Fragmente: Partials 2 (German Edition)
Schultern und hörte einen Halswirbel knacken. »Guten Morgen«, sagte sie. »Danke für die Decke.«
»Guten Morgen«, antwortete Samm. Er wandte sich nicht um. »Keine Ursache.«
Kira stand auf und hängte die Decke über eine Stuhlreihe in der Nähe, ging in die Hocke und öffnete ihren Rucksack. Heron und Afa schliefen noch, daher sprach sie leise. »Was möchtest du zum Frühstück? Ich habe gedörrtes Rindfleisch, nicht mehr ganz so gut schmeckendes gedörrtes Rindfleisch und … Erdnüsse. Alles aus der Zeit vor dem Zusammenbruch aus dem Haus in Pennsylvania.« Sie warf einen kritischen Blick in den Rucksack. »Der Proviant wird knapp.«
»Bevor wir aufbrechen, sollten wir uns in der Stadt etwas besorgen«, stimmte Samm ihr zu. »Wir sind nicht mehr weit von dem verseuchten Gebiet entfernt. Ob wir den Lebensmitteln trauen können, die wir dort finden?«
»Gestern Abend sind wir an einem Supermarkt vorbeigekommen.« Kira legte ihre Essensangebote auf den Tisch. Dann setzte sie sich und öffnete die Packung mit den Erdnüssen. »Wir könnten uns dort umsehen und dann weiterreiten. Aber nun lass es dir erst mal schmecken!«
Samm betrachtete den Proviant, entschied sich für eine Tüte gedörrtes Rindfleisch und riss sie auf. Bevor er den verdrehten schwarzen Strang herauszog, der so hart war wie Rohleder, schnüffelte er misstrauisch. »Wie muss Fleisch behandelt werden, damit es zwölf Jahre genießbar bleibt?«
»Es kommt darauf an, was du unter genießbar verstehst«, erwiderte Kira. »Du musst den ganzen Tag an dem Streifen herumlutschen, bevor es weich genug zum Kauen und Hinunterschlucken ist.«
Er riss einen langen dünnen Streifen ab, der sehr sehnig zu sein schien. »Wir müssten es kochen.« Er schob den Proviant in die Tüte zurück. »Aber trotzdem – viele genießbare Lebensmittel sind fast so alt wie wir selbst. Diese Kuh war vielleicht sogar noch älter und starb, bevor der Baum dort drüben zu wachsen anfing.« Er deutete auf eine sechs Meter hohe Pappel, die in den Ritzen des welligen Asphalts auf dem Parkplatz Halt gefunden hatte. »Trotzdem können wir das Fleisch noch essen. Heutzutage kennen wir keine Methode zum Konservieren von Lebensmitteln mehr. Vielleicht werden wir es nie wieder lernen.«
»Ich weiß nicht, ob wir das überhaupt wollen«, wandte Kira ein. »Ich hab’s lieber frisch.«
»Es ist nur …« Samm hielt inne. »Eins kommt zum anderen. Autos, die nicht mehr fahren. Flugzeuge, die nie wieder fliegen. Computersysteme, die wir kaum noch benutzen können, von der Konstruktion ganz zu schweigen. Es ist … als bewegten wir uns rückwärts in der Zeit. Wir sind wie Steinzeitarchäologen in den Ruinen der Zukunft.«
Kira schwieg und zerkaute die weichen Erdnüsse. Die Sonne ging gerade über der gewaltigen Stadt auf. Sie schluckte und antwortete ihm endlich doch noch. »Es tut mir leid, Samm.«
»Es ist nicht deine Schuld.«
»Ich meinte nicht die Steinzeitmenschen oder das Fleisch«, fuhr sie fort. »Es tut mir leid, dass ich so wütend auf dich war und dich mit Worten verletzt habe.«
Er beobachtete schweigend die Sonne. Kira versuchte vergeblich, ihn über den Link zu erreichen. »Mir tut es auch leid«, erwiderte er. »Ich weiß nicht, wie ich es in Ordnung bringen kann.«
»Es herrscht Krieg«, antwortete sie. »Und diesen Krieg kann niemand gewinnen. Menschen und Partials töten sich gegenseitig, sie töten sich untereinander, und sie töten alles, was sich ihnen in den Weg stellt. Sie kennen keine andere Möglichkeit, um ihre Probleme zu lösen. Nach dem Motto: Wenn wir nicht kämpfen, müssen wir sterben . Wir sollten aber bedenken, dass wir auf jeden Fall sterben werden, selbst wenn wir kämpfen. Aber das wollen wir nicht einsehen, weil es uns Angst macht. Lieber fallen wir in die alten Muster von Hass und Vergeltung zurück und haben wenigstens das Gefühl, nicht ohnmächtig zu sein.«
»Ich hasse dich nicht«, sagte Samm. »Aber ich hasste dich, nachdem du mich gefangen genommen hattest, als ich aufwachte, dich sah und entdeckte, dass alle Angehörigen meiner Einheit tot waren. Du warst gerade in der Nähe, und deshalb hasste ich dich abgrundtief. Das tut mir leid.«
»Schon gut«, antwortete Kira. »Ich bin ja auch kein Unschuldslamm.« Sie lächelte. »Eigentlich müssten wir jeden Menschen zusammen mit einem Partial auf eine lebensgefährliche Reise durchs Land schicken. Dann würden sie lernen, einander zu vertrauen und zu verstehen.«
»Wie schön
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