Foundation 04: Das galaktische Imperium
Wahrheit zu sagen – auch in der ganzen Zeit
seitdem nicht mehr erlebt habe. Ich hätte es liebend gern meinem
Vater gezeigt; aber er war gerade auf einer Konferenz irgendwo auf
einer der anderen Welten.
Ich wußte nicht, wann er zurückkommen würde, und
legte mein Muster beiseite, sah es mir aber jeden Tag mit mehr
Interesse und größerer Faszination an. Schließlich
konnte ich nicht länger warten. Ich konnte es einfach nicht. Es
schien mir so wunderschön, daß ich die Vorstellung, es
könnte Schaden anrichten, einfach für lächerlich
hielt. Schließlich war ich nur ein Kind in der zweiten Klasse
und war noch nicht ganz aus der Zeit der Unverantwortlichkeit
herausgewachsen. Und so modifizierte ich Giskards Gehirn, indem ich
ihm das Muster einfügte.
Und es bewirkte keinen Schaden; das war sofort offensichtlich,
denn er reagierte mit vollkommener Leichtigkeit und war, wie mir
schien, viel schneller im Begreifen und viel intelligenter, als er
das vorher gewesen war. Ich fand ihn weit faszinierender und
liebenswerter als vorher.
Ich war entzückt und doch gleichzeitig auch nervös. Was
ich getan hatte – Giskard zu modifizieren, ohne das mit Fastolfe
abzusprechen –, widersprach eindeutig den Regeln, die Fastolfe
für mich aufgestellt hatte, und das wußte ich sehr wohl.
Und doch würde ich das, was ich getan hatte, nicht mehr
ungeschehen machen. Als ich Giskards Gehirn modifiziert hatte,
entschuldigte ich mich dafür bei mir selbst, indem ich sagte,
daß das nur für eine kleine Weile so bleiben würde
und daß ich später die Modifikation neutralisieren
würde. Als die Modifikation dann freilich vorgenommen war, wurde
mir ganz klar, daß ich sie nicht neutralisieren
würde. Ich würde das ganz einfach nicht tun.
Tatsächlich modifizierte ich Giskard seitdem nie wieder, aus
Angst, ich könnte das zerstören, was ich erreicht
hatte.
Und auch Fastolfe sagte ich nie, was ich getan hatte. Ich
zerstörte alle Aufzeichnungen des wunderbaren Musters, das ich
entwickelt hatte, und Fastolfe fand nie heraus, daß Giskard
ohne sein Wissen modifiziert worden war. Niemals.
Und dann trennten wir uns, Fastolfe und ich, und Fastolfe war
nicht bereit, Giskard aufzugeben. Ich schrie, daß er mir
gehöre und ich ihn liebe; aber Fastolfe ließ nie zu,
daß seine wohlwollende Freundlichkeit, mit der er sein ganzes
Leben lang so viel Aufhebens machte – dieses Getue, daß er
alle Dinge liebte, ob groß oder klein –, seinen
Wünschen im Wege stand. Ich erhielt andere Roboter, die mir
nichts bedeuteten; aber Giskard behielt er für sich.
Und als er starb, hinterließ er Giskard dieser
solarianischen Frau – ein letzter, bitterer Schlag für
mich.«
Amadiro hatte das Lachs-Mousse inzwischen zur Hälfte
gegessen. »Wenn Sie mir das alles nur erzählt haben, um zu
erreichen, daß das Eigentum an Giskard von der solarianischen
Frau auf Sie übertragen werden soll, so wird Ihnen das nichts
helfen. Ich habe Ihnen bereits erklärt, weshalb ich Fastolfes
Testament nicht umstoßen kann.«
»Es geht um mehr als nur das, Kendel«, sagte Vasilia.
»Viel mehr. Unendlich mehr. Wollen Sie, daß ich jetzt
aufhöre?«
Amadiros Lippen verzogen sich zu einem traurigen Grinsen.
»Jetzt, wo ich mir so viel davon angehört habe, will ich
den Verrückten spielen und mir auch noch den Rest
anhören.«
»Sie würden den Verrückten spielen, wenn Sie das
nicht täten, weil ich jetzt zur Sache komme. – Ich habe nie
aufgehört, an Giskard zu denken und wie grausam und ungerecht es
war, ihn mir wegzunehmen; aber irgendwie dachte ich nie wieder an
jenes Muster, mit dem ich ihn modifiziert hatte. Ich bin ganz sicher,
daß ich das Muster nicht hätte reproduzieren können,
selbst wenn ich es versucht hätte. Und nach alledem, woran ich
mich jetzt erinnern kann, glich es keinem anderen, das ich je in der
Robotik gesehen habe, bis – ja, bis ich ganz kurz, während
meines Aufenthaltes auf Solaria, etwas sah, was jenem Muster
ähnelte.
Das solarianische Muster schien mir vertraut, aber ich wußte
nicht, weshalb. Es bedurfte einiger Wochen intensiven Nachdenkens,
ehe ich aus den verborgenen Tiefen meines Unterbewußtseins den
flüchtigen Gedanken an jenes Muster herausgraben konnte, das ich
mir vor fünfundzwanzig Dekaden aus dem Nichts erträumt
hatte.
Obwohl ich mich nicht genau an mein Muster erinnern kann,
weiß ich, daß das solarianische Muster ein Hauch davon
war und nicht mehr. Es war lediglich die schwache Andeutung von
etwas, das ich in
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