Foundation 07: Die Rettung des Imperiums
etwas verlegen. »Aber ich dachte nicht, daß es das Buch wäre.«
»Das ist wirklich alles, was ich will«, sagte Seldon.
»Ich habe bestimmt an nichts anderes gedacht. Wenn Sie mich
hierher gebracht haben, weil Sie dachten…«
Sie ließ ihn den Satz nicht zu Ende sprechen. »Aber
jetzt sind wir hier. Wollen Sie das Buch jetzt oder nicht?«
»Bieten Sie an, es mir zu zeigen?«
»Unter einer Bedingung.«
Seldon überlegte und versuchte abzuwägen, ob er
ernsthafte Schwierigkeiten bekommen könnte, wenn er etwa die
Hemmungen der Schwester in stärkerem Maße verdrängt
hatte, als er das beabsichtigt hatte. »Unter welcher
Bedingung?« fragte er.
Regentropfen Dreiundvierzigs Zunge kam zum Vorschein und fuhr
über die Lippen. Dann sagte sie mit einem leichten Zittern in
der Stimme: »Unter der Bedingung, daß Sie Ihre Mütze
abnehmen.«
46
Hari Seldon starrte Regentropfen Dreiundvierzig verblüfft an.
Einen Augenblick lang hatte er keine Ahnung, wovon sie sprach. Er
hatte vergessen, daß er eine Mütze trug.
Dann griff er sich an den Kopf und spürte zum erstenmal
bewußt die Mütze. Sie war glatt, aber er spürte sein
Haar darunter.
»Warum?« sagte er, immer noch tastend.
»Weil ich es möchte«, sagte sie. »Weil das
meine Bedingung ist, wenn Sie das Buch sehen wollen.«
»Nun, wenn Sie es wirklich wollen«, sagte er, und seine
Hand tastete nach dem Rand der Mütze, um sie
herunterzuziehen.
»Nein, lassen Sie mich das tun«, sagte sie. »Ich
will das selbst machen.« Ihre Augen musterten ihn hungrig.
Seldon ließ die Hände sinken. »Nun gut, dann tun
Sie es.«
Die Schwester stand auf und nahm neben ihm auf dem Bett Platz.
Langsam, vorsichtig, löste sie ihm die Mütze vor seinem Ohr
vom Kopf. Wieder leckte sie sich über die Lippen, und als sie
die Mütze von seiner Stirn löste, ging ihr Atem heftig.
Dann hielt sie sie in der Hand, und Seldons Haar schien sich, erfreut
über die zurückgewonnene Freiheit, aufzurichten.
Er meinte etwas bedrückt: »Wahrscheinlich schwitze ich
an der Kopfhaut, weil mein Haar die ganze Zeit von der Mütze
bedeckt war. In dem Fall dürfte es feucht sein.«
Er hob die Hand, wie um nachzuprüfen, ob es so war, aber sie
wehrte sie ab. »Das mache ich«, sagte sie. »Das ist
Teil meiner Bedingung.«
Ihre Finger berührten zögernd sein Haar und lösten
sich dann wieder davon. Dann berührte sie es erneut und strich
ganz sachte darüber.
»Es ist trocken«, sagte sie. »Es fühlt
sich… gut an.«
»Haben Sie je zuvor Kopfhaar berührt?«
»Nur manchmal an Kindern. Dies… ist anders.« Wieder
strich sie darüber.
»In welcher Hinsicht?« Seldon schaffte es, trotz seiner
Verlegenheit, neugierig zu sein.
»Das kann ich nicht sagen. Es ist nur eben…
anders.«
Nach einer Weile sagte er: »Haben Sie jetzt genug?«
»Nein, Sie dürfen mich nicht drängen. Können
Sie erreichen, daß es so liegt, wie Sie das wollen?«
»Nein, eigentlich nicht. Es fällt natürlich, aber
dazu brauche ich einen Kamm, und den habe ich nicht bei
mir.«
»Einen was?«
»Das ist ein Gegenstand mit Zähnen… äh so
etwas wie eine Gabel… aber es sind wesentlich mehr Zähne,
und sie sind etwas weicher.«
»Können Sie denn nicht die Finger benutzen?« Sie
fuhr ihm mit den Fingern durchs Haar.
»Irgendwie schon«, sagte er. »Aber das nützt
nicht viel.«
»Hinten ist es stoppelig.«
»Dort ist das Haar kürzer.«
Jetzt schien Regentropfen Dreiundvierzig sich an etwas zu
erinnern. »Die Augenbrauen«, sagte sie. »So nennt man
sie doch, oder?« Sie zog die Streifen ab und fuhr ihm mit den
Fingern gegen den Strich durch den sanft geschwungenen Haarbogen.
»Das ist nett«, sagte sie und lachte schrill, so
daß er sich fast an das Kichern ihrer jüngeren Schwester
erinnert fühlte. »Die sind nett.«
Seldon wurde allmählich ungeduldig. »Gehört noch
etwas zu der Bedingung?«
In dem schwachen Licht sah Regentropfen Dreiundvierzig so aus, als
überlegte sie, seine Frage zu bejahen, aber sie sagte nichts.
Vielmehr zog sie plötzlich die Hände zurück und hob
sie an die Nase. Seldon fragte sich, was sie wohl riechen mochte.
»Wie seltsam«, sagte sie. »Darf ich… darf ich
das ein andermal wieder tun?«
Seldon wurde die Situation immer peinlicher. »Wenn Sie mir
das Buch lange genug geben, daß ich es studieren kann…
vielleicht.«
Regentropfen Dreiundvierzig griff in einen Schlitz in ihrem Kittel
und holte aus einer versteckten Innentasche ein Buch mit einem
flexiblen,
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