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Frag die Karten

Frag die Karten

Titel: Frag die Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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›Alkohol-Großmarkt, Oakland, P.O. 7786-52-B.‹ Das
sagte mir momentan zwar nicht viel, aber vielleicht war es später von Nutzen.
Danach sperrte ich den Lagerraum wieder ab und schlich durch den Korridor zur
Seitentür. Ich öffnete sie einen Spalt, spähte hinaus und sah gerade noch
Clemente, der an der Tür vorbeirannte. Ich folgte ihm in einiger Entfernung und
beobachtete, wie er in der 24. Straße in ein Taxi stieg. Es fuhr los, mußte
aber an der nächsten Kreuzung vor einem Rotlicht halten. Ich lief zu meinem
Wagen und folgte dem Taxi.
    Es fuhr durch die Army Street zur
Schnellstraße. Auf dem Highway kamen wir durch Bayshore, vorbei am Candlestick
Park und dem Industriegebiet South San Francisco. Das Taxi scherte auf die
Ausfahrt zum Flughafen aus und hielt vor dem Abfluggebäude an.
    Clemente hatte sich offenbar sehr
plötzlich zu einer Flugreise entschlossen, ohne auch nur einen Koffer mitzunehmen!
    Ich fand einen Parkplatz in einer
Kurzparkzone. Wenn ich Clemente in seine Maschine folgte, würde ich einen
saftigen Strafzettel bekommen. Aber das Risiko mußte ich eingehen: Wie hätte
ich einen der Verdächtigen besser verhören können als in zehn Kilometern Höhe,
wo er nicht einfach aufstehen und verschwinden konnte?
    Clemente verließ gerade den
Flugscheinschalter der PSA, als ich das Flughafengebäude betrat. Die PSA führte
Pendelflüge an der gesamten Westküste durch, vor allem zwischen San Francisco
und Los Angeles. Ich folgte Clemente durch die Menge der Fluggäste und blieb
zurück, bis er die Sicherheitskontrollen passiert hatte. Während ich durch den
Metalldetektor schritt, sah ich ihn auf die Rampe zugehen, von der aus die Los
Angeles-Flüge starteten. Ich riß dem Sicherheitsbeamten meine Handtasche aus
den Fingern und lief auf den Flugsteig zu. Clemente betrat gerade den Tunnel,
der zur Maschine führte.
    Bei Pendelflügen gab es normalerweise
keine Reservierungen. »Kann ich mir einen Flugschein nach Los Angeles hier am
Flugsteig besorgen?« fragte ich den Flugbegleiter und hatte bereits mein
Scheckbuch gezückt.
    »Sie müssen ihn am Schalter kaufen, die
Rampe hoch und nach links.«
    »Danke.«
    Ich lief hinauf und ordnete mich in die
Schlange der Fluggäste ein, die alle nach Los Angeles wollten. Die Schlange
bewegte sich nur sehr langsam, und die Uhr zeigte, daß die Maschine in vier
Minuten starten würde.
    »Werden wir es denn schaffen?« fragte
die Frau vor mir den Mann am Schalter.
    »Keine Sorge.« Er warf einen Blick auf
die Wartenden und sprach in ein Funkgerät. »Wir haben noch fünf Passagiere
hier.«
    »Okay, wir warten«, antwortete eine
Stimme.
    Ich schrieb einen Scheck aus und gab
ihn ab, sobald ich den Schalter erreicht hatte. Der Mann am Schalter stellte
den Flugschein aus. »Ich brauche zwei Nachweise zur Identifikation Ihrer
Person: Führerschein und Kreditkarte.«
    Warum hatte ich nicht genügend Bargeld
bei mir? »Ich besitze keine Kreditkarten mehr, habe alle abgemeldet.«
    Der Mann am Schalter schaute mich an,
als ob ich geistesgestört sei. »Nicht einmal eine von Ihrer Tankstelle?«
    »Von der Tankstelle? Ach ja, sicher.«
Ich kramte sie hervor.
    »Glauben Sie, ich schaffe es noch?«
    Wieder schaltete er sein Funkgerät ein.
»Wir haben noch eine Lady hier, Bill.«
    »Okay, wir warten.«
    Mit aufreizender Gemütsruhe notierte
der Mann am Schalter die Nummern meines Führerscheins und der Kreditkarte auf
den Scheck. Als er endlich fertig war damit, packte ich beides und warf es in
meine Handtasche. Dann steckte er den Scheck in eine Maschine und tippte wieder
eine Reihe von Zahlen. Anscheinend wurde der Scheck akzeptiert, denn er schrieb
einen Code darauf und reichte mir dann den Flugschein.
    »Ich wünsche Ihnen einen angenehmen
Flug.«
    »Danke.« Ich rannte die Rampe hinunter.
    »Nach Los Angeles? Dann wird’s höchste
Zeit.« Der Flugbegleiter riß einen Durchschlag meines Tickets heraus und
scheuchte mich zum Flugsteig.
    Ich hastete den Tunnel entlang. An
seinem Ende stand ein zweiter Flugbegleiter; ich sah seine Silhouette gegen die
Startbahn. Das Flugzeug hatte bereits abgedockt.
    »Aber der Mann am Schalter hat extra
noch einmal mit Ihnen gesprochen!« jammerte ich. »Er hat gesagt, die Maschine
wartet.«
    Der Flugbegleiter schaute mich ohne
Rührung an. »Tut mir leid, Lady. Er hat es vielleicht dem Flugsteig
durchgegeben, aber nicht an die Maschine weitergeleitet. Keine Sorge, die
nächste Maschine startet in fünfundvierzig Minuten.«
    Ich hätte

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