Foundation 05: Das Foundation-Projekt
das wäre das Ende meiner beruflichen
Laufbahn.«
»Damit ist es ohnehin vorbei. Selbst wenn die Kaiserliche
Garde von einer Hinrichtung absehen sollte, können Sie sich
wirklich vorstellen, daß man Sie weiterhin als
Sicherheitsbeamtin tätig sein lassen wird?«
»Aber was soll ich dann tun? Wovon soll ich leben?«
»Darum werde ich mich kümmern, Miss Dubanqua. Ich werde
höchstwahrscheinlich, mit einem großzügigen
Stipendium für meine psychohistorischen Forschungen versehen, an
die Universität von Streeling zurückkehren, und dort findet
sich sicher auch für Sie noch ein Plätzchen.«
Mit großen Augen fragte Manella: »Warum sollten
Sie…?«
»Wie können Sie nur fragen?« antwortete Seldon.
»Sie haben Raych und mir das Leben gerettet. Und da soll ich
Ihnen nichts schuldig sein?«
Und alles kam so, wie er gesagt hatte. Seldon schied mit Anstand
aus dem Amt, das er zehn Jahre lang innegehabt hatte, und die
neugebildete Militärregierung, eine Junta unter Führung
einiger Offiziere der Kaiserlichen Garde und der Streitkräfte,
würdigte seine Verdienste in einem schamlos übertriebenen
Dankschreiben. Seldon kehrte an die Universität von Streeling
zurück, und Manella Dubanqua wurde von ihrem Posten als
Sicherheitsbeamtin abgelöst und begleitete ihn und seine
Familie.
4
Raych kam herein und hauchte sich auf die Hände. »Ich
bin durchaus dafür, beim Wetter für Abwechslung zu sorgen.
Auch wenn man unter einer Kuppel lebt, will man nicht, daß ein
Tag ist wie der andere. Aber heute hat man es mit der Kälte ein
wenig übertrieben, und obendrein auch noch auf Wind zu schalten
– höchste Zeit für eine Beschwerde beim Wetterzentrum,
finde ich.«
»Ich glaube nicht, daß die Schuld beim Wetterzentrum
liegt. Es wird allgemein schwieriger, die Dinge unter Kontrolle zu
behalten.«
»Ich weiß. Der Verfall.« Raych strich sich mit dem
Handrücken über seinen dichten, schwarzen Schnauzbart. Das
tat er oft, wie um sich für die Monate in Wye schadlos zu
halten, die er als Bartloser hatte zubringen müssen. Er hatte um
die Taille ein wenig angesetzt und wirkte insgesamt sehr behäbig
und bürgerlich. Selbst sein dahlitischer Akzent war
schwächer geworden.
Nun zog er seinen leichten Overall aus und sagte: »Und wie
geht’s unserem alten Geburtstagskind?«
»Es grollt. Warte nur, mein Sohn. Irgendwann in nächster
Zeit wirst du deinen vierzigsten Geburtstag feiern. Dann werden wir
ja sehen, ob du das auch so komisch findest.«
»Nicht so komisch wie sechzig.«
»Hört auf, darüber zu spotten.« Manella hatte
Raychs Hände gerieben, um sie zu wärmen.
Seldon breitete resignierend die Arme aus. »Wir machen alles
falsch, Raych. Deine Frau ist der Ansicht, das andauernde Gerede
über meinen Sechzigsten hätte Klein-Wanda in Depressionen
gestürzt, weil sie denkt, ich könnte bald
sterben.«
»Tatsächlich?« sagte Raych. »Dann wird mir
manches klar. Ich war eben bei ihr, und noch ehe ich ein Wort sagen
konnte, überfiel sie mich damit, sie habe einen schlimmen Traum
gehabt. Ging es dabei um deinen Tod?«
»Offenbar ja«, sagte Seldon.
»Na, sie wird schon darüber hinwegkommen. Gegen schlimme
Träume kann man nichts machen.«
»Ich nehme das nicht auf die leichte Schulter«, sagte
Manella. »Sie grübelt ständig darüber nach, und
das ist nicht gut. Ich werde der Sache auf den Grund gehen.«
»Wie du meinst, Manella«, stimmte Raych
liebenswürdig zu. »Du bist mein geliebtes Eheweib, und was
immer du – über Wanda – sagst, ist mir Befehl.«
Damit strich er sich wieder über seinen Schnurrbart.
Sein geliebtes Eheweib! Es war gar nicht so einfach gewesen, sie
dazu zu machen. Raych hatte nicht vergessen, wie seine Mutter sich
verhalten hatte, als diese Möglichkeit auftauchte.
Alpträume war das Stichwort. Er war es doch, den in
regelmäßigen Abständen Alpträume quälten,
in denen er der aufgebrachten Dors Venabili erneut die Stirn bieten
mußte.
5
Das erste, woran Raych sich deutlich erinnerte, nachdem er die
Schrecken seines Desperatrausches überwunden hatte, war das
Gefühl, rasiert zu werden.
Er spürte das Vibromesser über seine Wange gleiten und
flüsterte: »Bleiben Sie bloß meiner Oberlippe fern.
Ich will meinen Schnurrbart wiederhaben.«
Der Barbier, der bereits von Seldon diesbezüglich Anweisungen
erhalten hatte, hielt ihm zur Beruhigung einen Spiegel vor.
Dann sagte Dors Venabili, die an seinem Bett saß:
»Laß ihn nur machen, Raych. Du darfst
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