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Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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durch das Wasser auf mich zu. »Oben«, sagte ich mit zusammengebissenen Zähnen; das tat weh!
    »Im königlichen Harem, in einem Hof.«
    Mit schmerzverzogenem Gesicht stand ich auf.
    »Wir sind auf der Ostseite. Das Stadttor befindet sich ein Stück hügelabwärts.«
    »Kommst du mit uns?«
    Ich unterdrückte ein Niesen. »Ich werde am Tor zu euch und den Frauen stoßen. Vergesst nicht, dass ihr mir euer Wort gegeben habt - keine Vergewaltigungen, keine Plünderungen, keine Frauen werden getötet. Wir warten ab, bis Yoav eingetroffen ist.«
    Abishis Stimme wurde schärfer. »Ich habe nie ein solches Versprechen abgegeben, doch ich werde mich daran halten.«
    »Sie verraten alles, was ihnen lieb ist«, erklärte ich leise.
    »Bestraft sie nicht dafür, dass sie euch geholfen haben.«
    Nach all meinen Stürzen schmerzte mir jeder Knochen im Leib, zusätzlich zu den elenden Erkältungsbeschwerden; leidend kehrte ich zu dem schmalen Spalt in der Wand zurück und quetschte mich hindurch. Die Stadt war eigenartig ruhig; eigentlich hätten schon wieder Menschen auf der Straße sein müssen, denn die Sonne würde bald untergehen.
    Ich hatte das beunruhigende Gefühl, dass irgendetwas schief gelaufen war. Wo waren sie alle? Auf meinem Weg den Hügel hinunter zum Tor sah ich keine Menschenseele und hörte auch niemanden. Was war hier los? Menschen hätten zum Markt gehen müssen, Frauen hätten zum Brunnen gehen müssen.
    Jebus war eine Geisterstadt.
    Du hast es dazu gemacht, wisperte mein Gewissen mir ein. Das ist deine Schuld. Irgendwo weiter oben hörte ich das Blöken des Shofars und dann das Gebrüll von Männern. Kam das von drinnen oder von draußen? Ich wusste es nicht, doch ich rannte bereits zum Haupttor, das immer noch verriegelt war. Man musste mindestens zu zehnt sein, um diesen Balken anzuheben. Aus der Stadt hörte ich einen Aufschrei - »Man hat uns verraten!« -, der unvermittelt abbrach.
    Nichts. Niemand. Das wurde ja immer gespenstischer.
    »Hallo?«, rief ich. »Ist da jemand?«
    »Isha!«, rief Yoav von der anderen Seite des Tores. »Öffne das Tor!«
    Plötzlich begriff ich, dass dies meine Chance war. Ich hatte die Stadt in der Hand; es war an mir, sie ihm zu übergeben.
    »Nur wenn du einen Eid ablegst, Yoav.« »Was?« Nur klang das in seiner Sprache viel barscher: Mah?
    »Versprich, dass es keinen Hal geben wird.«
    »Mah?« Er klang wenig begeistert. »Öffne das Tor, Isha. Ak-chav!«
    Sofort, wie?
    »Versprich es beim Namen des Allerhöchsten«, drängte ich.
    »Öffne das verdammte Tor.«
    »Versichere mir, dass diese Frauen nicht bestraft werden. Sie haben dir geholfen, die Stadt einzunehmen, du musst sie verschonen.«
    »Dies ist nicht der Zeitpunkt, darüber zu streiten, Klo-ee«, widersprach er.
    Ich schaute über meine Schulter. Drei zitternde Frauen mit weit aufgerissenen Augen hatten sich hinter mir versammelt.
    »Akchav diskutieren wir darüber, Yoav. Kein Herim, kein Hal.«
    Draußen blieb es kurz still. »B’seder. Öffne das Tor.«
    »Und keine Sklaverei.« Die Gruppe war auf sieben Frauen angewachsen.
    Wir waren wieder beim fassungslosen »Was?« angelangt.
    »Wo ist Waqi?«, fragte ich eine der Frauen leise.
    »Bei der Königin im Palast.«
    »Was ist passiert?«
    »Wir haben ihnen einen Schlaftrunk gegeben. Die meisten Männer schlafen.«
    Yoav donnerte gegen das Tor. »Versprich es in Gottes Namen, Yoav«, brüllte ich ihn an, dann sagte ich leise zu den Frauen: »Und kein Mann soll sterben, es sei denn, er ist Soldat.«
    Er brüllte vor Zorn und Entrüstung. Mir war klar, dass das bei den Stämmen nicht üblich war.
    »Es ist nicht Art der Jebusi, ihre Geliebten zu hintergehen«, erklärte ich ihm, während ich auf die wachsende Gruppe hinter mir sah. »Nur Männer, die Soldaten sind, sterben.«
    Weitere fünf Frauen kamen die Straße herabgelaufen. »Die Hochländer!«, riefen sie, und im nächsten Moment sprangen die Soldaten, die ich durch den Tzinor geführt hatte, auf die Straße. Ich schnappte mir ein Messer und hielt es drohend hoch. »Schwöre es, Yoav!«, schrie ich durch das Tor. Abishi hatte mit einem Blick die Situation erfasst und hielt an.
    »Yoav!«, brüllte er.
    »Bring diese Verrückte dazu, das Tor zu öffnen!«, bellte Yo-av zurück. »Das wird allmählich zu einer Farce!«
    Abishi kam einen Schritt näher.
    »Bleib stehen.« Ich schwenkte mein Messer. »Ich weiß, wie man damit umgeht.«
    Wenn auch nur beim Truthahnschneiden.
    »Schwöre, dass diese Frauen

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