Foundation 08: Foundation
Sie doch, es gibt keinen Fall in der
Militärgeschichte, bei dem die Angreifer, wenn sie ihre
Einschließung vollenden konnten, nicht letzten Endes gesiegt
haben, es sei denn, außerhalb der Sphäre existierte eine
ausreichend starke Flotte, die die Einschließung durchbrechen
kann.«
»Wenn Sie es sagen.«
»Und Sie bleiben trotzdem bei Ihrer
Überzeugung.«
»Ja.«
Riose zuckte die Achseln. »Bitte sehr.«
Barr ließ das zornige Schweigen einen Augenblick andauern.
Dann fragte er ruhig: »Haben Sie eine Antwort vom Kaiser
erhalten?«
Riose nahm sich eine Zigarette aus einem Wandbehälter hinter
seinem Kopf, steckte sich eine Filterspitze zwischen die Lippen und
zog vorsichtig, bis sie brannte. »Sie meinen meine Bitte um
Verstärkung? Die Antwort ist gekommen, aber mehr als eine
Antwort war es nicht.«
»Keine Schiffe.«
»Keine. Damit hatte ich halb und halb gerechnet. Offen
gesagt, Patrizier, ich hätte mich von Ihren Theorien gar nicht
erst dazu verleiten lassen sollen, sie zu verlangen. Es setzt mich in
ein falsches Licht.«
»Ach ja?«
»Unbedingt. Schiffe sind sehr gefragt. Die Bürgerkriege
der letzten beiden Jahrhunderte haben mehr als die Hälfte der
Großen Flotte vernichtet, und was übrig ist, ist in sehr
schlechtem Zustand. Die Schiffe, die wir heute bauen, sind nichts
mehr wert. Ich glaube nicht, daß es noch einen Menschen in der
Galaxis gibt, der einen erstklassigen hyperatomaren Antrieb
konstruieren kann.«
»Das weiß ich«, antwortete der Siwenner
nachdenklich. »Ich wußte nicht, daß Sie es
wissen. Seine kaiserliche Majestät kann also keine Schiffe
entbehren. Die Psychohistorie könnte das vorausgesehen haben.
Wahrscheinlich hat sie es vorausgesehen. Ich möchte sagen,
daß Hari Seldons tote Hand die erste Runde gewinnt.«
»Ich habe auch so genug Schiffe«, gab Riose scharf
zurück. »Ihr Seldon gewinnt gar nichts. Falls die Lage
ernster werden sollte, werden weitere Schiffe verfügbar
sein. Bisher kennt der Kaiser die Geschichte noch nicht
vollständig.«
»So? Warum haben Sie sie ihm nicht mitgeteilt?«
»Das ist doch klar – Ihrer Theorien wegen.« Riose
verzog ironisch das Gesicht. »Die Geschichte ist, bei allem
Respekt, von vorn bis hinten unwahrscheinlich. Wenn die Entwicklung
sie verbürgt, wenn die Ereignisse mir Beweise liefern, dann,
aber nur dann, werde ich erklären, daß es um Leben und Tod
geht.
Und außerdem«, bemerkte Riose leichthin, »schmeckt
sie, solange sie nicht von Tatsachen gestützt wird, nach
Majestätsbeleidigung, was Seiner kaiserlichen Majestät kaum
gefallen kann.«
Der alte Patrizier lächelte. »Sie meinen, wenn Sie ihm
erzählen, sein erhabener Thron sei in Gefahr, von einem Haufen
zerlumpter Barbaren am Ende des Universums umgestürzt zu werden,
sei das keine Warnung, die geglaubt oder beherzigt werden würde.
Sie erwarten also gar nichts von ihm.«
»Falls Sie einen Sonderbevollmächtigten als gar nichts
rechnen.«
»Und warum schickt er einen
Sonderbevollmächtigten?«
»Das ist ein alter Brauch. Bei jeder militärischen
Kampagne, die unter der Schirmherrschaft der Regierung steht, ist ein
direkter Vertreter der Krone anwesend.«
»Wirklich? Warum?«
»Es ist eine Methode, bei allen Kampagnen die
persönliche kaiserliche Führerschaft zu symbolisieren. Sie
hat dazu die zweite Funktion gewonnen, die Treue der Generale zu
gewährleisten. In dieser Beziehung verbürgt sie nicht immer
Erfolg.«
»Das wird Ihnen unbequem werden, General. Die
Fremdautorität meine ich.«
»Sicher.« Riose errötete leicht. »Aber es
läßt sich nichts dagegen machen…«
Der Empfänger an der Hand des Generals wurde warm. Mit einem
unauffälligen Ruck sprang der Kommunikationszylinder in seinen
Schlitz. Riose rollte ihn auf. »Gut! Das ist es!«
Ducem Barr hob etwas erstaunt eine Augenbraue.
Riose sagte: »Sie wissen doch, wir haben einen von diesen
Händlern gefangen. Lebend – und mit intaktem
Schiff.«
»Ich habe davon gehört.«
»Gerade hat man den Mann gebracht, und wir werden ihn in
einer Minute hier haben. Sie bleiben sitzen, Patrizier. Ich
möchte Sie dabei haben, wenn ich ihn befrage. Deshalb habe ich
Sie heute ja herkommen lassen. Vielleicht verstehen Sie ihn, wenn mir
wichtige Punkte entgehen.«
Das Türsignal erklang, der General berührte mit dem Zeh
einen Kontakt, und die Tür schwang auf. Der Mann auf der
Schwelle war groß und bärtig. Er trug einen kurzen Mantel
aus weichem, lederartigem Plastik, dessen Kapuze er in den
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