabusse eifersüchtig war.
    »Leider ist unser Plan gescheitert«, sagte ich, »und wir hatten einen Toten.«
    »Ha, Moussu Pierre!« sprach Cabusse und richtete sich auf, eine Hand in die Hüfte gestemmt und mit der andern seinen Schnurrbart zwirbelnd. »Mit den Kriegsplänen ist es wie beim Fechten. Die ausgeklügeltsten Hiebe (er hegte seit kurzem eine Vorliebe für das Wort
ausklügeln
, das er von meinem Vater hatte), aufs beste vorbereitet und ausgeführt, erweisen sich mitunter als Fehlschlag.«
    »Aber Marsal Schielauge ist tot.«
    »Er ist mitten im Kampf gefallen: der beste und der schnellste Tod. Ein Kummer für uns, aber ein Glück für ihn, daß er niemals die langen Qualen in einem verpesteten Bett erdulden muß.«
    »Ach! sprich nicht davon, Jéhan Cabusse!« sagte Cathau, sich halb umwendend, so daß ich ihren Busen aufblitzen sah. »Das sind garstige und traurige Worte, die mich schaudern machen.«
    »Wäre Moussu Pierre nicht da, tät’ ich dein Schaudern unverweilt in Schauer verwandeln!« sprach Cabusse mit einem Lachen. »Aber ich will nicht Trauer verbreiten. Und der Herr Baron hat sehr nobel gehandelt, als er bei Faujanet einen Sarg aus Kastanienholz bestellte, seinen alten Soldaten da hineinzulegen:eine stattliche Ausgabe für einen einfachen Diener. Ich kenne im Sarladischen manch einen Edelmann, der seine Mietlinge bloß in Sackleinen näht und verscharrt.«
    »Gott sei Dank sind die Herren Brüder reich«, meinte ich bescheiden.
    »Doch auch das Herz sitzt ihnen am rechten Fleck«, sprach Cabusse. »Denkt daran, was Calvin sagte: ›Gold und Silber sind etwas Gutes, so man guten Gebrauch davon macht.‹«
    Ich wunderte mich nicht ob dieses Zitats, war doch Cabusse vom lauen Katholiken zum eifrigen Hugenotten geworden, im tiefsten Innern wohlgemerkt, nicht an der Oberfläche, wo er noch immer derselbe Gascogner war, den Weibern zugetan, unbekümmert und den Schalk im Nacken.
    »Ich will nun aufbrechen«, sprach ich. »Sonst frißt Acla deine Wiese kahl, wie die Heuschrecke das Kornfeld.«
    »An Gras ist kein Mangel bei mir auf Le Breuil«, erwiderte Cabusse großmütig.
    »Hierher, Acla!« rief ich.
    Aber Acla, der ich die Zügel überm Widerrist befestigt hatte, gab sich, wenige Schritte von uns entfernt, großer Schlemmerei hin, wählte sorgsam die schmackhaftesten, saftigsten Halme aus, überließ die groben, gewöhnlichen den hinter ihr weidenden Lämmern und tat, wie wenn sie mich nicht hörte, die Lider heuchlerisch über ihre schönen schrägen Augen gesenkt.
    »Hierher, Acla!« rief ich lauter und schlug mit der Gerte gegen meinen Stiefel.
    Da besann sich Acla, die mit einem Seufzer ihr letztes Büschel rupfte, ihrer guten Manieren; erhobenen Kopfes und mit wehender Mähne trabte sie anmutig auf uns zu, forderte jeden mit freundlichem Schnauben artig auf, sie zu tätscheln, und leckte sogar behutsam das Kindlein.
    »Sie ist sehr wohlerzogen«, meinte Cabusse. »Hat man je ein so schönes Pferd aus so schlimmem Ort kommen sehen?«
    »Moussu Pierre«, sagte Cathau, »Ihr solltet sie bespringen lassen. Es wär’ an der Zeit.«
    »Ja!« sagte ich und sprang in den Sattel. »Aber das Schwierige ist, einen Hengst ihrer Rasse und Farbe zu finden! Auf Wiedersehen, Cathau! Bis morgen, Cabusse!«
    »Bis morgen! Bei Sonnenaufgang!«
     
    Im Unterschied zu der fürchterlichen Dürre von 1563, als Mespech den Vetter Petremols beinahe aufgehängt hätte, weil er in der Talsenke Gras gestohlen, gab es anno 1564 üppig Heu, insonderheit für solche, die, wie die Herren Brüder, umsichtig genug waren, es mit der Reife zu mähen und einzufahren, denn Anfang Juli fiel starker Regen, der viele Wiesen verdarb, und gleich darauf folgte eine drückende Hitze, welche die Frucht auf den Feldern

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