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Frame, Janet

Frame, Janet

Titel: Frame, Janet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wenn Eulen schrein
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wie das Zauberrad und die goldgrünen Vogelwolken, die ihr halfen, gegen die Heerscharen verfilzter Wolle anzukämpfen, ach, wie war sie verfilzt und verworren, das ganze Leben war verworren, und da ging nun Francie jeden Tag mutterseelenallein los, um sich ihm zu stellen und zu kämpfen.
    Was war, wenn sie gefangen wurde und erdrosselt und nie mehr wiederkam?

11
    Sonne, nichts als Sonne. Die reifende Frucht des Himmels blutig und mit herbstlicher Schneemullwolke bandagiert; das Mittagslicht in goldenen Flocken, Blätter genannt, von den Bäumen tropfend; die vier Pappeln an der Ecke hoch aufgerichtet, von einem leichten Luftstrom gewiegt, der dem Trichter des Lichts vom Berg ins Tal folgt – von Berg zu Tal –, Lufttropfen, spitz wie unterirdische Krokusstängel, süß auf dem Pappellaub wie die Verwünschungen von Minnie Cuttle, der Wahnsinnigen.
    Und das alte, uralte Gebrösel des Verfalls.
    Es war Samstagnachmittag. Hinter der Hecke zu den Nachbarn der Rasenmäher, der Gras ausspie, und der Geruch in der Luft und die grünen Flecken auf den Stiefeln des alten Bill Flett und an Phyllis Fletts Händen, die mit dem Gras spielte, mit Fäusten voll Gras, und daran roch und niemanden hatte, den sie damit bewerfen konnte, nur große Brüder, und die waren fort, wer weiß wo.
    Beim Fußball, für den Leichtathletikklub mit Spikes unterwegs um den Block, mit einer Freundin im Garten oder auf der Strandpromenade, wo sie aufs Meer blickten und Steine ins Wasser warfen.
    «Ich möchte irgendwas werfen, irgendwas treffen, ich möchte was machen!»
    «Was denn, Eddie Flett?»
    «Ich weiß nicht. Was Großes. Küss mich, Marge.»
    «Nicht hier, Eddie, wo alle zugucken, die Kinder auf dem Karussell und das Paar auf dem Platz da.»
    Auf dem grünen Platz wie ein Waschbrett, an dem sich die See die rosigen Fingernägel scheuert.
    «Komm herein, Phyllis, komm von dem Gras weg.»
    Jetzt schweigt der Rasenmäher, es muss beinahe Teezeit sein.
    Die Withers-Kinder hängen untätig herum, der Nachmittag hält sie beim Genick; sie schauen durch den Zaun zu den Fletts hinüber, den katholischen Fliegen, die stinken wie die Ziegen und essen am Freitag kein Flei-ei-ei-eisch.
    Da rufen die Kinder, los, gehen wir zur Müllgrube.
    Und Francie war da, um auf sie aufzupassen, um Toby zu helfen, wenn er einen Anfall bekam, ihm ein Stöckchen in den Mund zu schieben, damit er sich nicht auf die Zunge biss, ihn hinzulegen und mit einem Mantel warm zuzudecken, während er schlief. Und Francie war da, um darauf achten, dass sie alle von Zeit zu Zeit stehen blieben und auf Chicks warteten, weil Chicks die Kleinste war. Und Francie war da, um Daphne herumzukommandieren und darauf zu achten, dass sie nicht das Kommando übernahm, es gab nur das eine oder das andere.
    Und sie gingen zur Müllgrube, um nach Schätzen zu suchen.
    Francie trug ihre lange Hose mit dem Reißverschluss und der Tasche an der Seite, und sie hielt die Hand in der Tasche und ein Sixpencestück von ihrem Lohn für saure Drops oder Pfefferminz- oder Anisbonbons, das war noch nicht entschieden. Daphne trug ihre Schottenjacke, die Tante Nettie im letzten Paket geschickt hatte und die kein echtes Schottenmuster hatte, und ihren blauen Rock mit dem Ripsband, das sie nach der letzten Nähstunde selbst angenäht hatte. Und Chicks trug ein Kleid mit roten Tupfen, das nicht ganz bis ans Knie ging. Und Toby seine marineblauen Hosen und ein Flanellhemd und Hosenträger.
    Aber es ist nicht so wichtig, was sie trugen, nicht wie bei einer Hochzeit, oder wenn man sie für die Zeitung beschreiben müsste, es ist nur, damit ihr sie sehen und voneinander unterscheiden könnt –
    Francie, Toby, Daphne und Chicks Withers, die ausziehen, einen Schatz zu suchen, und wissen, dass sie ihn finden werden; genauso wie die Erwachsenen (dachten sie) in Läden und Büros und Fabriken gehen, zur Arbeit, wie sie es nennen, um ihren Erwachsenenschatz zu finden.
    Die Withers-Kinder hatten es nicht weit. Über den Hügel und dann bergab bis zur Cross Street. Überall an ihrem Weg waren Leute, die im Garten arbeiteten, den Rasen mähten oder umgruben; und Frauen, die auf kleinen Gummimatten vor Primelpflanzen und Stiefmütterchen knieten. Und überall an ihrem Weg standen Häuser mit gebauschten Spitzengardinen und Nippesfiguren, Hunden und Fröschen, die aus dem Fenster schauten und sich – vielleicht – sehr wunderten, Francie, Toby, Daphne und Chicks auf dem Weg zur Müllgrube zu sehen, wo sie nach einem

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