Fragmente des Wahns
beiden Freunde gaben sich zum Abschied die Hand. Es war kein langer Abschied und doch intensiv. Sie hatten viel miteinander durchgemacht. Dieses Ereignis hatte sie noch enger zusammengeschweißt. Sie waren miteinander verbunden.
Alex schloss die Tür, Ralfie winkte zum Abschied und fuhr dann los. Wohin, das wusste nur er selbst. Alex war das in diesem Moment egal. Er hatte seine Entscheidung getroffen. Er klingelte und es dauerte nicht lange, bis geöffnet wurde.
„Morgen, kleiner Bruder.“
Andreas konnte nicht fassen, wer da gerade vor ihm stand. „Alex? Was … machst du denn hier?“
„Dich besuchen und mit dir reden. Über alles.“
„Okay. Komm doch erst mal rein.“
Alex spazierte in die Wohnung seines Bruders. Im Wohnzimmer nahm jeder in seinem eigenen Sessel Platz.
„Ich hol uns erst mal was zu trinken“, sagte Andreas und kam mit zwei Bier zurück.
Sein Bruder nahm es entgegen, doch er hatte keinen Durst, Andreas hingegen schon.
„Also, was willst du mir so dringend erzählen?“
Andreas wirkte aufgeregt und nervös, doch Alex konnte sich nicht erklären, wieso.
„Alles, Andreas. Einfach alles.“
Alex berichtete nun seinem kleinen Bruder, was er in den letzten Tagen erlebt hatte, fast so, wie er es gestern bei Ralfie getan hatte. Er wollte keine Geheimnisse mehr vor seinem Bruder haben. Er wollte endlich wieder frei sein.
„Wow“, war Andreas erste Reaktion darauf. „Und warum kommst du ausgerechnet jetzt zu mir? Warum nicht früher?“
„Wegen gestern. Ich hatte wieder diesen Traum von dem Tag, an dem ich versagt habe.“
„Du meinst, wo du mich gerettet hast.“
„Ich denke, da werden wir uns nie einig werden, oder?“
„Wohl weniger.“
„Wir haben uns versprochen, immer füreinander da zu sein und ich habe das vergessen, Andreas. Deswegen bin ich heute hier. Deswegen sitze ich hier und erzähle dir die ganze Geschichte. Wir sind Brüder, wir sollten keine Geheimnisse voreinander haben.“
„Ja, da hast du recht.“
Andreas spielte nervös mit seiner Bierflasche. Alex hatte das Gefühl, als würde ihn etwas bedrücken. Doch er wollte nicht fragen.
„Und jetzt?“, fragte Andreas. „Was hast du jetzt vor? Soll ich dich ins Krankenhaus fahren, so wie Ralfie es wollte?“
„Ja. Ich denke, das wäre wohl das Beste.“
„Kein Thema, ich zieh mir nur schnell etwas anderes an und dann können wir auch schon los. Welches Krankenhaus war es noch?“
Andreas ging bereits ins Schlafzimmer.
„Barmherzige Brüder“, antwortete Alex.
„Gut“, brüllte Andreas aus dem Nebenraum. „Das kenne ich, du weißt doch, ich und Straßennamen. Ohne mein Navi wäre ich aufgeschmissen. In Regensburg geht das ja noch. Gott sei Dank wohne ich nicht in einer anderen Stadt.“
In einer anderen Stadt …
Die Worte hallten in Alex’ Kopf wider.
„Ähm … Andreas. Dein Laptop, wo ist der noch gleich?“
Alex konnte nicht anders. Er musste es einfach probieren, auch wenn das hieße, sich erneut dem Wahnsinn hinzugeben.
„In meinem Arbeitszimmer. Wieso?“
„Ich muss nur mal schnell was prüfen. Du hast mich da auf etwas gebracht. Darf ich?“
„Bedien dich.“
Alex Herz pochte wie wild. Konnte es sein? War das die Lösung? Waren sie so blind gewesen?
Er schnappte sich den Laptop aus dem Arbeitszimmer, ging zurück ins Wohnzimmer und schaltete ihn ein. Das Hochfahren machte ihn vollkommen verrückt. Es dauerte viel zu lange.
Dann erschien endlich die Google Startseite auf seinem Bildschirm. Endlich, es musste einfach funktionieren. Alex tippte ein … und drückte auf „Enter“.
Sein Herz schlug immer schneller und sein Atem ging mit. Schweiß perlte von seiner Stirn, Angst überfiel ihn. Wenn er noch einmal …
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„Wonach suchst du?“
Alex starrte noch immer wie gebannt auf den Bildschirm. Er konnte es einfach nicht glauben. Er hörte Andreas Frage, konnte ihm aber nicht antworten.
„Was ist denn in der Wilderstraße?“
Langsam schien Alex zurückzukommen. Sein Körper normalisierte sich. Dann begann er zu antworten: „Kannst du dich noch an meine Gartenhalluzination erinnern?“
„Du meinst bei Ralfie? Mit der Frau, dem Haus und dieser Straße, die es nicht gab?“
„Ja, genau. Du hast mich da gerade auf eine Idee gebracht, der ich unbedingt nachgehen musste.“
„Ja und?“
„Na ja, was, wenn es diese Straße doch gibt. Nur nicht hier .“
„Ich kann dir leider nicht folgen.“
„Als ich bei Ralfie war, habe
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