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Frag die Toten

Frag die Toten

Titel: Frag die Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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gewesen wäre.
    »Ich habe sie also gefragt, wie viele von Ihren Karten sie noch hat. Und sie sagte, ihres Wissens keine mehr. Das klingt mir danach, dass die einzige Karte, die sie je von Ihnen bekommen hat, bei Mr. Garfield gelandet ist.«
    »Das hat sie ja auch gesagt, dass es möglich wäre.«
    »Ja. Ich habe sie gefragt, wann sie diese Karte denn von Ihnen bekommen hat, wenn es die einzige war, die Sie ihr je gegeben haben.«
    »Also, wenn Sie mich fragen«, sagte Keisha, »ich habe keine Ahnung. Ich teile ständig Karten aus. Vielleicht hatte ich ja hier auf dem Tisch welche, und sie hat sich beim Gehen eine mitgenommen.«
    Wedmore nickte und betrachtete den mit Bier und Cremerolle dekorierten Couchtisch. »Ich kann mir schon vorstellen, wie das zugegangen ist. Jetzt ist es aber so, dass sie mir sagen konnte, wann das war. Wann sie die Karte bekommen hat. Sie sagte, sie wüsste es von Ihnen.«
    »Von mir?«
    »Sie sagte, Sie hätten es ihr gesagt, bevor Sie heute mit ihr zum Haus ihres Bruders gefahren sind. Es sei während einer Sitzung gewesen, die schon länger zurückliegt – und bei der es irgendwie um Amelia Earhart ging, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Gail glaubt, aus ihr sprächen die Geister verschiedener historischer Persönlichkeiten.«
    »Komplett durchgeknallt, die Gute«, sagte Kirk grinsend. »Ich mein ja nur.«
    Keisha sah ihn an und sagte dann zu Wedmore. »Ich nehme alles, woran meine Klienten glauben, sehr ernst, Detective, auch wenn Kirk das nicht tut. Ich mache mich nicht über sie lustig.«
    »Nein, natürlich nicht. Wie dem auch sei, Mrs. Beaudry sagte, dass sie im Laufe der Sitzung, in der Amelia Earhart … wie nennen Sie das? – aus ihr sprach?«
    »Ja.«
    »Also, während Amelia Earhart aus ihr sprach, hätte sie Sie um eine Ihrer Karten gebeten, weil sie glaubte, damit jemandem helfen zu können. Sie sagte, Sie hätten sie heute Vormittag daran erinnert.«
    »Ich glaube – ja, ich bin ziemlich sicher, dass ich davon gesprochen habe.«
    »Aber Mrs. Beaudry selbst erinnert sich nicht daran.«
    »Das kommt oft vor, dass sie sich nicht an das erinnern kann, worüber wir geredet haben, wenn eine andere Person aus ihr spricht.«
    Wedmore nickte langsam und lächelte. »Dann hat sie also als Amelia Earhart um diese Karte gebeten?«
    Keisha seufzte. »Nicht ganz. Ich meine, Gail ist und bleibt
Gail,
auch wenn jemand anderes aus ihr spricht. Deshalb glaube ich, dass Gail um die Karte gebeten hat. Aber es kann gut sein, dass sie sich, eben wegen der Konfluenz von Persönlichkeiten zu diesem Zeitpunkt, nicht daran erinnern kann.«
    »Aha«, sagte Wedmore. »Aber finden Sie das nicht interessant?«
    »Das ist alles sehr interessant. Menschen zu helfen, sich an frühere Leben zu erinnern, ist eine faszinierende Aufgabe, Detective.«
    »Nein, das meine ich nicht, obwohl das bestimmt auch recht interessant ist. Nein, was ich so interessant finde, ist die Tatsache, dass Sie ausgerechnet heute davon angefangen haben. Sie erinnern Mrs. Beaudry ganz zufällig daran, dass Sie ihr eine Ihrer Karten gegeben haben. Und das, noch bevor ich mit Ihnen gesprochen und Ihnen erzählt habe, dass wir Ihre Karte bei Mr. Garfield gefunden haben. Finden Sie das nicht kurios?«
    Von der Tür in ihrem Rücken kam ein Geräusch. Alle drei drehten sich um und sahen, wie Matthew mit dem Rucksack auf dem Rücken das Haus betrat. Beim Anblick der drei Personen – von denen er eine noch nie gesehen hatte – blieb er abrupt stehen.
    »Hallo, mein Schatz«, sagte Keisha, froh über die Unterbrechung. Sie ging an Wedmore vorbei zu ihrem Sohn, umarmte ihn zur Begrüßung und half ihm, den Rucksack abzulegen.
    »Hey … Kumpel«, sagte Kirk. Matthew zog seine Winterjacke aus, ohne ihn anzusehen.
    »Wer sind Sie?«, fragte Matthew die Polizistin.
    »Ich bin Rona Wedmore«, antwortete sie, und Keisha war ihr dankbar, dass sie sich nicht als Kriminalpolizistin vorgestellt hatte. Doch die Dankbarkeit war nur von kurzer Dauer.
    »Sind Sie von der Polizei?«, fragte der Junge. »Das da draußen, das ist ein Polizeiauto, stimmt’s? Das habe ich an den kleinen Radkappen und der großen Antenne hinten erkannt.«
    »Ja«, sagte Wedmore, »ich bin Polizistin.«
    »Cool«, sagte Matthew. »Wie schnell kann Ihr Wagen fahren?«
    »Ich habe noch nie versucht, alles aus ihm rauszuholen, aber er fährt ziemlich schnell.«
    »Haben Sie schon mal jemanden damit verfolgt?«
    »Nicht mit diesem Wagen. Aber als ich noch Uniform trug und in

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