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Framstag Sam

Framstag Sam

Titel: Framstag Sam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul van Herck
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ein und versorgte auch Sam mit einem Getränk.
    Lieber Gott, war das eine Labsal. Sam fühlte sich wie jemand, der drei Tage unter den Brücken gepennt hat. Seine Lider waren so schwer, und er befand sich in einem solchen Erschöpfungszustand, daß er um keinen Preis in irgendeinen Spiegel hätte schauen mögen.
    »Du hast mir ja noch gar nicht gesagt, was du eigentlich arbeitest«, sagte er gähnend.
    »Ich bin im Versicherungsgeschäft.«
    »Autoversicherung?«
    »Natürlich. Fünfundneunzig Prozent der arbeitenden Bevölkerung sind in Branchen tätig, die irgendwas mit der Autoindustrie zu tun haben: Tankstellen, Montagewerkstätten, Abwrackunter-nehmen, Garagen und Versicherungen, um nur ein paar zu nennen.«
    »Und wann fängst du an?«
    »Um elf. Früher kann ich nicht, wegen des Verkehrsaufkommens.«
    »Und du arbeitest bis drei?«
    »Ja.«
    So plätscherte ihre Unterhaltung noch für ein Weilchen ohne allzu viel Tiefsinn dahin.
    Um zwanzig vor elf sagte Susan, daß es für sie nun an der Zeit sei und feuerte eine grüne Leuchtkugel ab.
    »Warum machst du das denn?«
    »Na, um ein Taxi anzulocken«, erwiderte sie.
    »Aber… aber wir sind doch nur noch dreihundert Meter von der Stadt entfernt!«
    Sie bedachte ihn erneut mit einem vernichtenden Blick. Schließlich stiegen sie aus.
    Und nun ging die Warterei los. Es fuhren zwar genug Taxen vorbei, aber sie waren allesamt besetzt. Schließlich setzte eines der Taxis die Geschwindigkeit herab. Der Fahrer öffnete die Tür, noch ehe er sie erreicht hatte.
    »Er wird keinesfalls anhalten«, warnte Susan Sam. Dann rannte sie los und Sam folgte ihr. Ein langer und haariger Arm riß sie in das Wageninnere und schleuderte sie in einen Sitz. Danach war Sam an der Reihe. Der Chauffeur sagte kein Wort.
    »Lift 313«, sagte Susan. Der Taxifahrer brummte etwas vor sich hin.
    »Die Taxifahrer sind alle völlig abgestumpft«, erklärte Susan. »Stimmt's, Herr Chauffeur?«
    »Völlig abgestumpft«, stimmte der Taxifahrer ihr zu und verzog sein Gesicht zu einem abscheulichen Grinsen.
    »Sie halten niemals an. Sie essen während der Fahrt und werden auch während der Fahrt abgelöst.«
    »Sie müssen ja ein ganz schön gefährliches Leben führen«, sagte Sam, der Sympathie für den Mann empfand. »Wenn Sie einen Unfall haben… oder eine Panne…«
    Susan schüttelte den Kopf. »Da hast du mich mißverstanden«, sagte sie. »Niemand wird auch nur im Traum daran denken, sich in einen Unfall mit einem Taxi verwickeln zu lassen. Einen Taxifahrer darf man auch nicht lynchen. Dazu brauchen wir sie zu sehr.«
    Der Taxifahrer gab ein zustimmendes Gebrumm von sich und schlug die Zähne in ein abscheulich aussehendes Sandwich.
    Eine Minute später waren sie da. Susan bezahlte, und sie sprangen aus dem Wagen.
    Der Zugang zum Lift war nur dreißig Zentimeter vom Straßenrand entfernt.
    Sie brauchten nicht lange zu warten. Als Sam allerdings die riesenhaften Abmessungen des Lifts studierte, blieb ihm der Mund offen stehen. Die Liftkabine glich mehr der Wartehalle eines Bahnhofs, denn hier gab es Hunderte von Sitzplätzen, Buchläden und sogar ein oder zwei Restaurants.
    Sie nahmen Platz. »Ich arbeite auf dem zweihundertsten«, sagte Susan, »und du gehst zum hundertdreiundfünfzigsten. Da ist das Arbeitsamt.«
    »Und wo treffen wir uns anschließend wieder?« fragte Sam, der plötzlich von dem panischen Gedanken erfaßt wurde, er könne sich möglicherweise in dieser riesigen Betonwelt verlaufen.
    Susan studierte den an der Decke hängenden Fahrplan und sagte: »Am Lift… Fünfzehn Uhr fünfunddreißig auf deiner Etage?«
    »Okay«, sagte Sam befreit.
    Im hundertdreiundfünfzigsten Stock stieg er aus und fand sich kurz darauf in einem Straßengewirr wieder, das keinesfalls so zugemauert wirkte, wie er befürchtet hatte. Sie waren nicht einmal so überfüllt, wie er sie sich vorgestellt hatte. Das künstlich erzeugte Sonnenlicht und die frische Luft, die hin und wieder sogar von einer sanften Brise bewegt wurde, wirkten durchaus angenehm. Die Decke bestand aus einer blauen 4-D-Fotografie, auf der sogar einige weiße Wölkchen zu erkennen waren.
    Sam verbrachte nicht viel Zeit in den Geschäften. Der Rollweg brachte ihn außerdem dermaßen schnell von einem Ort zum anderen, daß ein Abspringen für jemanden, der nicht daran gewöhnt war, ein ganz besonderes Abenteuer darstellte.
    Sam hatte auf diese Weise bereits zweimal nähere Bekanntschaft mit dem Fußboden gemacht.
    Bald darauf

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