Fragmente: Partials 2 (German Edition)
und seine Zukunft auslöschte. Das hielt er für ausgeschlossen.
»Sie hat einen Freund«, erklärte Samm. »Er ist in New York ebenfalls Sanitäter.«
»New York ist ziemlich weit weg.«
»Aber wir kehren zurück.«
»Wenn du den ganzen Weg mit ihr zurücklegst, ohne ein Wort zu sagen, dann verlierst du sie zu Recht«, sagte Calix.
Samm konnte nicht umhin, ihr zuzustimmen. »Marcus bringt sie zum Lachen«, wandte er ein. »Das schaffe ich nicht.«
»Du könntest es vielleicht mit einem Kuss versuchen«, schlug Calix mit sprödem Lächeln vor. »Das hat bei mir zwar nicht so gut funktioniert, aber man weiß ja nie.«
»Ich glaube, das ist nicht mein Stil.«
»Dein Stil ist schweigsame Enthaltsamkeit«, spottete Calix. »Ich garantiere dir, das funktioniert auch nicht. Rede wenigstens mit ihr!«
»Ich rede die ganze Zeit mit ihr.«
»Dann sag das Richtige!«, drängte Calix.
43
»Vale will immer noch nicht mit uns sprechen«, berichtete Kira. Sie saßen in einem parkähnlichen Gelände. Im Grunde waren es nur einige Picknicktische, die in einem Wäldchen im Reservat aufgestellt worden waren. Samm und Calix waren rechtzeitig zum Mittagessen zurückgekehrt, und Calix hatte sie danach sofort wieder verlassen, um in der Nähe mit einer größeren Gruppe Jugendlicher Football zu spielen. Phan spielte ebenfalls mit, kam jedoch ab und zu herüber, um Kira und Samm zum Mitmachen einzuladen. Kira hatte jedoch viel mit Samm zu bereden und ergriff die Gelegenheit, sich ungestört mit ihm austauschen zu können. Samm wirkte noch ruhiger als gewöhnlich, was Kira sich jedoch mit seiner Konzentration auf die bevorstehende Aufgabe erklärte. Er beteuerte, dass Calix keinerlei verborgene Motive habe, erwähnte aber sonst kaum etwas über ihren Ausflug in die Ruinen.
»Vale verschweigt uns offensichtlich irgendetwas«, fuhr Kira fort. »Selbst wenn wir noch eine Ewigkeit hier herumsitzen und darauf warten, dass er uns wie versprochen empfängt, wird er uns am Ende doch wieder ausweichen. Er hat etwas zu verbergen, und das gefällt mir nicht. Zudem haben wir immer noch nichts von Heron gehört, und das gefällt mir erst recht nicht. Es ist Zeit, den Turm aufzusuchen.« Sie blickte zu dem hohen schwarzen Gebäude hinüber, das hinter den anderen Häusern aufragte. »Phan hat mich herumgeführt, um mir das Gelände zu zeigen. Einige Gebäude liegen recht dicht am Turm. Den größten Teil der Strecke können wir zurücklegen, ohne Verdacht zu erregen, und dann … könnten wir vermutlich sogar unbemerkt hineinschleichen. Ich glaube nicht einmal, dass es überhaupt jemanden stören würde. Phan meint, das Gebäude sei nach dem Bombardement der Partials nicht mehr standsicher. Anscheinend ist jedoch niemand sonderlich besorgt, unmittelbar daneben zu wohnen. Wahrscheinlich denkt einfach keiner weiter darüber nach.«
»Gibt es einen Zaun?«, fragte Samm.
»Eine niedrige Barrikade«, erklärte Kira. »Sie besteht vor allem aus Schrott und alten Möbeln. Die Kinder sollen nicht versehentlich auf das Gelände laufen, aber aktive Sicherheitsvorkehrungen gibt es nicht. Das ist für diese Gesellschaft ziemlich typisch. Man rechnet einfach nicht mit Angriffen, Rebellion oder Gesetzesbrechern, und soweit ich sehe, benehmen sich diese Leute tatsächlich anständig.«
»Und das macht dich natürlich erst recht misstrauisch«, ergänzte Samm.
»Das würde jeden misstrauisch machen«, bestätigte Kira. »Es gibt keine ideale Gesellschaft. Es gibt immer Unruhe oder Verbrecher, etwas Finsteres im Untergrund, das sich dem oberflächlichen Blick entzieht. Vielleicht setzt Vale so etwas wie Gedankenkontrolle ein, um die Leute bei der Stange zu halten. Eine Art Link, aber auf Menschen ausgerichtet.« Samm zeigte eine durchaus überzeugende zweifelnde Miene. Sie lächelte verlegen. »Ich weiß nicht, irgendwo muss man ja ansetzen.«
Vom Spielfeld drang ein triumphierender Schrei herüber, und einige Spieler sprangen aufgeregt umher. Ein junger Mann krümmte sich stöhnend am Boden, der Ball lag dicht neben ihm, und Calix entfernte sich gerade vom Schauplatz eines offenbar recht brutalen Zweikampfs. Sie hatte Blutspritzer auf der Wange. Kira riss erstaunt die Augen auf. »O Mann! Ich hatte keine Ahnung, dass sie so heißblütig ist.«
»Sie muss sich wohl ein wenig abreagieren.« Samm kniff die Augen zusammen und spähte zum Spielfeld. »Hoffentlich tut sie niemandem weh.«
»Das ist die Gelegenheit!« Kira legte ihm eine Hand auf den Arm.
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