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Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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egal, denn während des Mittagsschläfchens würde ich mich aus dem Staub machen.
    Mein oder eher RaEms billiges Kunstseidenröckchen war vom Salzwasser bretthart geworden. Meine Haut fühlte sich an wie mit Schuppen besetzt und mein Haar war vollkommen verfilzt. Vor meiner Flucht wollte ich unbedingt baden. Die kleine Zofe brachte eine Wanne und Wasser und wusch mir das Haar. Es ließ ihr keine Ruhe, dass ich Beine hatte. Also spann ich ihr eine verwickelte Geschichte, dass ich Salzwasser brauchte, damit mir wieder ein Fischschwanz wüchse. Das schien sie zufrieden zu stellen, doch jetzt musste ich eindeutig verschwinden. Ich hatte keine Lust, dass sie mich nur so zum
    Test ins Meer schubste.
    Während ich überlegte, massierte sie meinen Rücken und Hals.
    Ich war durch das Wasser gekommen, genau wie der Querbalken des Portals angekündigt hatte. Vor Angst, ich hätte möglicherweise etwas missverstanden und wäre darum nicht in der Lage, zu Cheftu zurückzukommen, hatte ich mir während meiner wenigen Stunden in der Neuzeit den gesamten Abschnitt eingeprägt.
    Ein Portal für jene der dreiundzwanzigsten Macht, für all jene, die in der Priesterschaft des Unbekannten dienen. Für all jene existiert die Macht auf Erden, befördert durch die Himmel und gelenkt durch die Wellen. Die Wasser werden führen, sie werden reinigen, sie werden Erlösung bieten.
    Vom dreiundzwanzigsten Dekan bis zum dreiundzwanzigsten Dekan bleibt diese Tür bestehen.
    Also befand sich das eigentliche Portal irgendwie unter dem Wasser? War dies der einzige Ein- und Ausgang zu dieser Epoche? Wie viele von uns schwebten eigentlich verloren im Äther der Chronologie herum?
    Von uns chronologisch Geforderten, berichtigte ich mit einem neu geprägten Ausdruck. Eingehüllt vom Duft kokelnden Korianders, glitt ich unter Tameras meisterhaften und kräftigen Händen langsam in den Schlaf ab.
    »Meeresherrin, bist du bereit, dich anzukleiden?« Roh aus dem Schlaf gerissen, blickte ich über die Schulter nach oben. Sofort fiel mir auf, dass der Tag fast schon vorbei war. Scheiße! Ich musste noch einen Abend hier bleiben? Würde ich heute Nacht verschwinden können? »Falls sich die Meeresherrin so kleiden möchte wie wir, könnten wir sie anziehen«, schlug das Mädchen vor. Meine ursprünglichen Sachen, der blaue Minirock, die silberne Samtbluse mit V-Kragen und die Sandalen waren gewaschen worden und lagen für mich bereit. Allerdings war alles reichlich knapp und eigentlich nur für die Disco geeignet. Bedauerlicherweise war meine Halskette bereits ausgeglüht.
    »Meeresherrin, haDerkato, was möchtest du tragen?«
    Ich setzte mich auf, das Leintuch vor mich haltend. Mein Geist war träge und mein Herz klopfte immer noch, weil ich so abrupt aufgeweckt worden war. »Wozu denn?«, fragte ich.
    »Zu der Feier heute Abend, haDerkato.«
    Hatte nicht erst gestern Abend eine stattgefunden? Eines musste man diesen frühgeschichtlichen Völkern lassen, sie feierten die Feste, wie sie fielen. »Und ich gehe hin?«
    »Ken, haDerkato. Erst gibt es ein kleines Ritual draußen auf dem Meer, und danach findet im Palast ein Fest statt.« Ihre Honigaugen strahlten.
    »Zieh du mich an«, befahl ich. Wunderbar! Ich würde zusammen mit ihnen den Tempel verlassen und konnte mich unter die Menge mischen, um dann die Flucht nach Ägypten anzutreten. Oder vielleicht würde ich auch hier, in Ashqelon, auf Cheftu stoßen. Vielleicht diente er gar nicht hier im Tempel, und wir hatten uns deshalb noch nicht gefunden.
    »Zieh mich an wie dich«, schlug ich lächelnd vor. Sie zupfte an ihrem Gewand. Es war ein schlichtes, enges Etuikleid in Dunkelgrün. Eine Schärpe mit goldenen, rostroten und grünen Streifen lag um ihre Taille und zeichnete den Schwung ihrer Hüften nach.
    Das Bronzearmband mit den eingeprägten Spiralen passte zu ihrem Halsschmuck und den tropfenförmigen Ohrringen. Um den Kopf hatte sie ein Tuch gelegt, dessen Quasten über ihre Schultern strichen. Sie war barfuß und an ihren winzigen Füßen glänzten perlmuttrosafarbene Zehennägel. Sie war bezaubernd und elegant.
    Und eine Philisterin?
    Falls ich tatsächlich in Ashqelon war, falls dies Philister waren, dann wusste ich so gut wie nichts über sie. Nur dass sie in fünf Städten gelebt hatten - darunter Ashqelon und Gaza - und angeblich sehr hübsch waren. Delilah, jene Frau, die Samson zu Tode genervt hatte, hatte ihn anfangs durch ihre Schönheit eingenommen. Wenn ich mir Tamera so ansah, hielt ich es

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