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Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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und hob einen Pinsel von Chef-tus Tisch auf. »Wie ich sehe, hast du eine neue grünäugige Frau gefunden. Ein bezauberndes Wesen.«
    Er wusste nicht, dass Chloe immer noch am Leben war. »Das ist sie«, stimmte Cheftu ihm gelassen zu.
    Dion kam näher. »Was für einen Zauber trägst du in dir? Tausend Jahre sind vergangen, und ich begehre dich immer noch. Es ist mir egal, was du getan hast, dass du den Geist meiner Tante aus ihrem Körper gelöst hast oder welchen Dämon du jetzt hier leben lässt. Mir sind die aberhundert grünäugigen Frauen gleich, die du gehabt hast. Ich will nur dich. Seit tausend Jahren will ich einzig und allein nur dich.«
    Cheftu starrte in Dions Augen.
    Er entdeckte Liebe darin, genau dieselbe Liebe, die er in Chloes Augen sah, daher wusste er, dass Dions Gefühle aufrichtig waren. Er entdeckte Lust, Leidenschaft und die Pforten zu Dingen, die er sich lieber nicht ausmalen wollte. Dion war ihm ein Freund gewesen, ein Vertrauter und Verbündeter, ein Mann, den er geachtet und bewundert hatte. Früher einmal hätte er sein Leben für diesen dunklen Griechen gegeben.
    Bis Dion in Cheftus Leben Gott gespielt hatte.
    In einem Augenblick extremer Angst und extremer Manipulation hatte Dion ihm ein Elixier verabreicht, das angeblich das ewige Leben gewähren sollte. Dieses Mittel hatte Cheftu vom Abgrund des Todes zurückgerissen und seither immer wieder in sein Leben eingegriffen.
    Die Sklaventreiber hatten Cheftu härter geschlagen, weil seine Wunden schneller heilten. Als er auf der Insel oder in der Wüste dem Tod geweiht war, als er nach drei Tagen des Star-rens in die Sonne hätte erblinden müssen, als er beinahe von den Briganten ermordet worden wäre, die sie in der Wüste überfielen, war ihm nie etwas zugestoßen. Schmerzen unter der Misshandlung, Qualen, die Todeswünsche in ihm weckten, die Raserei der Folter, und alles ohne Unterlass.
    Und im Hinterkopf peinigte ihn Tag für Tag das Wissen, dass Chloe das Elixier nicht genommen hatte.
    Dass die Geburt eines Kindes sie ihm womöglich entreißen würde.
    Sie konnte ertrinken, zu Tode stürzen, von einer Waffe gefällt werden oder an einem Knochen ersticken, und er wäre für alle Zeit allein. »Nein«, antwortete er Dion. »Meine Antwort bleibt dieselbe.«
    »Versuche es, Cheftu. Lass dich nur einmal von mir berühren, dann wirst du sehen, ob du etwas empfindest. Lass mich dich kosten -«
    »Nein.«
    »Ich kann dir helfen«, bot er an. »Ich biete dir Gold, Macht, Ansehen, alles, was du willst.«
    Cheftu trat einen Schritt vor. Sein Blick war hart. Dion sah nur noch auf seinen Mund. »Sieh mir in die Augen, Dion«, warnte Cheftu. »Und höre die Wahrheit, die meine Lippen sprechen.«
    »Es ist schwer, sich zu konzentrieren, wenn ich dich nur küssen will.«
    Cheftu knirschte mit den Zähnen. »Du würdest nicht verstehen, was ich will. Ganz gleich, was du denkst, du kennst meine Seele nicht. Und das, was du getan hast, bedeutet nicht, dass du mich besitzt, nicht einmal zum Teil.«
    Wieder machte er angriffslustig einen Schritt auf Dion zu. Dion wich keine Handbreit. Angewidert bemerkte Cheftu, dass sein Widersacher erregt war. »Ich weise dich ab, weil ich meine Frau liebe. Und sollte sie mir, was Shaday verhindern möge, morgen genommen werden, würde das nichts an meiner Entscheidung ändern. Ich liebe sie, diese Frau, deren Leib so kostbar ist und Leben schenken kann, deren Verstand fruchtbar und scharf ist, deren Geist mich belebt und umfängt.« Er legte die Hand auf Dions Brust. »Du. Nicht.«
    Cheftu schubste Dion von sich weg, sodass jener überrascht rückwärts taumelte. »Treib mich nie wieder in die Enge, geifere nie wieder nach mir, mache dir nie wieder meinetwegen Hoffnungen. Weder jetzt noch irgendwann. Nein.«
    Er drehte sich um, tauchte seinen Pinsel wieder ein und fuhr mit seiner Niederschrift fort.
    »Du wirst diese Worte noch bereuen, Ägypter«, drohte Dion. Und verschwand.
    Die nächste Nacht verblüffte mich. Ich hatte geglaubt, die Zehn Gebote zu kennen. Die meisten westlichen Gesetzeswerke hatten ihren Ursprung in diesen schlichten, doch bindenden Bestimmungen. Ich rechnete fest damit, N’tan über Ehebruch oder Mord oder die Lüge sprechen zu hören, doch er fing an, von Festtagen zu reden.
    Festtagen?
    Er ließ sich darüber aus, dass die Stämme das Passahfest und das siebentägige Fest des Ungesäuerten Brotes in Ehren halten sollten. Dann erklärte er, sie sollten auch Shavu’ot feiern, das Fest der

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