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Fragmente: Partials 2 (German Edition)

Fragmente: Partials 2 (German Edition)

Titel: Fragmente: Partials 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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gerettet. War es ein Wachhund gewesen oder eine andere Kreatur?
    Noch schlimmer war die Erkenntnis, dass dieses Wesen, dieses unmenschliche, unnatürliche Geschöpf, den gleichen Ursprung hatte wie sie selbst. Auch wenn Kira äußerlich den Menschen ähnelte, der Herkunft nach war sie viel eher mit den Wachhunden als mit irgendeinem Menschen verwandt.
    »Du hast zwölf Jahre lang auf Long Island gelebt«, sagte Samm. »Das war eine geschützte Umgebung. Der Rest der Welt hat sich verändert.«
    »Sie kreisen uns ein«, warnte Heron. »Lauft los!«
    Bitte!, hatte der sterbende Hund gesagt. Sein Gesicht hatte sich tief in Kiras Gedächtnis eingebrannt. Sie schüttelte den Kopf und erklomm die Böschung.

19
    Ariel McAdams war schon vor Jahren aus Nanditas Haus geflohen und hatte danach allein im Süden von East Meadow gelebt. Nach dem Tod ihres Kindes – dank des Zukunftsgesetzes hatten alle Frauen auf Long Island tote Kinder zu beklagen – hatte sie East Meadow verlassen. Marcus hatte in den Krankenhausakten eine ungenaue Adressenangabe gefunden. Als er sich dort herumgetrieben und die Daten herausgesucht hatte, hätte man ihn beinahe eingesperrt. Er hatte ein Handfunkgerät dabei, um die Meldungen der Truppe abzuhören und mit Kira zu reden, falls sie ihn jemals wieder rief. Als er East Meadow verließ, klangen die Neuigkeiten äußerst unerfreulich. Die Partialarmee rückte kaum eine Stunde nach seinem Aufbruch in den Ort ein. Nun musste er sein Heil in der Flucht suchen. Wieder einmal überprüfte er die Adresse auf dem kleinen Zettel: Eine Insel in Islip. Das war nicht viel, aber immer noch besser als nichts.
    Über das Funkgerät hatte er erfahren, dass die Partials East Meadow besetzt und gesichert hatten, um möglichst viele Einwohner gefangen zu nehmen, bevor diese fliehen konnten. Außerdem hatten sie Suchtrupps losgeschickt, um die Insel nach Einzelgängern zu durchkämmen und sie alle an den zentralen Sammelpunkt zu befördern. Trotzdem, die Insel war sehr groß, und selbst hunderttausend Partials konnten nicht überall gleichzeitig sein. Marcus hielt sich bedeckt, zündete nie ein Feuer an und überquerte kein offenes Gelände. In den ersten Tagen hatte er keine Mühe, den Verfolgern aus dem Weg zu gehen. Das wird nicht so bleiben, dachte er. Aber wenn ich Ariel finde und vorläufig untertauche, statt zu reisen, halte ich noch eine Weile durch.
    Am Abend des zweiten Tages erwachte das Funkgerät zwitschernd zum Leben. Sein Herz tat einen Sprung, doch er sah schnell ein, dass es weder Kira noch ein Guerillatrupp der Abwehr war. Vielmehr meldete sich Dr.   Morgan.
    »Dies ist eine Botschaft an alle Einwohner von Long Island«, begann sie. »Wir wollten keine Invasion durchführen, doch die Umstände haben uns dazu gezwungen. Wir suchen ein Mädchen namens Kira Walker. Sie ist sechzehn Jahre alt, einen Meter achtundsiebzig groß und wiegt ungefähr sechzig Kilogramm. Sie ist indianischer Abstammung, hat helle Haut und pechschwarzes Haar. Möglicherweise hat sie es abgeschnitten oder gefärbt, um ihre Identität zu verschleiern. Bringen Sie uns dieses Mädchen, und die Besetzung ist sofort beendet. Wenn Sie das Mädchen weiterhin verstecken, werden wir jeden Tag einen von Ihnen hinrichten. Diese Botschaft wird nacheinander auf allen Frequenzen ausgestrahlt und wiederholt, bis Sie unsere Anweisungen befolgen. Danke.«
    Damit endete die Botschaft. Marcus lauschte schockiert dem statischen Rauschen, das darauf folgte.
    Nach einigen Sekunden benommenen Schweigens drehte er am Abstimmknopf und suchte die nächste Frequenz. Auch dort war die Durchsage zu hören, genau wie Morgan es angekündigt hatte. Ungläubig hörte Marcus sie sich noch einmal an. Er lauschte der Botschaft auf vier weiteren Kanälen, fühlte sich wie in einem schlechten Traum und wusste doch, dass es die bittere Wahrheit war. Die Aussage war immer die gleiche. Sie wollten Kira, sie wollten Unschuldige töten, um Kira zu finden, sie schreckten vor nichts zurück.
    In dieser Nacht schritt er in seinem behelfsmäßigen Unterschlupf hin und her und dachte über die Botschaft nach. Darum war es also letzten Endes bei der Invasion gegangen! Sie suchten Kira und taten alles, um ihrer habhaft zu werden. Warum war sie so wichtig? Warum brauchten sie Kira so dringend?
    Warum hatte Kira sich nicht mehr mit ihm in Verbindung gesetzt?
    Er hatte keine Sonnenkollektoren für sein Funkgerät, denn der Senat und die Abwehr hatten schon bald nach dem

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