Foundation 07: Die Rettung des Imperiums
zäh wirkenden Umschlag heraus. Er nahm es entgegen
und gab sich große Mühe, sich seine Erregung nicht
anmerken zu lassen.
Als Seldon sich später wieder die Mütze übers Haar
zog, hob Regentropfen Dreiundvierzig die Hände noch einmal an
die Nase und leckte sich dann plötzlich schnell und sachte einen
Finger.
47
»Ihr Haar hat sie betastet?« sagte Dors Venabili und sah
dabei Seldons Haar an, als wäre ihr selbst danach, es zu
berühren.
Seldon wich unwillkürlich zurück. »Bitte nicht. Bei
der Frau hat das wie eine Perversion gewirkt.«
»Das war es wahrscheinlich auch – von ihrem Standpunkt
aus. Ihnen selbst hat es kein Vergnügen bereitet?«
»Vergnügen? Eine Gänsehaut hatte ich dabei. Ich
konnte erst wieder atmen, als sie endlich aufhörte. Und dabei
dachte ich die ganze Zeit: Was wird sie noch für Bedingungen
stellen?«
Dors lachte. »Hatten Sie Angst, sie würde Sie zum Sex
zwingen? Oder hofften Sie es vielleicht?«
»Ich kann Ihnen versichern, daß ich gar nicht zu denken
wagte. Ich wollte bloß das Buch.«
Sie waren in ihrem Zimmer, und Dors schaltete ihren Felddistorter
ein, um sicherzugehen, daß man sie nicht belauschte.
Die mykogenische Nacht setzte gerade ein. Seldon hatte die
Mütze abgenommen, den Kittel ausgezogen und ein Bad genommen.
Seinem Haar hatte er dabei besondere Aufmerksamkeit gewidmet, es
zweimal eingeschäumt und abgespült. Jetzt saß er mit
einem leichten Nachtgewand bekleidet, das er im Schrank vorgefunden
hatte, auf seiner Pritsche.
»Wußte sie, daß Sie Haare auf der Brust
haben?« fragte Dors verschmitzt.
»Ich hoffte ernsthaft, daß sie nicht daran denken
würde.«
»Armer Hari. Das war alles völlig natürlich, wissen
Sie. Wahrscheinlich hätte ich ähnliche Probleme gehabt,
wenn ich mit einem Bruder allein gewesen wäre. Wahrscheinlich
sogar noch schlimmere, da er ja schließlich glauben muß
– so wie die mykogenische Gesellschaft beschaffen ist –,
daß ich als Weib verpflichtet wäre, seinen Anweisungen
unverzüglich Gehorsam zu leisten.«
»Nein, Dors. Sie mögen jetzt glauben, daß es
völlig natürlich war, aber Sie haben das nicht erlebt. Die
arme Frau befand sich in einem Zustand höchster sexueller
Erregung. Sie hat alle ihre Sinne eingesetzt… an ihren Fingern
gerochen, sie abgeleckt. Wenn sie es fertiggebracht hätte, das
Haar wachsen zu hören, hätte sie gebannt
gelauscht.«
»Aber das meine ich doch mit ›natürlich‹.
Alles, was man mit Verboten belegt, gewinnt sexuelle
Attraktivität. Würden Sie sich denn sonderlich für die
Brüste einer Frau interessieren, wenn Sie in einer Gesellschaft
lebten, wo man sie die ganze Zeit zur Schau stellt?«
»Ich denke schon.«
»Wären Sie nicht stärker interessiert, wenn
sie stets verborgen wären, wie das in den meisten Gemeinschaften
der Fall ist? – Hören Sie, ich will Ihnen etwas
erzählen, was mir einmal widerfahren ist. Ich war in einem
Ausflugsort an einem See, zu Hause auf Cinna… Ich nehme an, so
etwas gibt es auf Helicon auch, Strände und
dergleichen?«
»Natürlich«, sagte Seldon leicht verstimmt.
»Was glauben Sie denn, was Helicon ist? Eine Welt aus Felsen und
Bergen, wo es nur Quellwasser zu trinken gibt?«
»Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten. Ich möchte ja
nur ganz sicher sein, daß Sie verstehen, worauf ich mit meiner
Geschichte hinaus möchte. An unseren Stränden in Cinna sind
wir in bezug auf das, was wir tragen, recht locker. Oder das, was wir
nicht tragen.«
»Nacktbadestrände?«
»Das eigentlich nicht, obwohl sich vermutlich keiner viel
daraus machen würde, wenn jemand sich völlig ausziehen
würde. Es ist üblich, ein Minimum an Kleidung zu tragen,
aber ich muß zugeben, daß dieses Minimum nur sehr wenig
der Phantasie überläßt.«
»Auf Helicon haben wir etwas höhere Moralbegriffe«,
sagte Seldon.
»Ja, das merkt man an der Art und Weise, wie Sie mich
behandeln, aber jedem das Seine. Jedenfalls saß ich an dem
kleinen Strand am See, und ein junger Mann kam heran, mit dem ich
mich eine Weile vorher unterhalten hatte. Er war ein netter Bursche,
an dem ich nichts auszusetzen hatte. Er setzte sich auf die Armlehne
meines Stuhls und legte dabei, um sich zu stützen, die rechte
Hand auf meinen linken Schenkel, der natürlich nackt war.
Nachdem wir ein oder zwei Minuten miteinander geredet hatten,
meinte er spitzbübisch: ›Da bin ich. Sie kennen mich kaum,
und doch kommt es mir völlig natürlich vor, daß ich
meine Hand auf Ihren Schenkel
Weitere Kostenlose Bücher