Fragetechnik schnell trainiert: Das Trainingsprogramm für Ihre erfolgreiche Gesprächsführung (German Edition)
Fahrer plötzlich die Kontrolle über den Wagen, so daß er gegen eine Betonmauer fuhr. Er war sofort tot, der Junge war schwer verletzt: Schädelbasisbruch. Nun erscheint aus irgendeinem Grund, der uns nicht zu interessieren braucht (Zufall, Schicksal …), ein Notarztwagen an der Unfallstelle, und zwar unmittelbar nach dem Unglück. Man stellt fest, daß der Fahrer tot und der Junge schwer verletzt ist. Man nimmt beide mit: den Fahrer wegen Wiederbelebungsversuchen, den Jungen, damit er im nächstgelegenen Krankenhaus operiert werden kann.
Nun kündigt man dem Krankenhaus per Funk an, welche Vorbereitungen bis zur Ankunft nötig sind, vor allem wegen der Operation. Nun sagt die Stimme aus dem Krankenhaus (also die Person, die das Funkgerät bedient), daß der verletzte Junge Glück im Unglück habe, da sich derzeit eine Kapazität für diese Art der Schädelchirurgie im Krankenhaus befinde,und daß der Junge daher die allerbesten Chancen hätte. Ich weiß nicht, ob Ihnen bekannt ist, daß herausragende Chirurgen manchmal herumreisen (eine Art Tournee), um ihre Techniken weiterzuvermitteln …
Wie dem auch sei, als man im Krankenhaus ankommt, ist der Fahrer des Wagens nach wie vor tot, während der Junge noch immer lebt. Die Ärzte stehen herum, um zu assistieren und um was zu lernen, wenn die berühmte Kapazität gleich operieren wird, aber dazu kommt es gar nicht. Als dann der Junge auf den Operationstisch gehoben wird und man das Blut vom Gesicht wäscht, ertönt plötzlich der Ausruf: „Diesen Jungen kann ich nicht operieren; es ist mein Sohn!“ Ich weiß nicht, ob Ihnen bekannt ist, daß Chirurgen ihre engsten Anverwandten in der Regel nicht operieren, weil die Gefahr zu groß ist, daß sie bei Komplikationen nicht mehr kühl, rational und ruhig bleiben können …
Frage: Kommt Ihnen die Story irgendwie komisch vor?
Bemerkung: Alle, die ja sagen (oder nicken), dürfen jetzt raten!
Lösung: Die Kapazität war die Mutter des Jungen!
Typische Denkrillen bei diesem Rätsel:
Dieses Rätsel kann nur gelöst werden, wenn die Spieler sauber ihre Prämissen abklopfen: Meist etabliert man, daß der Sohnim Auto tatsächlich der leibliche Sohn des Fahrers war, und denkt dann, es sei nun genauso „klar“, daß der Fahrer der Vater sein müsse. Dieser erste Umkehrschluß ist zufälligerweise wahr, aber trotzdem nicht schlüssig (von der Logik her). Dies sehen wir beim zweiten Versuch: Nun etabliert die Gruppe oft, daß der Junge der leibliche Sohn dieser Kapazität ist, und nun schließen die Teilnehmer wieder „messerscharf“, daß die Kapazität demzufolge (ebenfalls) der Vater sein müsse! Nun geht es in diesem Stil weiter: Man denkt an zwei Väter, zwei Söhne, drei Generationen, einen Priester (für den jeder sein „Sohn“ ist) usw.
Schlußbemerkung zu diesem Rätsel:
Da Sie den Text ja laut vorlesen, können Sie den Angriffen aus der Gruppe getrost lächelnd entgegensehen. Manche Spieler werden nämlich schwören, Sie hätten „der Chirurg“ gesagt! Ist es nicht interessant, daß „die Kapazität“ in der Regel ein „Mann“ zu sein scheint (vor allem in männlichen Köpfen)?
Übrigens: Wenn die Mitspieler beim Raten „der Chirurg“ sagen (und dabei die Kapazität meinen), dürfen Sie diese Fragen ruhig beantworten; schließlich sagen Sie selbst ja nicht „der Chirurg“ …
PS zu allen Rätsel-Stories
Wie im Teil 1 A dieses Buches schon erwähnt, ist es sehr leicht, später weitere Rätsel zu erfinden: Man nehme eine Situation, (über) die man gehörig gelesen hat, erwähneeinige wenige Details, lasse andere wichtige Informationen weg und füge vielleicht noch einige irreführende Details hinzu. (Vgl. das Drama in der Sonne, Teil 1 A sowie das Rätsel Nr. 8 auf S. 132)
Wir sind am Ende von Teil 1 – PRAXIS – angelangt. Sie entscheiden, inwieweit Sie sich noch mit Teil 2 und dem Anhang befassen wollen.
Lassen Sie mich daher mein Schlußwort sprechen:
Abschlußbemerkung
Ich weiß, daß nicht jeder Leser jede Anregung aufgreifen wird. Das ist völlig legitim. Betrachten Sie diesen Kurs bitte als eine Art psychologischer Supermarkt:
Wenn jeder Leser nur einige Anregungen findet, die er aufgreifen möchte, dann hat sich der Streifzug durch diesen psychologischen Supermarkt gelohnt.
Sicher haben Sie so manches „Produkt“ entdeckt, welches Sie schon lange besaßen, weil Sie in der Vergangenheit intuitiv (oder durch andere Kurse) bereits diesen oder jenen Aspekt entwickelt hatten.
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