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Frame, Janet

Frame, Janet

Titel: Frame, Janet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wenn Eulen schrein
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Schatz suchen wollten.
    Sie trafen Tim Harlow, der auf seinem Rad immer im Kreis herum fuhr. Er hielt an, um mit Francie zu reden.
    «Tag auch, Süße.»
    Francie reckte den Kopf in die Luft und ging schnell weiter, dann drehte sie sich um und lächelte ihm zu. Er grinste zurück.
    «Unverschämter Kerl», sagte Francie stolz.
    «Gehst du mit ihm?», fragte Daphne.
    «Ach wo», sagte Francie. «Man soll nie alle Eier in einen Korb packen. Außerdem ist er jünger als ich. Oh, guckt doch mal, ein toter Igel.»
    Er lag zerquetscht und tot mitten auf der Straße.
    «Warum?», fragte Chicks, die sie inzwischen eingeholt hatte.
    Francie erklärte es ihr.
    «Nachts», sagte sie, «denken die Igel, weil es dunkel ist, können sie herauskommen und in aller Ruhe spazieren gehen, und was wäre besser für einen Spaziergang geeignet als eine geteerte Straße mit einem weißen Streifen in der Mitte.»
    Sie machte Spaß. Sie wusste, dass Tim Harlow nicht weit weg war, und sie war stolz und wollte witzig sein. Es war typisch Francie, Witze zu reißen, wenn es um kranke oder tote Dinge ging, weil sie schnell erwachsen wurde und immer mehr Bescheid wusste und von der Schule abgegangen war, um ihren Unterhalt zu verdienen, und überhaupt, was war schon ein Igel.
    Also sagte sie:
    «Es ist nichts, lasst nur. Fass ihn nicht mit deinem sauberen Taschentuch an, Daphne. Wenn ich heirate und ein Auto habe, werde ich wahrscheinlich viele Hundert Igel überfahren, ohne es überhaupt zu merken. Sie sind Schandflecken in der Landschaft.»
    Daphne zog ihr Taschentuch zurück. Zwar war der Igel tot, und das war traurig, aber es war ein zerquetschter, schmutziger Tod, von dem man sich lieber abwandte.
    Sie kamen zur Müllgrube mit ihrem Gestank und Dreck, und um den oberen Rand stand Toitoigras wie Fransen an einem Schal; und sie kletterten über Gras und totes Holz und verbogenes Eisen und setzten sich zusammen auf eine saubere Stelle voller Hahnenfuß und ohne Asche, um auszuruhen und die Steinchen aus Chicks’ Schuh zu entfernen. Es war nichts Richtiges zum Anlehnen da, deshalb saßen sie aufrecht mit hochgezogenen Knien und stützten die Ellbogen auf die Knie. Sie verglichen ihre Knie.
    «Deine sind knubbelig», sagten sie zu Toby.
    Toby redete nicht viel. Er wurde bloß wütend und warf mit Sachen um sich, oder er weinte. Sein Blick wanderte von seinen knubbeligen Knien zu Chicks, weil sie kleiner war und sich nicht so gut behaupten konnte.
    «Deine Knie sind auch knubbelig.»
    «Ich habe Schwimmhäute zwischen den Fingern», sagte Daphne und spreizte die Hände. «Das beweist, dass ich zum Teil ein Fisch bin.»
    «Ich habe eine Warze, auf die man Wegerich machen muss», sagte Francie. Dann seufzte sie und zuckte die Achseln.
    «Was für Kinder ihr doch seid, es ist ein Wunder, dass ich es aushalte, an einem Samstag auf euch aufzupassen, wo ich doch mit Freunden von mir lauter interessante Sachen machen könnte. Warum sind wir überhaupt hergekommen? Ich werde bestimmt nicht den ganzen Tag hier an einer dreckigen alten Müllgrube herumsitzen.»
    «Aber Francie, du bist doch früher immer mit uns hergekommen.»
    «Wann früher?»
    «Bevor du von der Schule abgegangen bist, als alles noch anders war. Möchtest du nicht wieder zur Schule gehen und die Jungfrau von Orleans sein? Sie war eine Heilige.»
    Francie kicherte.
    «Heilige sind nicht mein Fall. Da möchte ich viel lieber erwachsen sein. Aber ich will euch was sagen, wir gehen jetzt mal da runter, wo die Sachen verbrannt werden, und gucken zu. Aber nur eine halbe Stunde, mehr nicht, dann gehen wir nach Hause, und auf dem Weg kaufen wir saure Drops und keine Anisbonbons.
    Chicks fing an zu weinen. Sie hatte eigentlich gar keine Lust gehabt, zur Müllgrube mitzugehen, denn der Weg war weit, und sie musste sich die ganze Zeit beeilen, aber Francie hatte Anisbonbons versprochen, und Chicks hatte sich den ganzen Weg lang vorgestellt, wie sie im Mund zergingen, zuerst braun, dann weiß mit einem winzigen blauen Rand oder Schatten, und dann rein weiß wie ein warmes Hagelkorn.
    «Aber du hast Anisbonbons gesagt, Francie.»
    «Wirklich? Wie interessant. Also schön, dann eben von jedem für drei Pence, und jetzt Schluss mit dem Gejammer.»
    Sie gingen zum Feuer hinüber, um zuzusehen. Es war größer, als sie gedacht hatten, und es qualmte stark und roch nach Benzin und Kerosin und Gummi und versengten Lumpen. Ein Mann passte auf, schlug mit einem Sack darauf ein, um es einzudämmen, und

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