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Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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geschrieben wurde.«
    »Und in welcher Sprache hat Moshe seine verfasst?«, fragte ich weiter.
    Cheftu klappte den Mund auf; in diesem Augenblick spürte ich denselben Kick wie er. »In Hieroglyphen?« Seine Stimme stieg um eine Oktave an.
    Und über noch etwas hatte ich mir Gedanken gemacht.
    »Wo befinden sich wohl die Gebote, die Gott selbst niedergeschrieben hat?«
    »In der Bundeslade.«
    SECHSTER TEIL

15. KAPITEL
    RaEm wachte von einem leisen Rascheln vor ihrer Zelttür auf. Schlagartig war sie hellwach und schlich hin.
    Der wachhabende Soldat seufzte leise, als seine Kehle durchgeschnitten wurde. Einen Moment lang geriet sie in Panik, doch dann hörte sie die Stimme des Mörders: »Ich komme von Horetaton, Meine Majestät.«
    »Musstest du ihn deshalb umbringen?« Sie schlug die Zeltklappe zurück und deutete auf den am Boden liegenden Leichnam.
    »Ja. Es war unvermeidlich.« Erst als der Bote ins Zelt trat, erkannte RaEm, dass er eine Sie war. Eine junge, flachbrüstige Frau, geschoren und geschmückt wie ein Priester, doch eindeutig weiblich.
    »Was hat das zu bedeuten?«, herrschte RaEm sie an.
    »Horetamun, ich meine -« Sie verhaspelte sich. »Er war mein Herr, Meine Majestät.«
    RaEms Augen wurden schmal. »Weiter.«
    »Er war -« Das Mädchen schöpfte angestrengt Luft. »Sie haben ihn umgebracht, Meine Majestät.«
    RaEm war entsetzt. Er war ihr einziger Verbündeter! Ihr einziges Werkzeug! »Umgebracht?«
    »Die Priester Amun-Res erheben sich, Meine Majestät. Sie wollen den Aton und Pharao auslöschen.«
    »Erzähl mir alles.« Sie bedeutete dem Mädchen, sich zu setzen.
    »Die Überschwemmung war schwach.«
    »Das ist mir bekannt.«
    »Das von dir gesandte Gold hat nicht gereicht.«
    Bei diesem Gedanken zuckte RaEm zusammen.
    Die Stammesbrüder hatten sich für besonders schlau gehalten, weil sie das Gold zusammen mit den verwesenden Leichen vergraben hatten. Doch RaEm hatte jeden Soldaten, der sich geweigert hatte zu graben, persönlich ausgepeitscht. Sie hatten eine Menge Gold zu Tage gefördert - Rüstungen und Waffen mit Hatschepsuts Kartusche, einem Pharao, von dem keiner der Soldaten je etwas gehört hatte. Zur Strafe für ihre Unwissenheit hatte RaEm sie ein zweites Mal ausgepeitscht.
    Doch das Gold hatte nicht ausgereicht.
    Dann hatte sie Daduas Tributzahlungen nach Ägypten geschickt, ein willkommenes Scherflein, doch längst nicht genug, um die gierigen Pfoten der bestechlichen Adligen und Priester zu füllen.
    »Was ist passiert?«
    »Er hat in Gottes Kammer zu Amun gebetet. Alle anderen Priester hatte er hinausgeschickt, darum hat er während des Gebets die Steine, das Gold und die Schätze ausgegraben, die niemand außer ihm vermissen würden.«
    Es war ein Akt der Verzweiflung. Hoffentlich würde der Gott verstehen, dass er nur aus Liebe zu Ägypten gehandelt hatte.
    »Der, der andere Priester« - das Mädchen wischte sich mit dem Handrücken die Nase ab - »er war schon immer neidisch auf Horetamun. Er ist mit den Wachen in den Raum eingedrungen und hat Horetamun auf frischer Tat ertappt.«
    RaEm schloss die Augen. Sie konnte sich die Szene, die Eifersüchteleien, die Rivalitäten ausmalen. In den Tempeln sammelten sich die Menschen, die es nach Macht gelüstete. Bestimmt hatte er gekniet und wahrscheinlich im Boden gewühlt, als die Tür aufgeflogen war.
    »Haben sie ihn gleich dort getötet?«
    Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Er wurde hingerichtet.«
    »Aii, Isis, nein!«, hauchte RaEm. Das bedeutete, dass er eine Woche lang gefoltert worden war, dass er zehn volle Tage die verschiedenen »Höllen« durchleben musste, die dem Glauben nach seine Seele nach dem Tod durchwandern würde.
    Man hatte ihn mit Honig überzogen und den Ameisen überlassen.
    Seine Finger abgeschnitten und sie vor seinen Augen an So-beks Krokodile verfüttert.
    Ihn gnadenlos ausgepeitscht, bis er am ganzen Leib blutete, und dann in der Sonne liegen gelassen.
    Seine Zunge abgeschnitten und ihm alle Zähne gezogen.
    Ihn chirurgisch bei vollem Bewusstsein ausgeweidet, aber so, dass er dabei nicht starb.
    Ihm das Geschlecht abgehackt und in den Mund gestopft.
    Dann ihn geblendet.
    Und schließlich seinen Leib in Pech getaucht und angezündet.
    Nichts würde von ihm übrig bleiben; sein Name würde aus allen Papyri gelöscht, seine Siegel eingeschmolzen, seine Asche im Wüstenwind verstreut und sein gesamter Haushalt an Ausländer und in die elendeste Sklaverei verkauft.
    RaEm weinte um ihn. Sie zerriss ihre

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