Fräulein Hallo und der Bauernkaiser
zuzuhören. Wenn die Geld ausgeben, dann wollen sie dafür etwas Handfestes, denen können sie nicht mit so fleischlosem Hokuspokus kommen! Mein Herr, Sie sind ein guter Mensch, vielleicht klammern Sie sich nur ein wenig zu sehr an Ihre Bücher – und ich, ich bin auch kein schlechter Mensch, auch wenn ich nicht studiert habe. Wenn man aus uns beiden eine Person machen würde, das wäre sehr chic, wir würden die Gesellschaft verstehen und wären auch noch gebildet.
LIAO YIWU:
Sie fragen nicht, was ich mache?
FRÄULEIN WANG:
Nein. Und wenn, Sie würden nicht die Wahrheit sagen. Und ich, ich spreche kein Hochchinesisch, sie können hören, dass ich aus Gongzi stamme. Aus den ländlichen Gebieten von Sichuan kommen besonders viele Wanderarbeiter, dabei können viele Provinzen, viele Städte, ja, selbst die Regionen das Problem mit den von den Betrieben freigesetzten Leuten nicht lösen – woher soll da noch die Arbeit für die Ortsfremden kommen? Ich wage zu behaupten, wenn man alle Arbeitsmöglichkeiten im ganzen Land an Leute aus Sichuan vergeben würde, dann würde das auch noch laufen, so viele sind das. Die Sichuan-Leute halten besonders viel aus. In unserem Dorf haben sich alle jungen Männer und Frauen davongemacht, nur wer nichts konnte (von den Alten, Kindern, Kranken und Behinderten einmal abgesehen) blieb zu Hause. Ich bin mit 15 Jahren zusammen mit Mädchen aus dem Dorf davon, wir waren eine große Gruppe von sieben oder acht, und sind runter nach Guangzhou.
LIAO YIWU:
Wurden sie von Menschenhändlern entführt? Sind Sie verkauft worden?
FRÄULEIN WANG:
Ich wusste längst, was es heißt, die Fliege zu machen, ich war nicht dumm. Als wir in Guangzhou ankamen, machten alle die Fliege und suchten Arbeit, ich fand Gelegenheitsjobs in Restaurants, 300 Yuan im Monat, Wohnen und Verpflegung inklusive. Aber das lief auch nicht so glatt. Wenn die Gäste besoffen waren, wurden sie aufdringlich. Auch der Chef hat ständig an mir herumgefummelt und mir an den Hintern gefasst. So sind wir ein Jahr lang gegeneinander gerumpelt, dann bekam der Chef mich durch Betrug in die Hand und ich wurde seine Geliebte.
Eines Tages kam Ma aus unserem Dorf gelaufen und sagte, was ist denn das für ein Geliebter, dein Chef da, der hat dich für nichts bekommen und hält dich billig, ich stelle dir einen vor, der ist nicht nur jung, sondern auch spendabel. Und dann führte sie mich zu einem Nachtklub in der Stadt Dongwan, wo ich unter einer Gruppe von anderen Tischmädchen ein paar jungen Männern beim Trinken Gesellschaft leistete. Ich hatte gar nichts getan, und irgendwer drückte mir 200 Yuan in die Hand. Das war mal eine einfache Art, sein Geld zu verdienen! Ich trank die halbe Nacht und war sturzbetrunken, da hat mich irgendeiner in irgendeinem Zimmer bis auf die Haut ausgezogen. Mein Kopf war schwer und meine Füße leicht, trotzdem bekam ich mit, was passierte, und ich schützte instinktiv meinen Unterleib. Aber der Gast war keiner von der groben Sorte, er streichelte meine Brüste und sagte: »Ich lege noch zweihundert für einen Schuss drauf, wie wär’s?« Ich zeigte ihm drei Finger und er sagte: »Na gut, dann dreihundert.« Und dann stieg er auf mich drauf.
Als ich am Tag drauf wach wurde, fühlte ich mich übervorteilt und suchte Fräulein Ma auf. Sie aber sagte: »Du hast einen ganzen Abend nichts weiter getan und dafür 500 auf die Hand bekommen! Wenn du das ein Jahr machst, kannst du nach Hause und dir ein großes Haus bauen. Ist das nicht allemal besser, als Teller schleppen?«
LIAO YIWU:
Und die haben Sie fünf Jahre lang nicht aus dem Verkehr gezogen?
FRÄULEIN WANG:
Von wegen! Ich bin mindestens acht Mal gefasst worden und musste jedes Mal ein paar Tausender Strafe zahlen, was meinen Sie, wie viel Verlust ich gemacht habe! Und dann noch die Abtreibungen, die Verhütung, die Arztkosten und all die Ausgaben, wenn man in eine Säuberungskampagne gegen Pornographie geriet – Tischmädchen müssen immer mal wieder eine Weile untertauchen. Ich erinnere mich, einmal, da ging so eine Kampagne gegen Pornographie sehr lange, da blieb mir nichts, als mit meinen Diensten hausieren zu gehen. In Guangqu, das waren hauptsächlich einsame, alte Rentner, da habe ich so für einen Monat zehn Jobs gleichzeitig gemacht. Und das hieß auch, dass ich einen Monat lang jeden Tag zehn verschiedenen alten Kerlen aus Guangdong sexuelle Befriedigung verschaffen musste. Das brachte pro Nase 25 Yuan. So lieferte ich von morgens
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