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Fortune de France: Roman (German Edition)

Fortune de France: Roman (German Edition)

Titel: Fortune de France: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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jetzt weniger groß erschien. Wie hätte ich ihr das sagen können?

ZWÖLFTES KAPITEL
     
    Zwei Monate vor unserer Unternehmung gegen den Schlächterbaron in der Vorstadt Lendrevie hatten Katharina von Medici und Karl IX. – nachdem der Frieden wiedergekehrt oder scheinbar wiedergekehrt war, denn in Wirklichkeit war es nur ein halber Frieden – eine ungewöhnliche Reise durch das ganze Königreich angetreten. Eine Reise, die länger als zwei Jahre währte: allseits durch Soldaten gegen Überfälle geschützt und begleitet von den Ministern, den höchsten königlichen Beamten und dem Hofe, schienen die Regentin und der junge Herrscher den Louvre von Provinz zu Provinz transportieren zu wollen, zum großen Staunen ihrer Untertanen (die gewißlich niemals so viel Seide noch Gold an so vielen Geschöpfen Gottes gesehen), aber auch zu ihrem großen Verdruß, denn wo immer dieser glanzvolle Zug auftauchte, gab es hernach weder Fleisch noch Eier noch Korn und war das Land wüst wie ein Wald, den die Maikäfer kahlgefressen.
    Inmitten dieses Hofstaates auf Wanderschaft bildeten achtzig Ehrenfräulein, ob ihrer Schönheit ausgewählt und in ihrer prächtigen Gewandung wie bunte Blumen schimmernd, ein glänzendes Gefolge für Katharina von Medici. Seltsamerweise nannte man sie »l’escadron volant« 1 . Doch wie das auch gemeint gewesen, sie stahlen nichts, es sei denn Herzen. Und weit davon entfernt, wie Engel in den Lüften zu schweben, ließen sie sich, wenn nötig, zu jedweden Gunstbezeigungen herab, um beim Liebesspiel den Plänen ihrer Herrin hilfreich zu sein: eine Absicht zu erkunden, ein Komplott aufzudecken, einen Willen zu brechen. Als Geheimagenten, Staatsspione, Machiavellis in Weiberröcken waren sie keine leichten, sondern politische Mädchen und zahlten für die Geständnisse mit ihrer entzückenden Person, willfährige Lockmittel für einen Zweck, den allein die Königinmutter bestimmte. Eine von ihnen, Isabelle de Limeuil,hatte den Prinzen von Condé im Gefängnis besucht, wo er seit der Schlacht von Dreux eingesperrt war, und ihn mit ihren schönen Brüsten derart geblendet, daß er blindlings jenes unerquickliche Edikt von Amboise unterzeichnete, wofür Calvin und die strengen Hugenotten ihn heftig tadelten.
    Die Unseren, die nach so vielen Scheiterhaufen und Metzeleien stets das Schlimmste befürchteten und dem Augenschein mißtrauten, fragten sich nach dem eigentlichen Ziel und dem heimlichen Zweck dieser glanzvollen Kavalkade über die staubigen Straßen Frankreichs, in der drückenden Hitze des Sommers 1564, da sich das Königreich nur mit Mühe wieder aufrappelte und noch arg gebeutelt war von den Blessuren des Bürgerkrieges, der Hungersnot und der Pest. Wollte die Königin – trotz der Ruinen und der Toten, die man auf ihrem Wege gerade noch beiseite schaffen konnte – Karl IX. sein Königreich zeigen und zugleich den Franzosen ihren jungen König und Herrscher? Oder war es ihre Absicht, wenn sie von Stadt zu Stadt ein Ohr den Hugenotten und das andere den Katholiken lieh und so viele gegenseitige Vorwürfe hörte, ihre Untertanen zu besänftigen, indem sie auszugleichen suchte?
    Letzteres war zu bezweifeln. Zwar fehlte es nicht an kleinen Zugeständnissen für unsere Sache. Karl IX. tadelte zuweilen die Parlamente und die Gouverneure, welche die Anhänger der neuen Religion von den öffentlichen Ämtern ausschlossen. Den Reformierten von Bordeaux gestattete er, daß sie ihre Häuser beim Durchzug der Prozessionen ungeschmückt ließen, und er entband sie davon, vor Gericht auf den heiligen Antonius zu schwören. Doch mit dem Fortgang der königlichen Reise wurden die Beschränkungen des ohnehin sehr restriktiven Ediktes von Amboise noch verschärft. Im Juni untersagte der König den reformierten Kaufleuten, an den Feiertagen der römischen Kirche ihren Laden zu öffnen. Ebenfalls im Juni verbot er den Hugenotten, allerorten, wo der König weilte, das Abendmahl zu feiern. Im August untersagte er den Lehnsherren mit eigener Gerichtsbarkeit, außer ihren Vasallen und Dienern auch andere Personen zum reformierten Gottesdienst auf ihren Schlössern zuzulassen.
    Vergeblich suchten die Herren Brüder in dieser Schaukelpolitik, die von den Umständen oder dem Druck dritter Personen diktiert schien, ein festes Prinzip zu erkennen. Der König, vierzehnJahre alt, aber kindlicher geblieben, als es seinem Alter entsprach, hatte keinen anderen Willen als den der Regentin. Und Katharina, Großnichte Papst

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