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Framstag Sam

Framstag Sam

Titel: Framstag Sam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul van Herck
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brachte, noch ist nicht alles verloren. Ich benötige nur ein wenig Zeit, um diese verrückte Welt etwas näher kennenzulernen. Es gibt bestimmt eine Möglichkeit, um mich aus dieser idiotischen Situation herauszumanövrieren.
    Sie frühstückten in absolutem Schweigen.
    Als Susan mit einem lebhaften Rülpser ihre Mahlzeit beendet hatte, brach sie plötzlich in Tränen aus. »Warum hast du nicht gewartet, bis ich dich aufgeweckt hätte«, schluchzte sie. »Dann hättest du mich ohne Make up nie gesehen.«'
    »Ich bin an diese Zeit einfach noch nicht gewöhnt«, sagte Sam entschuldigend. »Kannst du mir vielleicht sagen, warum wir zu dieser nachtschlafenden Stunde am Frühstückstisch sitzen?«
    »Was denn, nicht mal das weißt du? Wir sitzen deswegen hier, weil ich gleich zur Arbeit und du dich in der Stadt nach einer Beschäftigung umsehen mußt, du Trottel.«
    »In welcher Stadt denn?« fragte Sam. »In Paris?«
    »Aber nein«, sagte Susan.
    »
    Diese Stadt«, sagte Sam wissend und sprach damit die zyklopenhafte Ansammlung von Betonklötzen an, die sich hinter den Villen erhoben, »ist höchstens drei Kilometer von hier entfernt.«
    »Natürlich. Das heißt, daß wir spätestens um halb fünf losfahren müssen, wenn wir sie um neun erreichen wollen.«
    »Ich will verdammt sein«, sagte Sam hartnäckig, »wenn wir sie nicht in einer halben Stunde zu Fuß erreichen können.«
    Susan machte große Augen. »Ich habe dir doch gestern gesagt, daß gewöhnliche Sterbliche nicht zu Fuß gehen.«
    O ja, daran erinnerte Sam sich jetzt auch. »Die Fahrt kommt mir aber auch ein bißchen lang vor«, sagte er.
    »Du wirst es ja sehen.«
    Sie verschwand im Badezimmer.
    Zwanzig Minuten später kam Susan wieder zum Vorschein. Jetzt war sie wieder das Mädchen von gestern: eine strahlende, jugendliche Schönheit. Sie war unbeschreiblich hübsch und küßte ihn, als sei nicht das geringste geschehen, scheu auf die Wange.
    Sam wußte nicht mehr, was er denken sollte.
    Dann holte sie den Wagen aus der Garage.
    »Für ihn ist es der letzte Tag«, sagte Susan. »Dann wird er abgeholt.«
    Sam musterte das Fahrzeug mit einem kritischen Blick. Es war ein glitzerndes Gefährt mit hellen Chromleisten. »Er sieht aber doch noch ganz passabel aus«, meinte er.
    »Mach dich nicht lächerlich«, sagte Susan, während sie auf den Starter drückte. »Das Modell für die nächste Woche kommt heute abend heraus. Du willst doch nicht, daß man mit den Fingern auf dich zeigt, wenn du in einer Kutsche herumfährst, die schon über eine Woche alt ist?«
    Sam hüllte sich wohlweislich in Schweigen. Der Wagen jagte über die Zufahrtsstraße, bis er wenige Zentimeter vor der vorüberrasenden Blechlawine zum Halten kam. Der Motor schnurrte wie eine zufriedene Katze.
    Susan schaltete den ersten Gang ein und stellte den Fuß auf die Kupplung.
    »Willst du nicht mal fahren?«
    »Um Himmels willen, nein«, sagte Sam zusammenzuckend. Er dachte an die Fahrt des vergangenen Tages und den beinahe gelynchten Verkehrsteilnehmer.
    »Wie du willst.« Sie zuckte die Achseln.
    »Wie willst du bloß in die Schlange hineinkommen?« fragte Sam.
    »Jetzt verstehst du wohl, warum wir so früh aufgestanden sind, was?«
    In der Tat. Das sah Sam jetzt ein. Auf seiner Armbanduhr war es bereits zwanzig Minuten vor fünf.
    »Wir werden abwechselnd aufpassen«, sagte Susan. »Sobald du eine Lücke siehst, schubst du mich an, klar?«
    »Klar«, nickte Sam.
    Susan zuckte plötzlich zusammen.
    »Du hast ja deine Schuhe an!«
    »Na, sicher«, sagte Sam.
    »Aber in einem Wagen! Das ist doch verboten!«
    »Irgendwo«, explodierte Sam, »muß schließlich mal eine Grenze gezogen werden! Und genau die werde ich jetzt ziehen! Ich behalte die Schuhe an!«
    »Tu, was du nicht lassen kannst«, sagte Susan schläfrig. »Aber sieh zu, daß du eine Lücke findest.«
    Sie fing an zu schlafen, während Sam dermaßen angestrengt nach einer Lücke Ausschau hielt, daß ihm bald die Augen schmerzten. Um sechs Uhr weckte er sie wieder.
    »Ich nehme an, daß du jetzt dran bist. Es ist sechs Uhr.«
    Susan nickte und trank einen Schluck Kaffee aus der eingebauten Thermoskanne.
    »Unglaublich«, sagte Sam. Er schlief wie ein Stein.
    Um viertel vor sieben geschah es. Mit einem ohrenbetäubenden Knall prallten etwa hundert Meter stromabwärts drei oder vier Wagen aufeinander. Sekunden später begannen Sirenen aufzuheulen. Endlich bildete sich die langersehnte Lücke. Susan quietschte erfreut, denn so früh

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