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Frag die Toten

Frag die Toten

Titel: Frag die Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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Sie jetzt hören, was ich zu sagen habe, oder nicht? Immerhin haben Sie mich dafür bezahlt. Sie wollen doch bestimmt was für Ihr Geld.«
    Mit einer Handbewegung forderte er sie auf weiterzureden. »Unbedingt.«
    »Wie gesagt, ich habe im Geist das Auto gesehen, das Ihre Frau fuhr.« Keisha hatte noch immer den Morgenmantel in der Hand, hin und wieder knetete sie den Stoff. »Den silbernen Nissan.«
    »Sie meinten, der Wagen sei nicht auf der Straße«, sagte Wendell Garfield. »Wenn er nicht auf der Straße ist, wo sehen Sie ihn dann?«
    Keisha schloss wieder die Augen. »Er steht … Es ist kein Parkplatz. Das wäre in gewisser Hinsicht ja auch noch auf der Straße. Aber ich sehe ihn auch nicht in einer Garage.«
    »Was ist mit Wasser?«, fragte Garfield. »Sehen Sie irgendwo Wasser?«
    Komisch, dachte Keisha. Eben hatte er sie nach einem Ferienhäuschen gefragt, und jetzt sprach er von Wasser. Anfangs hatte sie an Florida gedacht. Vielleicht wusste Garfield mehr, als er sagte. Vielleicht war seine Frau mit einem anderen Mann nach Miami durchgebrannt, und Garfield war das so peinlich, dass er es nicht zugeben konnte. Andererseits hatte sie aber schon behauptet, dass Ellie Garfield fror, wenn sie also jetzt Florida ins Spiel brachte, dann verwickelte sie sich in Widersprüche.
    Bei der Kälte bleiben. Wenn es also kalt war, dann war das Wasser … vielleicht gefroren.
    Sie schloss die Augen, öffnete sie aber gleich wieder. »Komisch, dass Sie Wasser erwähnen. Ich habe etwas gesehen, etwas Schimmerndes. Erst dachte ich, es sei Wasser, aber vielleicht war es in Wirklichkeit Eis.«
    »Eis«, wiederholte Garfield.
    Diesmal behielt sie die Augen offen. »Ja,
Eis
. Eis in einem Glas? Eis auf einer Schlittschuhbahn? Ganz flaches Eis? Blitzeis auf der Straße vielleicht, das den Wagen ins Schleudern brachte? Hat Eis, in welcher Form auch immer, irgendeine Bedeutung für Sie? Eine Bedeutung im Zusammenhang mit Ihrer Frau?«
    »Warum sollte das eine Bedeutung für mich haben?«, fragte er. Ein abwehrender Ton hatte sich in seine Stimme geschlichen.
    »
Sie
haben von Wasser geredet.«
    »Und dann haben
Sie
von Eis geredet. Ich habe kein Wort über Eis gesagt.«
    »Aber es scheint für Sie von Bedeutung zu sein«, sagte Keisha. »Ich habe es gesehen, an Ihrer Miene.«
    »Wie kommen Sie auf flaches Eis? Meinen Sie, wie auf einem See?«
    »Das war nur
eine
der Arten von Eis, die ich aufgezählt habe. Aber ich sehe, dass es da eine Verbindung gibt. Sagen Sie mir doch, was das sein könnte.«
    Garfield stand auf. Er machte ein paar Schritte nach rechts, drehte sich um und ging in die andere Richtung. Er rieb sich das Kinn, dachte über etwas nach.
    »Was ist?«, fragte Keisha.
    Er ging noch ein paar Sekunden auf und ab, dann blieb er stehen. Er wandte sich Keisha zu, musterte sie. Dann zeigte er anklagend mit dem Finger auf sie. »Vielleicht rücken Sie jetzt endlich mit der Sprache heraus.«
    »Ich soll mit der Sprache herausrücken? Worüber denn?«
    »Darüber, was hier wirklich gespielt wird.«
    »Es tut mir leid, Mr. Garfield, aber ich verstehe Sie nicht.«
    »Diese Hellseher-Nummer, die Sie hier abziehen, das ist doch ausgemachter Blödsinn, oder?«
    Keisha seufzte. »Ich hab Ihnen doch gesagt, wenn Sie eine Referenz von Ninas Vater haben wollen, dann ist das kein Problem für mich. Ich gebe Ihnen gerne seine Nummer.«
    »Und da wartet dann schon jemand, der mir genau das erzählen wird, was ich hören möchte.«
    Keisha schüttelte den Kopf und sah ihn gekränkt an. Wollte ihm das Gefühl geben, sie in ihrer Ehre getroffen zu haben. In Wirklichkeit dachte sie, wie gut es war, dass sie fast die Hälfte des Geldes schon in bar und für den Rest einen Scheck hatte. Den würde sie gleich auf der Heimfahrt bei seiner Bank einlösen, bevor er dort anrufen und ihn sperren lassen konnte.
    »Ich bedaure sehr, dass Sie so von mir denken, Mr. Garfield. Und ich dachte, wir wären schon ein wenig vorangekommen. Ich habe Ihnen noch einiges zu erzählen.«
    »Das glaube ich Ihnen aufs Wort. Und was immer Sie wissen, was immer Sie zu wissen
glauben
, das hat nichts mit Visionen oder Kommunikation mit Toten oder irgendwelchen idiotischen Teeblättern zu tun. Wenn Sie etwas wissen, dann haben Sie das auf andere Weise herausgefunden.«
    »Ich versichere Ihnen, ich –«
    »Geben Sie mir den Morgenmantel meiner Frau. Ich will nicht, dass Sie ihn noch länger berühren.«
    Keisha gab ihn ihm. Hier gab es nichts mehr für sie zu

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