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Fortune de France: Roman (German Edition)

Fortune de France: Roman (German Edition)

Titel: Fortune de France: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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Geoffroy de Caumont das Wort. Er war von den vier Brüdern der eifrigste Glaubensverfechter, dazu Prior von Brive sowie Abt von Uzerche, Vigeais und Clairac; doch hatte er nach seinem Übertritt zur Reformation diese Ämter und Pfründen nicht aufgegeben, sondern seine Schäflein und Klosterbrüder kurzerhand – und nicht mit den sanftesten Mitteln – zur reformierten Religion bekehrt.
    »Frau Base«, sprach er gestrengen Tones, »Ihr, die Ihr alle Tradition als heilig ansehet, solltet derjenigen der Frauen unserer Familie folgen und Eurem Ehegemahl gehorchen. Mit Eurem Starrsinn macht Ihr den Caumonts keine Ehre. Ihr übertrefft darin noch die störrischste Ziege. Habet acht, Frau Base, daß nicht Euerm Ehegemahl diese Halsstarrigkeit leid wird und er Euch davonjagt.«
    »Sollte mein Ehegemahl mich verstoßen«, erwiderte Isabelle mit zitternder Stimme, »bin ich mir Eurer Geneigtheit zu gewiß, mein Herr Vetter, als daß ich fürchten müßte, von Euch abgewiesen zu werden.«
    »Da täuscht Ihr Euch aber gehörig, Madame!« antwortete Geoffroy de Caumont mit finsterer Stirn. »Keiner würde Euch aufnehmen, weder ich noch meine Brüder, niemand von unseren Verwandten noch Freunden, und so würdet Ihr nirgendwo in der ganzen Provinz ein Unterkommen finden.«
    Isabelle sah dieser Möglichkeit tapfer ins Auge und sprach mit fester Stimme:
    »Monsieur, wenn Ihr Euch von mir wendet, so wird sich doch die Kirche nicht von mir wenden. Lieber will ich das elendeste Geschöpf auf Erden sein, als die Kirche um der Menschen willen zu verlassen.«
    »Götzendienerei!« rief mein Vater voller Schmerz und Zorn. »Die Kirche! Immer nur die Kirche! Und Gott, Madame, wie haltet Ihr’s mit Gott?«
    »Für mich«, antwortete Isabelle, »sind Gott und Kirche ein und dasselbe.«
    Auf diese Worte folgte ein bestürztes Schweigen, und schließlich sprach Geoffroy de Caumont in rasendem Zorn:
    »Madame, wenn Ihr, obwohl Euer Ehegemahl, Euer Bruder, Eure Söhne und Eure ganze Familie der reformierten Religion anhängen, weiterhin Papistin bleiben wolltet, würdet Ihr zwischen Euch und den Genannten alle natürlichen und heiligen Bande zertrennen. Und so würdet Ihr in aller Augen nicht mehr als das Eheweib, sondern als die Lustdirne des Barons von Siorac dastehen!«
    »Das mag wohl sein«, entgegnete Isabelle, sich aufrichtend, »doch dann, Monsieur, seid Ihr der Zuhälter dieser Dirne, denn Gott weiß, wie sehr Ihr auf die Heirat gedrängt habt.«
    Hierauf erbleichte Geoffroy de Caumont, und mein Vater, welchem die Worte »davonjagen« und »Dirne« ebensolchen Schmerz bereitet hatten wie Isabelle, erhob sich und sagte knapp, doch mit einiger Höflichkeit:
    »Madame, diese Unterredung hat Euch erschöpft. Wir werden sie beenden. Und mit Eurer Erlaubnis werde ich Euch in Eure Gemächer geleiten.«
    »Ich kann sehr gut allein gehen«, hielt Isabelle ihm entgegen. Mit Tränen in den Augen, doch unbesiegt und ungezähmt, drehte sie sich um und rauschte mit majestätisch schwingendem Rock zur Tür hinaus.
     
    Unerschütterlich dem Glauben ihrer Vorväter verhaftet, weigerte sich Isabelle, auch nur im kleinsten nachzugeben, und so dauerte der Streit zwischen ihr und meinem Vater über Monate und Jahre an und erschütterte Mespech bis in die Grundfesten. Die Drachensaat der Zwietracht und des Hasses, die dieser heftige Streit in unserer bis dato friedlichen, geordneten Gemeinschaft aufgehen ließ, entzweite nicht nur den Hausherrn und die Hausherrin, sondern riß auch Gräben unter dem Gesinde auf, verstörte die Kinder und führte zeitweilig sogar zur Uneinigkeit zwischen den Herren Brüdern, als es nämlich um die Entscheidung ging, ob Franchou der Dienst aufgekündigt werden sollte oder nicht.
    Trotz ihrer herrischen Allüren, ihrer Sticheleien und gelegentlichen sanften Stockschläge verstand es meine Mutter, ihre Kammerjungfern für sich einzunehmen, und so war ihr nach Cathau auch Franchou schon nach wenigen Monaten völlig ergeben.Die Herren Brüder und Pastor Duroy, welche nach der Herrin nunmehr die Dienerin zu bekehren suchten und dabei leichtes Spiel zu haben glaubten, mußten mit höchster Verwunderung feststellen, daß sie auf eine felsenharte Mauer stießen. Die roten Arme über ihrem üppigen Busen gekreuzt, erklärte Franchou unter Anrufung der Jungfrau Maria und aller Heiligen ganz kategorisch, sie wolle kein Wort hören von den bösen Sachen, welche die gnädige Frau zum Weinen gebracht, sie liebe die gnädige Frau und

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