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Frame, Janet

Frame, Janet

Titel: Frame, Janet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wenn Eulen schrein
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Diamanten und echtes Gold zu erschaffen. Und nicht wahr, Toby, Chicks und Francie, wir saßen da wie die Welt am Morgen, ohne Angst, und berührten das Wie und Warum und Wo, die Wunderwährung, die ich im Saum meines Herzens verborgen bei mir trage, die ich verstecke, weil ich Bescheid weiß. Und Toby trägt sie hin und her über Kontinente und Meere, und er versteht sie nicht, obwohl sie glitzert und einen Teil des Feuers in ihm entfacht; und Chicks hat Angst und verdeckt sie mit Waschmaschine und Kühlschrank und Raumstrahler hinter Glas.
    Alles, was hinter Glas liegt, ist wertvoll.
    Das dachte Daphne und sagte nichts, und der Häuptling des weißen Stammes, der eine Brille trug und in der Tasche einen Gummispross, um an der unterirdischen Tür des Herzens auf sein heimliches Schlagen zu lauschen, kam näher und lächelte ermutigend und sagte:
    «Komm, komm, Daphne, sprich mit mir wie ein braves Mädchen. Wir wollen dich doch endlich gesund machen. Du darfst bald nach Hause.»
    Und Daphne sagte noch immer nichts, also versuchte es der Häuptling mit einem anderen Thema und ließ das Wie und Warum und Wo beiseite, aber stellte erneut eine Frage.
    «Was macht die Verdauung», fragte er. «Und wie ist es mit dem Wasserlassen?»
    Flora Norris bewegte sich ungeduldig und packte Daphne bei den Schultern.
    «Verstehst du nicht?», sagte sie. «Man spricht mit dir.»
    Und da rührte sich Daphne und schlug Flora Norris ins Gesicht, grub ihre Hände in den Drahtverhau, und spürte doch einen Augenblick lang Samt und die Wärme der Traumkapuzinerkresse; und sie drehte sich zu dem weißen Häuptling um und stieß ihn rückwärts zur Tür, sodass er beinahe umfiel und protestierend ausrief:
    «Aber, aber, meine Liebe.»
    Und mit einem Seitenblick zu Flora Norris, einem neugierigen Blick auf die neue Blume, die an ihrer rechten Wange erblühte, flüsterte er auf Daphne deutend:
    «Sie ist gefährlich. Geben Sie ihr ein Beruhigungsmittel.»
    Flora Norris, wieder die alte, nur welker, sagte schnell:
    «Gut, Herr Doktor.»
    Und sie verließen beide das Zimmer, schlossen die Tür ab und schauten zum Schluss mit den Augen der Welt noch einmal durch das Loch in der Tür, ob in dem kleinen Bergzimmer noch irgendein Anzeichen des Sturms zu sehen war.
    Und als sie fort waren, schlich sich Daphne zur Tür, steckte den Finger durch das Loch und wartete dort, wie ihr schien, stundenlang, dass jemand kam und ihr eine Enzianblüte oder eine Schneebeere oder eine Pfennigorange an den Finger hängte, oder einen Stängel Schneegras, so hoch oben gepflückt, wie die Lerchen steigen, um zu singen.

36
    Morgens um sechs, es war Herbst und noch halb dunkel, gab die Schwester Daphne Kleider, ein paar lange graue Wollsocken wie Weihnachten und Kamin, mit Toby, der weinte, weil er krank war und nicht hineinschauen konnte, um seine Geschenke anzusehen; er lag im Bett, musste im Bett bleiben, bis der Arzt kam und mit seiner Geheimschrift in sein schwarzes Buch schrieb und eine neue Packung Pillen verordnete; er lag im Bett mit einem sauberen Kopfkissenbezug und dem einzigen sauberen Laken, denn sonst hätte es der Arzt bemerkt und die Gesundheitspolizei angerufen, von der Telefonzelle an der Ecke aus, wo ein Mann in rotem Mantel und Filzpantoffeln das Telefonbuch durchgerissen hatte, zweimal, um Weltmeister zu werden, Weltmeister im Zerreißen. Es gibt so viele Möglichkeiten, Weltmeister zu werden, man könnte meinen, es müsste für alle Menschen reichen, jeder könnte einer werden und eine Medaille tragen und ein aufgerolltes Diplom haben, das man entrollen und dessen elegante Schrift man voller Stolz herzeigen kann. Und wenn die Gesundheitspolizei gekommen wäre, hätte sie die Familie aus ihrem Haus geworfen, sodass sie in der Gosse liegen und im Schneetreiben Streichhölzer verkaufen müssten, die niemand kaufen wollte, und die ganze Familie, Mutter und Vater und Francie und Toby und Daphne und Chicks, hätten zu den Lichtern in den Häusern der Reichen hinaufgeschaut und gesehen, wie sie am Tisch saßen und schmausten, mit weißem Tischtuch und brennenden Kerzen auf dem Kuchen.
    Ja, ein Paar lange wollene Socken; und eine Hose. Aber die Maori-Schwester sagte:
    «Da ist eine Hose für dich und ein blau gestreifter Baumwollkittel und ein grauer Pullover.»
    «Zieh die Sachen an, Daphne. Du musst aufstehen.»
    Und dann war da ein ganzer Hof voller Menschen, springende und hüpfende und tanzende und weinende und lachende, streitende und brüllende und

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