Foundation 05: Das Foundation-Projekt
dich nicht
aufregen.«
Raychs Augen ruhten kurz auf ihr, aber er schwieg. Als der Barbier
gegangen war, fragte Dors: »Wie fühlst du dich, mein
Junge?«
»Miserabel«, murmelte er. »Ich bin so deprimiert,
es ist nicht auszuhalten.«
»Das sind die Nachwirkungen des Desperat, mit dem man dich
vollgepumpt hat. Das gibt sich irgendwann.«
»Kann ich mir nicht vorstellen. Wie lange geht das denn schon
so?«
»Unwichtig. Es dauert eben seine Zeit. Du warst voll bis zum
Stehkragen.«
Er sah sich unruhig um. »Ist Manella noch nicht
hiergewesen?«
»Dieses Weib?« (Raych gewöhnte sich allmählich
daran, daß Dors nur mit diesen Worten und in diesem Tonfall von
Manella sprach.) »Nein. Du darfst noch keinen Besuch
empfangen.«
Dann sah sie Raychs Gesichtsausdruck und fügte hastig hinzu:
»Ich bin eine Ausnahme, Raych, schließlich bin ich deine
Mutter. Warum willst du überhaupt, daß dieses Weib dich so
sieht? Niemand sollte dich in dieser Verfassung sehen.«
»Ein Grund mehr, daß sie kommt«, murrte Raych.
»Sie soll mich von meiner schlimmsten Seite kennenlernen.«
Kraftlos wälzte er sich auf die Seite. »Ich will
schlafen.«
Dors Venabili schüttelte den Kopf. Später sagte sie zu
Seldon: »Ich weiß nicht, was wir mit Raych noch machen
sollen, Hari. Er ist so uneinsichtig.«
»Er ist nicht gesund, Dors«, beschwichtigte Seldon.
»Laß dem jungen Mann doch ein wenig Zeit.«
»Immer wieder jammert er nach diesem Weib. Wie heißt
sie noch?«
»Manella Dubanqua. Der Name ist doch nicht schwer zu
behalten.«
»Ich glaube, er will einen Hausstand mit ihr gründen.
Mit ihr zusammenziehen. Sie heiraten.«
Seldon zuckte die Achseln. »Raych ist dreißig –
alt genug, um zu wissen, was er will.«
»Als seine Eltern haben wir da wohl auch noch ein
Wörtchen mitzureden.«
Hari seufzte. »Wie ich dich kenne, hast du dir das ohnehin
nicht nehmen lassen, Dors. Und er hat dir zugehört und wird
genau das tun, was er für richtig hält.«
»Ist das dein letztes Wort? Willst du wirklich tatenlos
zusehen, wie er Pläne macht, so eine Frau zu heiraten?«
»Was erwartest du von mir, Dors? Raych verdankt Manella sein
Leben. Verlangst du, daß er das vergißt? Nebenbei
bemerkt, hat sie auch mich gerettet.«
Damit hatte er offenbar Öl ins Feuer gegossen. »Und du
hast sie gerettet. Damit seid ihr quitt.«
»Ich habe nicht direkt…«
»Natürlich hast du das. Die militärischen
Verbrecher, die jetzt an der Spitze des Imperiums stehen, hätten
sie einfach abgeschlachtet, wenn du nicht eingegriffen und sie mit
deinem Rücktritt vom Kanzleramt und deiner Unterstützung
für die neue Regierung freigekauft hättest.«
»Auch wenn damit meine Schuld beglichen wäre, was
ich übrigens nicht glaube, so gilt das noch nicht für
Raych. Und noch etwas, meine Liebe, ich würde mich an deiner
Stelle hüten, mich in so abfälligen Worten über unsere
Regierung zu äußern. Seit Cleons Tod haben sich die Zeiten
geändert, und es gibt immer Spitzel, die jedes Wort
weitertragen.«
»Lassen wir das. Ich mag dieses Weib jedenfalls nicht. Das
wird ja hoffentlich noch gestattet sein.«
»Das schon, aber es wird dir nichts nützen.«
Gedankenverloren sah Hari zu Boden. Aus Dors’ sonst so
unergründlichen schwarzen Augen schossen wütende Blitze.
Hari blickte auf.
»Ich wüßte nur gerne, warum, Dors? Warum
lehnst du Manella ab? Sie hat uns das Leben gerettet. Wenn sie nicht
so rasch gehandelt hätte, wären Raych und ich jetzt
tot.«
»Gewiß, Hari«, fauchte Dors, »wer
wüßte das besser als ich? Und wenn sie nicht gewesen
wäre, ich hätte überhaupt nichts unternehmen
können, um deine Ermordung zu verhindern. Du findest
wahrscheinlich, ich müßte dankbar sein. Aber jedesmal,
wenn ich dieses Weib ansehe, werde ich an mein eigenes Versagen
erinnert. Ich weiß, solche Gefühle sind irrational –
und ich habe keine Erklärung dafür. Also verlange nicht von
mir, sie gern zu haben, Hari, denn das kann ich nicht.«
Doch schon am nächsten Tag mußte Dors klein beigeben,
als der Arzt sagte: »Ihr Sohn möchte, daß ihn eine
Frau namens Manella besucht.«
»Er ist nicht in der Verfassung, um Besuch zu
empfangen«, fuhr Dors ihn an.
»Ganz im Gegenteil, es geht ihm soweit ganz gut.
Außerdem besteht er darauf, und zwar mit äußerster
Hartnäckigkeit. Ich halte es nicht für ratsam, ihm den
Wunsch abzuschlagen.«
Also ließ man Manella kommen. Raych begrüßte sie
überschwenglich und ließ zum ersten Mal seit
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