Fragmente des Wahns
Krankenhaus hinter sich gelassen und nun war er bei der Geburtstagsfeier seiner Tochter.
Alles war gut.
Endlich.
Freitag, 16. Juli 2011
19.42 Uhr, endlich Zuhause
Die Gäste hatten unter Protest der Kinder die Geburtstagsfeier gegen 18.00 Uhr verlassen. Lisa hatte sich an der Haustür noch mit den Müttern unterhalten, doch Alex war alles etwas zu viel gewesen. Er war froh, als die Tür ins Schloss fiel und endlich Ruhe einkehrte.
Lilli verbrachte die Zeit, indem sie ihre neuen Spielsachen ausprobierte. Sie saß gerade im Wohnzimmer auf dem Teppichboden und hatte die Welt um sich herum vergessen. Dieser Umstand verschaffte Alex und Lisa genügend Zeit, um die Aufräumarbeiten zu beenden. Vieles blieb noch stehen, allem voran die Dekoration.
Alex machte sich auf, Lilli zu überreden, ins Bett zu gehen. Es funktionierte nur, weil er sie mit einer Gutenacht-Geschichte köderte. Schließlich hatte sie zwei Nächte darauf verzichten müssen.
„Gute Nacht, Mama.“
Lilli gab ihrer Mama einen dicken Schmatzer auf die Wange. „Gute Nacht, mein Liebes“, sagte Lisa zum Abschied.
Lilli warf sich kurz darauf auf ihr Bett und wickelte sich tief in die wollige Decke. Sie war dunkelblau und mit Delfinen versehen. Sie liebte Delfine. Alex setzte sich wie fast jede Nacht auf die Bettkante.
„In welche Märchenwelt möchtest du heute eintauchen, meine Kleine?“
„Ich möchte die drei Schweinchen, Papa“, antwortete sie aufgeregt.
„Okay. Dann die drei kleinen Schweinchen.“
Alex stand kurz auf, um das passende Buch aus dem Regal zu fischen und kehrte daraufhin an das Bett seiner Tochter zurück. Dann fing der Zauber der Fantasie an, wie er es immer tat. Er führte Lilli in die Welt der Träume.
„Es war einmal eine alte Schweinemutter, die hatte drei kleine Schweinchen , die aßen und aßen, soviel sie nur konnten. Und als sie so groß waren …“
Alex erzählte und seine Stimme war dabei so sanft und angenehm für Lillis Ohren, dass sie es nicht lange aushielt, wach zu bleiben. Ihr Geburtstag hatte sie regelrecht geschafft.
Lilli war müde, so unendlich müde und Papa war da. Endlich war ihr Papa wieder da und erzählte ihr eine Geschichte. Alles war gut … so unendlich gut.
Lilli war eingeschlafen. Alex legte das Buch beiseite und deckte daraufhin seine Tochter zu. Er bettete sie in den Schlaf, so gut er konnte. Am liebsten würde er sie noch in ihren Träumen begleiten, damit er sie auch dort vor dem Bösen beschützen konnte.
Er verließ das Kinderzimmer und schaltete das Licht aus. Die Tür ließ er jedoch einen Spalt offen, wodurch künstliches Licht ins Innere trat.
„Träum was Schönes“, flüsterte er ihr zum Abschied zu.
Lisa wartete bereits im Wohnzimmer auf ihn. Sie saß gemütlich, in eine weiße Decke gewickelt, auf dem Sofa und sah fern. Alex setzte sich daneben und legte seinen Arm um ihre Schulter. Sie hatte ihn vermisst.
„Es tut mir alles so leid, Schatz“, platzte es nach einigen Minuten des Schweigens regelrecht aus ihm heraus.
„Was denn?“
„Vielleicht, dass ich nicht mit dir rede, dass ich dich zurückweise und dass ich ein schlechter Ehemann bin?“
Lisa hob den Kopf, nahm den ihres Mannes zwischen die Hände und richtete ihn neu aus. Sie sahen sich tief in die Augen, die regelrecht miteinander verschmolzen. Alex verstand. Sie hätte nichts mehr sagen müssen.
„Rede nie wieder so einen Unsinn. Verstanden?
Du bist weder ein schlechter Ehemann noch ein schlechter Vater. Du hattest vor zwei Tagen einen schweren Autounfall und leidest unter der Amnesie. Du darfst verwirrt sein, und wenn es dir hilft, dann darfst du mich auch zurückweisen.“
Sie lächelte.
„Zumindest heute … vielleicht auch morgen, aber dann wirst du mit mir reden, Alex. Okay?“
Er nickte.
„Ich bin deine Frau, Alex. Wir sind eins. Du kannst mir alles sagen. Ich werde es verkraften und dann werden wir es zusammen meistern. Ich bin nämlich stark, weißt du?“
Womit hatte er diese Frau nur verdient? Sie verstand ihn so gut. Sie wusste einfach alles über ihn. Nun, zumindest fast … doch diesen Teil verstand er selbst nicht.
Alex verkroch sich in Lisas Brust und genoss die Wärme sowie den Schlag ihres Herzens. Er war regelmäßig, beruhigend und einschläfernd. Dann kamen die Tränen. Sieben an der Zahl.
Sie reichten … fürs Erste.
Es war eine dieser Nächte, die man einfach nicht vergisst. Wo es nicht nur um Sex geht, sondern um mehr. Sehr viel mehr.
Sie hatten
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