Franklin Gothic Medium (German Edition)
Ende, die Hoffnung zu den letzten Überlebenden zählend, immer noch an das Gute glauben zu wollen. Die marternden Phantasien dann mit eigenen Augen, noch tausend Mal schlimmer als in ihrer Vorstellungskraft ersonnen, mit ansehen zu müssen war eine ganz andere Sache und sprengte die Grenzen dessen, was sie augenblicklich ertragen konnte.
Bisher hatte ein sehr naiver und dummer Teil von ihr noch immer verzweifelt gehofft, dass sie falsch läge mit ihren Verdächtigungen, dass die Schuld an ihren Beziehungsproblemen eigentlich bei ihr läge, weil sie der Liebsten ständig unrecht tat, sie falschen Verdächtigungen aussetzte. Zu gern würde sie diese unerträgliche Schuld zur Gänze auf sich nehmen, zugeben, dass der Auslöser allen Unheils nur ihre Angst und Eifersucht war, im Austausch gegen das gesicherte Wissen, das Fou-Mais Liebe nur ihr allein gehörte, jetzt und für alle Zeit und nichts Böses je geschehen war. Nichts weiter, als die nörgelnde und nerv tötende Stimme des dämonischen Kobolds, der im Innenohr lebt und seine schändlichen Lügen, gemischt mit den Geheimnissen, die keiner je erfahren sollte untertags leise hineinwisperte und des Nachts im tiefen Schlummer noch Gift und Galle hinterher träufelte.
Doch nicht genug, dass Fou-Mai tatsächlich heimlich fremdging und damit all ihre Ängste und Zweifel berechtigt waren, sie spielte auch noch das willige Liebesluder für diesen geilen alten Bock, hingebungsvoll und auf eine Weise devot, von der sie ihr immer erzählt hatte, das so etwas für sie überhaupt nicht in Frage käme. Ihr gegenüber war die Asiatin immer eher zurückhaltend gewesen, der Sex sollte nicht hart, von animalischer Wildheit geprägt und schmutzig sein. Herrje, sie war sogar zu verklemmt um das Kind beim Namen zu nennen! Für sie musste der “Liebesakt” immer romantisch sein, kuschelig, zärtlich, am liebsten bei Kerzenschein und mit zart duftenden Rosenblättern, die sie vorher auf dem Bett verstreute. Derart hemmungslose und unkeusche Experimentierfreude hatte sie niemals erkennen lassen wenn sie mit ihr schlief. Und nun ließ sie sich von diesem schmerbäuchigen Widerling wie eine diensteifrige Marionette in Ketten an die Decke hängen und es sich von ihm besorgen. Das war einfach zu viel! Soeben entdeckte sie eine neue, sehr anregende und erotische Seite an ihrer Partnerin, die sie befürwortet und gerne mit ihr gemeinsam erkundet hätte, doch WIE sie diese Entdeckung machte gefiel ihr ganz und gar nicht. Es tat weh. Außerdem stellten diese heimlichen Neigungen, die in einem so krassen Kontrast zu dem standen, wie sie sich ihr gegenüber in ihrer gemeinsamen Zeit gegeben hatte, das grundlegende Vertrauen in ihrer Beziehung noch viel mehr in Frage als es simpler, aber gleichbleibend fremdgeherischer Blümchensex getan hätte. Als dann auch noch Fou-Mais kehliges Stöhnen laut durch die geschlossenen Fenster zu ihr nach draußen drang hielt sie es hier nicht länger aus und fing an zu rennen. Sie rannte und rannte und war froh um jeden Meter, den sie zwischen sich und dieses abartige Treiben brachte und wollte nur noch nach Hause.
Dort angekommen fiel sie auf ihr Bett, todmüde, erschöpft, aber unfähig die schlafbedürftigen Augenlider zu schließen und zu schlafen. Kaum machte sie die Augen zu, tauchten sofort wieder die Bilder vor ihrem inneren Auge auf, die sich jüngst in ihr Gedächtnis eingebrannt hatten, als wären sie ein glühendes Eisen und ihr Gehirn das Gesäß einer dümmlich wiederkäuenden Kuh. Also schleppte sie sich zum Kühlschrank, stieß aber schon auf halbem Weg dorthin einen derben Fluch aus, den wir ob seiner Obszönität an dieser Stelle nicht wiederholen wollen, denn ihr war wieder eingefallen, wie sie früher am Tage ihre Einkäufe hatte fallen lassen um den sadistischen Herren zu verfolgen, der ihr das Liebste geraubt hatte. Sie hatte trotz leeren Magens das Gefühl sich übergeben zu müssen, wenn sie auch nur eine Sekunde länger daran dachte wie seine fleischigen Finger Fou-Mais schlanke Schenkel gespreizt hatten!
Früher, in der guten alten Zeit, anno dazumal, als wir noch mit Holzkugeln flipperten und einfach ALLES besser war, hackte man Schurken die ihre Mitmenschen bestahlen und dabei erwischt wurden einfach die diebische Hand ab. Auch im Orient wurde diese Diebstahlsicherung gerne auf jene verwandt, denen man nicht über den Weg trauen konnte, solange sie noch ein paar Finger zum Greifen und ein paar Beine zum Laufen hatten. Und
Weitere Kostenlose Bücher