Frame, Janet
wenn er diesmal von seinem Ausflug in die Stadt zurückkam, würde seine Mutter ihn nicht am Bahnhof abholen und fragen, ob er einen Anfall gehabt und ob er seine Fahrkarte beim Schalterbeamten abgegeben hatte und ob er auch nicht an der falschen Station ausgestiegen war und seinen Kopf nicht aus dem Fenster gesteckt und nicht mit Fremden gesprochen hatte; und er war froh, dass er nicht mit dem blassen, dunklen Mädchen gesprochen hatte, denn seine Mutter war noch nicht lange im Grab, sie war unter der Erde eingesperrt, und sie hatte es niemals vertragen können, eingesperrt zu sein, nicht einmal in Kleidern oder in billigen, eng um den Hals gewundenen Perlen, und sie hatte immer ihr Kleid oben aufgeknöpft und die Perlen abgenommen, um leichter atmen zu können und frei zu sein.
31
Irgendwann im August
Ich scheine tatsächlich nie mehr das Datum zu wissen, seit ich mein altes Tagebuch verloren und das neue angefangen habe. Ich kann nicht begreifen, was mit dem alten passiert ist. Tim zieht mich auf und sagt, er habe es versteckt und lese es mit großem Spaß; aber ich weiß, dass er mich nur aufzieht. Ich erinnere mich, ich habe es verloren, nachdem Toby abgefahren war, und Toby ist ganz plötzlich abgefahren, die Kinder hätten in der Nacht glatt verbrennen können, und wir wären im Evening Star erschienen, als warnendes Beispiel für Eltern, die ihre Kinder abends allein lassen. Und ich habe keine Ahnung, was Toby mit dem Wohnzimmerteppich angestellt hat, er hat ihn dermaßen schmutzig gemacht, dass er völlig ruiniert ist.
Nächsten Monat ziehen wir in den Süden. Ich kann meine Aufregung kaum mehr im Zaum halten, und die Kinder auch nicht, sie haben Fragen über Fragen nach dem Haus gestellt, und ich habe Antworten über Antworten gegeben, bis zum Überdruss.
«Wo ist es, Mami?»
«Da wo Mami gewohnt hat, als sie noch ein kleines Mädchen war.»
«Aber wo ?»
«Über einer alten Müllgrube.»
(Ich beantworte die Fragen der Kinder gern genau.)
«Was ist eine Müllgrube?»
«Ein Ort, wo man alle scheußlichen Sachen hinbringt, die niemand haben will.»
«Bringt man auch Kinder dahin?»
«Nein, Kind. Im Übrigen ist sie jetzt aufgefüllt, und du wirst sie gar nicht sehen.»
«Du meinst, sie kann nicht als Gespenst wiederkommen, weil unser Haus darauf steht, wie wenn man einen Korken auf eine Flasche drückt und ihn festhält?»
Später
Ich habe diese Seite Tim vorgelesen, und er hat sich über die Fragen der Kinder amüsiert. Der liebe Tim.
Übrigens glaube ich, man will bei Daphne irgendeine Operation vornehmen, um sie wieder normal zu machen.
Und jetzt muss ich ein Kapitel aus meinem Buch Denn sie sollen getröstet werden lesen, das die Rassenfrage in Südafrika behandelt.
32
Daphne
Im Süden gibt es einen Ort namens Arrowtown, wo das Licht als blasses, gefrorenes Gold auf eine Straße mit Pappeln scheint, deren Blätter immer und ewig blassgolden sind, als wollten sie abfallen, und die trotzdem niemals abfallen; und die Bäume bewegen sich nicht; und auch die Wolken nicht, die sich heliotropfarben gegen den Schnee abheben, wie die Beeren acmena flora bunda von ihrem Himmelszweig. Und die Häuser sind verschwommen wie Rauch von einem gelben und blauen Feuer; die Menschen tragen Schals und Mäntel aus gelber und blauer Wolke. Und wenn man auf der Straße hinhorcht, hört man nichts, und die Menschen bewegen sich nicht, und man kann dort nicht hingehen, wenn man nicht das Glas zerbricht und blutend, ein zerrüttetes, kurzsichtiges Geschöpf, in das Bild hineinklettert, das an der Wand im Tagesraum hängt, wo Daphne lebt.
Das Bild heißt ARROWTOWN IM HERBST, MIT DEN REMARKABLES.
Die Remarkables sind Berge.
Aber nur halb vorgestellte Berge; denn die Patienten klammern sich mit ihrem Traum an das Bild und erschaffen sich jenseits der gelben und blauen Wolke ihren gefrorenen Abhang aus Gedanken, deren Schneesturm, aus der Stille kommend, herausgeschnitten aus dem Schneeblock ihrer tagtäglichen Träume, wie Schwäne oder Pfeile aus dem Mund der gelben und blauen Wolke bläst, die durch die demente Nacht aus vier Wänden und der toten vergitterten Milchglasbirne schwirren und singen; und die Augen der Welt starren Stunde um Stunde hindurch, wundern sich über den weißen Sturm und wissen nicht warum.
Und am Morgen kommen die rosigen Menschen, um die Tür aufzuschließen, und kämpfen sich durch den Schnee zu den erfrorenen Körpern hin, die auf Karren mit roten und weißen und blauen Fähnchen
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