Foundation 03: Der Aufbruch zu den Sternen
Irgendein Gehirn, nur kein gewöhnliches.«
»Aber was hat das damit zu tun, daß…«
»Dann fragen Sie sich einmal selbst, woher sein Interesse
für die Frau von Außerplanet kam.«
»Für Gladia? Ich hatte ihn gefragt, und er hat es
mir gesagt. Sie hat ihn an Sie erinnert, und die Ähnlichkeit ist
tatsächlich deutlich.«
»Und als Sie mir das vorher sagten, war ich amüsiert und
habe Sie gefragt, ob Sie ihm das geglaubt hätten. Ich frage
jetzt noch einmal. Glauben Sie ihm?«
»Warum sollte ich ihm nicht glauben?«
»Weil es nicht wahr ist. Es mag sein, daß die
Ähnlichkeit seine Aufmerksamkeit erregt hat, aber der wahre
Grund seines Interesses ist, daß die außerplanetarische
Frau eben das ist – eine Frau von Außerplanet. Sie ist auf
Solaria herangewachsen, unter Voraussetzungen und gesellschaftlichen
Axiomen, die anders sind als die auf Aurora. Er konnte deshalb ein
Gehirn studieren, das anders geprägt war als die unseren, und
daraus interessante Perspektiven gewinnen. Verstehen Sie das denn
nicht? Was das betrifft, warum interessiert er sich denn für Sie, Erdenmensch? Ist er so dumm, daß er sich einbildet,
Sie könnten ein auroranisches Problem lösen, wo Sie doch
nichts über Aurora wissen?«
Plötzlich schaltete sich wieder Daneel ein, und Baley zuckte
zusammen, als er seine Stimme hörte. Daneel sagte: »Dr.
Vasilia, Partner Elijah hat auf Solaria ein Problem gelöst,
obwohl er nichts über Solaria wußte.«
»Ja«, sagte Vasilia mürrisch, »das haben ja
alle Welten durch dieses Hyperwellenstück erfahren. Und es mag
auch sein, daß der Blitz einmal einschlägt, aber ich
glaube nicht, daß Han Fastolfe davon überzeugt ist, er
werde hintereinander zweimal an derselben Stelle einschlagen. Nein,
Erdenmensch, er ist in erster Linie deshalb von Ihnen angezogen
worden, weil Sie ein Erdenmensch sind. Sie besitzen auch ein fremdes
Gehirn, das er studieren und manipulieren kann.«
»Sie glauben doch sicher nicht, Dr. Vasilia, daß er ein
so großes Risiko eingehen und jemand nach Aurora rufen
würde, von dem er weiß, daß er keine Erfolgschance
hat – und das alles nur, um ein ungewöhnliches Gehirn zu
studieren.«
»Natürlich würde er das tun. Das versuche ich Ihnen
doch die ganze Zeit klarzumachen. Es gibt keine Krise für
Aurora, die er auch nur einen Augenblick lang für ebenso wichtig
halten würde wie die Lösung des Gehirnproblems. Ich kann
Ihnen genau sagen, was er antworten würde, wenn Sie ihn fragten.
Aurora könnte aufsteigen oder fallen, blühen oder
untergehen, und das alles wäre von geringem Belang im Vergleich
mit dem Problem des Gehirns, denn wenn menschliche Wesen das Gehirn
wirklich verstehen würden, würde man alles, was man
vielleicht im Lauf eines Jahrtausends der Vernachlässigung oder
der falschen Entscheidungen verloren hätte, in einem einzigen
Jahrzehnt geschickt geleiteter menschlicher Entwicklung
wiedergewinnen, die von seinem Traum der ›Psychohistorie‹
gelenkt würde. Dieselben Argumente würde er gebrauchen, um
alles zu rechtfertigen, Lügen, Grausamkeit, eben alles – einfach indem er sagte, daß alles dem Zweck diente, die
Kenntnisse um das Gehirn zu fördern.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, daß Dr. Fastolfe
grausam sein würde. Er ist der sanftmütigste Mensch, den
ich kenne.«
»Ist er das? Wie lange waren Sie mit ihm beisammen?«
»Ein paar Stunden auf der Erde vor drei Jahren. Einen Tag
jetzt hier auf Aurora.«
»Einen Tag. Einen ganzen lag. Ich war fast
dreißig Jahre lang ständig mit ihm beisammen und habe
seitdem seine Laufbahn mit einiger Aufmerksamkeit aus der Entfernung
verfolgt. Und Sie sind einen ganzen Tag mit ihm
beisammengewesen, Erdenmensch? Nun, hat er an jenem einen Tag nichts
getan, das Ihnen Angst gemacht oder Sie erniedrigt hat?«
Baley blieb stumm. Er dachte an den plötzlichen Angriff mit
dem Würzer, vor dem Daneel ihn bewahrt hatte, von dem Personal,
das ihm solche Schwierigkeiten bereitet hatte wegen seiner
Maskierungen; er dachte an den langen Spaziergang Draußen, der
den Sinn gehabt hatte, seine Fähigkeiten zu erproben, sich an
das Leben im Freien zu gewöhnen.
Vasilia hatte ihn angesehen und meinte jetzt: »Ich sehe,
daß er es getan hat. Ihr Gesicht, Erdenmensch, ist keine ganz
so gute Tarnung, wie Sie vielleicht glauben. Hat er Sie mit einer
Psychosonde bedroht?«
»Sie wurde erwähnt«, nickte Baley.
»Ein Tag – und er hat sie bereits erwähnt. Ich
nehme an, das hat in Ihnen ein unangenehmes
Weitere Kostenlose Bücher