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Frame, Janet

Frame, Janet

Titel: Frame, Janet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wenn Eulen schrein
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ausbreitete, Schuhcreme und Bürsten aus dem Karton auf das Papier leerte und die Schuhe vor den Zimmertüren zum Putzen einsammelte, wobei er sich genau merkte, wohin die einzelnen Paare gehörten, und seine blasse, immune Hand zwei bis drei halbe Minuten lang in den gewölbten, leeren Ledernestern verbarg; und anschließend in den Lift stieg, dessen Türen ihre eisernen Zähne hinter ihm schlossen; und sich in dem sicher verschlossenen Kasten auf einen hölzernen Schemel setzte und die ganze Nacht darauf wartete, dass man nach ihm klingelte; bis morgens das erste Frühstücksei gekocht und die erste Zeitung unter der Tür durchgeschoben wurde; und die Köchin zum Dienst kam und die Ärmel hochkrempelte und sagte:
    «Meine Ellbogen sind ganz rot. Guck mal, meine Ellbogen sind ganz rot.»
    Den ganzen Abend lang wanderte Toby durch die Straßen. Und um zehn oder elf Uhr stürzten die Leute aus der Stadt, die durch eine Art Gummi, der dort befestigt war, in den Theatern und Kinos festgehalten worden waren, zerzaust und aufgelöst auf die Bürgersteige heraus; legten sich nieder und rappelten sich in der gleichen Bewegung wieder auf, sodass ihr Sturz wie ein Traum wirkte; eilten dann zu den Straßenbahnen und Autobussen und Fähren, die Frauen gemästet und in Pelze gehüllt, mit Körbchen voll Obst, Kirschen oder Weintrauben an den Ohren; die Männer in ihrer Begleitung reich und erfolgreich, aber nicht alle; und auch die Frauen trugen nicht alle einen Garten im Gesicht.
    Toby sah, dass dieselbe große, blasse Frau auf ihn zukam, und er sagte:
    «Chicks.»
    Sie blieb stehen und sagte:
    «An Ihrer Stelle würde ich einen besseren Namen wählen, sonst können Sie’s vergessen.»
    «Also dann Teresa», sagte Toby. «Aber das ist nur meine Schwester.»
    «Das ist ja interessant. Warten Sie auf sie?»
    «Nein. Ich hab sie tot aufgefunden und weiß nicht, was ich machen soll.»
    «Rufen Sie die Polizei oder einen Arzt, und wischen Sie sich alle Fingerabdrücke aus den Augen.»
    «Meine Mutter ist erst vor Kurzem gestorben.»
    Das Mädchen, Marjorie, dachte, ach Gott, so ein kleiner Bursche vom Land, mit seiner Tasche und seinem Regenmantel; er ist von seiner Farm in die Stadt gekommen, um sich die Sehenswürdigkeiten anzusehen und sich herumführen zu lassen, und jetzt hat er Angst und sehnt sich nach seiner Mutter und seiner Schwester. Sie lächelte vor sich hin. Und ich bin ganz genauso. Ich habe mich für meine Rolle angezogen und rede abgebrüht daher, seit ich in der Fabrik bin.
    Sie dachte, ich werde die Arbeit machen müssen, und sagte:
    «Kommen Sie mit hier herein; wir wollen Fish and Chips essen, dabei können wir uns unterhalten.»
    Und sie führte Toby in das Restaurant, und sie saßen an einem kleinen Tisch mit einer Glasplatte, und unter dem Glas lagen zwei Papierdeckchen mit einer etwa gleich verteilten Menge von Worcester- und Tomatensoßenflecken. Und sie bestellten zwei Portionen Fish and Chips und Kaffee, und nach zwanzig Minuten stellte eine Kellnerin mit einem hochroten Gesicht zwei dünne Scheiben Brot, zwei mit einem Fantasiemuster verzierte Butterkugeln und zwei Teller Fish and Chips vor sie hin; und dazu noch zwei Tassen Kaffee, der, wie Marjorie sagte, eine Farbe hatte wie der Waikoto bei Hochwasser.
    Und dann sagte sie:
    «Ich arbeite in einer Fabrik, wissen Sie, in einer Strumpffabrik. Ich habe in der Wollspinnerei angefangen, und von da bin ich in eine Schokoladenfabrik gegangen, aber da wurde ich zu dick, und deswegen bin ich jetzt bei den Strümpfen. Wenn ich genügend Nylonstrümpfe für meine Aussteuer habe, werde ich zur Eudora-Unterwäsche wechseln.»
    Sie beugte sich zu Toby hinüber und wölbte die Hand über dem Mund, damit sie ja niemand flüstern hörte:
    «Ich erblinde. Können Sie sehen, dass ich blind werde? Nächstes oder übernächstes Jahr werde ich mit einem weißen Stock umhertappen und Körbe flechten.»
    Und als Toby allein dastand oder durch die Straßen wanderte, in die Schaufenster schaute und die Radioapparate und Waschmaschinen und Teppiche und Juwelen und Bücher und Kleider und Spielsachen und die stummen, einsamen Schatten der Menschen betrachtete, sah er das Mädchen, Marjorie oder Fay oder Chicks oder wie sie nun heißen mochte, Arm in Arm mit einem Matrosen davongehen; und er dachte: Wenn ich nun mit ihr gesprochen hätte? Wenn ich nun mit ihr gesprochen hätte? Er sah sie in der Dunkelheit verschwinden.
    Und dann fuhr er aus seinem Traum hoch und ihm fiel ein,

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