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Frag die Karten

Frag die Karten

Titel: Frag die Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Schalter, hinter welchem das jüngste und
am wenigsten erfahrene Mädchen saß. Sie akzeptierte meine Identifikation und
die Kreditkarte, ohne Fragen zu stellen. Eine Viertelstunde später fuhr ich in
einem grünen Toyota zum Hafen von Alameda.
    Alameda ist eine Insel, einen Steinwurf
westlich von Oakland. Ich donnerte durch den Tunnel unter der Bay und auf eine
Hauptstraße mit vielen Schnellimbißbuden, die zum Flugplatz der Marine führte.
Dann folgte ich Mr. Hoods Hinweisen und bog zum Hafen ab.
    Eine Schlange von links abbiegenden
Sattelschleppern und Fernlastwagen führte mich auf die Zufahrt zum Lagerhaus
der Circle-Werft. Ich wartete vor der Kontrolle am Tor zwischen den riesigen,
Qualmwolken ausstoßenden Lastwagen und kam mir vor wie ein kleiner Käfer, der
von ihnen zerdrückt werden sollte. Ein Wachmann in einem grünen Anorak und mit
einem Schutzhelm dirigierte mich auf einen Parkplatz vor dem
Verwaltungsgebäude.
    Während ich meinen Wagen abschloß,
schaute ich mich wieder nach Streifenwagen um, eine Angewohnheit, die ich in
den letzten Stunden regelrecht zur Kunst ausgebaut hatte. Ich hoffte inständig,
daß Mr. Hood kein Radio in seinem Büro hatte, und wenn, daß er nicht die
Nachrichten hörte. Erst wenn ich mit ihm gesprochen hatte, war ich bereit, mit
der Polizei zu verhandeln.
    Mr. Hood war ein imponierender Mann mit
eisengrauem, kurzgeschnittenem Haar und einem schmalen, sonnengebräunten
Gesicht. Als er mich in sein Büro bat und mir auf einer Ledercouch Platz anbot,
war sein Verhalten freundlich, aber zurückhaltend. Er setzte sich hinter seinen
Schreibtisch und betrachtete mich nachdenklich.
    »Einer der Gründe, weshalb ich bereit
war, Sie zu sprechen«, begann er, »ist die Tatsache, daß ich bis jetzt noch nie
einen weiblichen Privatdetektiv kennengelernt habe.«
    »Und jetzt, nachdem Sie mich gesehen
haben — was denken Sie?«
    »Nun, auf der Straße wäre mir Ihr Beruf
jedenfalls nicht aufgefallen. Sie kommen mir vor wie eine besonders tüchtige
Chefsekretärin. Sind Sie tüchtig?«
    »Auf meine Weise.«
    »Und — sind Sie auch hartgesotten?«
    »Ziemlich.«
    »Können Sie Judo? Wissen Sie, wie man
sich mit Gaunern prügelt?«
    Ich wußte nicht, ob er mich auf den Arm
nehmen wollte oder ernsthaft neugierig war. »Ich kann Judo. Und was die Gauner
betrifft — die prügle ich lieber in eine Zelle.«
    Er stieß ein rauhes, bellendes Lachen
aus. »Das gefällt mir. Sie sind in Ordnung.« Dann blickte er mich wieder
ernster an. »Und was ist das mit der fehlenden Ladung Gin?«
    »Ich bin ziemlich sicher, zu wissen, wo
sie versteckt ist.«
    »Was wollen Sie von mir? Geld?«
    »Nein. Informationen.«
    Er zog die Augenbrauen hoch. »Wollen
Sie, daß ich Sie engagiere? Oder soll ich Ihnen Geld bezahlen, damit Sie mir
verraten, wo die Ladung geblieben ist?«
    »Weder noch. Und ich bin nicht sicher,
daß das, was ich entdeckt habe, Ihre Ware ist, bevor Sie mir nicht ein paar
Details mitgeteilt haben.«
    »Und dann?«
    »Falls es sich um Ihre Ladung handelt,
gebe ich dem FBI einen Tip. Meines Wissens ist das die Behörde, die für einen
solchen Fall zuständig ist.«
    Er nickte und massierte sich die
Nasenwurzel. Schließlich fragte er: »Und was ist für Sie dabei drin?«
    »Ich habe vor, mich mit meiner
Entdeckung aus einer, sagen wir, peinlichen Situation zu retten.«
    »Es würde mir vermutlich nicht helfen,
wenn ich Sie fragte, was das für eine peinliche Situation ist?«
    »Sie haben ganz recht.« Dann fügte ich
hinzu: »Für den Fall, daß Sie oder Ihre Versicherung mich für die Rückführung
der Ladung belohnen wollen, lasse ich Ihnen meine Karte hier. Dann wissen Sie,
an wen Sie den Scheck schicken müssen.«
    Wieder lachte er. »Ihre Art gefällt
mir. Okay — was wollen Sie von mir wissen?«
    »Erstens, wie es den Dieben gelungen
ist, zwei beladene Container hier herauszuschleusen. Ihre Sicherheitsmaßnahmen
erscheinen mir recht wirksam zu sein.«
    »Stimmt. Und sie sind vierundzwanzig
Stunden am Tag wirksam und sieben Tage in der Woche. Falls ein Schiff
ausgeladen wird, werden sie zusätzlich verstärkt. Die Diebe haben die Container
auf dem einzig möglichen Weg hier herausgebracht: Sie präsentierten einen
Lieferschein der Schiffahrtsgesellschaft.«
    »Was verstehen Sie genau unter einem
Lieferschein?«
    »Es handelt sich um das Faksimile der
Ladepapiere. Damit zeigt uns die Schiffahrtsgesellschaft an, daß alle Gebühren
bezahlt sind und die Fracht auf den Weg gehen kann. Sehen

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