Foundation 09: Die Suche nach der Erde
mich an diese
Einsilbigkeit nie gewöhnen können!
Zweihundertdreiundfünfzig Silben hat der Name, und wir benutzen
nur eine! Warum ist er nicht mitsamt seinen
zweihundertdreiundfünfzig Silben mitgekommen? Wenn das alles so
wichtig ist – wenn Gaias Existenz selbst davon abhängt
–, weshalb kommt er dann nicht mit, um uns richtig
anzuleiten?«
»Ich bin doch da, Trev«, sagte Wonne, »und
ich bin genauso gut Gaia wie er.« Sie widmete ihm aus ihren
dunklen Augen von unten herauf einen kurzen Seitenblick. »Dann
empfinden Sie es wohl als ärgerlich, daß ich Sie
›Trev‹ nenne?«
»Ja, ganz richtig. Ich habe ein Recht auf meine Eigenheiten,
so wie Sie ein Recht auf Ihre Eigentümlichkeiten haben. Mein
Name lautet Trevize. Zwei Silben. Trevize.«
»Ich werde mich gerne danach richten. Ich möchte nicht,
daß Sie meinetwegen wütend sind, Trevize.«
»Ich bin nicht wütend. Ich ärgere mich
bloß.« Plötzlich stand er auf und stapfte vom einen
zum anderen Ende der Räumlichkeit, stieg unterwegs über die
ausgestreckten Beine Pelorats (der sie daraufhin hastig einzog), dann
wieder zurück. Er blieb stehen, drehte sich um und wandte sich
an Wonne.
Er deutete mit dem Finger auf sie. »Hören Sie mal zu!
Ich bin nicht mein eigener Herr. Ich bin von Terminus nach Gaia
dirigiert worden – und als ich zu vermuten anfing, daß es
sich so verhält, war es schon zu spät, um noch etwas daran
ändern zu können. Und dann, als ich auf Gaia eintreffe,
teilt man mir mit, der Zweck von allem besteht nur darin, daß
ich Gaia rette. Wieso? Und wie? Was soll mir Gaia denn bedeuten
– oder was bedeute ich Gaia –, daß ich sie retten
müßte? Gibt es unter den Quintillionen Menschen in der
Galaxis keinen anderen, der sich für diese Aufgabe
eignet?«
»Bitte, Trevize«, sagte Wonne, der man auf einmal eine
gewisse Niedergeschlagenheit anmerkte, während gleichzeitig alle
spielerische Affektiertheit von ihr wich, »seien Sie nicht so
verärgert. Sehen Sie, ich benutze Ihren Namen, wie’s sich
für Ihre Begriffe gehört, und ich bemühe mich,
ernsthaft zu sein. Dom hat Sie um Geduld gebeten.«
»Bei allen Planeten der Galaxis, bewohnbar oder nicht, ich
will nicht geduldig sein! Wenn ich so wichtig bin, habe ich dann
nicht wenigstens eine Erklärung verdient?! Und da wir ohnehin
gerade dabei sind, Fragen zu stellen, frage ich noch einmal: Warum
begleitet Dom uns nicht? Ist ihm die ganze Sache zu unwichtig, um mit
uns hier an Bord der Far Star zu gehen?«
»Er ist hier, Trevize«, entgegnete Wonne.
»Solange ich anwesend bin, ist er auch da, genau wie sich mit
mir jeder auf Gaia an Bord aufhält, jedes lebende Ding ebenso
wie jedes einzelne Stückchen des Planeten.«
»Sie geben sich mit der Einstellung zufrieden,
daß es so ist, aber meine Art des Denkens ist das nun einmal
nicht. Ich bin kein Gaianer. Unsereins kann nicht einen ganzen
Planeten in ein Raumschiff packen, wir können nur eine Person
mit an Bord nehmen. Wir haben nun Sie an Bord, und Dom ist ein Teil
von Ihnen. Na schön. Aber weshalb konnten wir nicht Dom
mitnehmen und Sie als Teil von ihm auffassen?«
»Zunächst einmal war es Pels Wunsch, ich meine, Pelorats
Wunsch, daß ich mit Ihnen an Bord des Raumschiffs gehe«,
antwortete Wonne. »Ich, nicht Dom.«
»Das war nur zuvorkommend von ihm. Wie kann man sowas denn
ernst nehmen?«
»Oho, nun machen Sie aber mal einen Punkt, mein Bester!«
sagte Pelorat und stand auf. »Das war mein völliger Ernst.
Ich möchte nicht, daß meine Meinungsäußerungen
derartig abgetan werden. Ich akzeptiere die Tatsache, daß es
unwesentlich ist, welche Komponente Gaias sich bei uns an Bord
befindet, und trotzdem ist es mir angenehmer, Wonne statt Dom im
Schiff zu haben, und das gleiche sollte ja wohl für Sie gelten!
Kommen Sie, Golan, Sie benehmen sich kindisch!«
»Ich?« meinte Trevize mit finsterer Miene. »Ich? Na gut, von mir aus. Trotzdem…« – wieder zeigte er
mit dem Finger auf Wonne – »…was man auch von mir
erwartet, ich werde es ganz bestimmt nicht tun, wenn man mich nicht
wie einen Menschen behandelt. Also stellen wir mal zwei Fragen an den
Anfang. Was soll ich machen? Und warum gerade ich?«
Wonne wich mit geweiteten Augen zurück. »Bitte«,
sagte sie, »ich kann Ihnen jetzt darüber nichts mitteilen.
Das kann nicht einmal die Gesamtheit Gaias. Sie müssen mitkommen, ohne irgend etwas vorher zu wissen. Sie dürfen alles Weitere erst erfahren, wenn wir am Ziel sind. Dann werden
Sie tun, was Sie tun
Weitere Kostenlose Bücher