Franley, Mark
Garagen führte, gekommen war, konnte sie dessen Ursprung nicht sehen. Wieder folgte das Geräusch leiser Schritte. Jutta schaltete den sanft rauschenden Dunstabzug aus und fragte noch einmal: »Martin, du wolltest doch raufgehen?« Wieder erhielt sie keine Antwort und ein flaues Gefühl machte sich in ihr breit. Andererseits war auf die erst kürzlich eingebaute Alarmanlage Verlass. Es war es einige Tage her, als ein paar Jugendliche versucht hatten, in das kleine Gartenhäuschen zu kommen, und selbst da war, keine fünf Minuten später, die Polizei vor Ort. Etwas beruhigter, drehte sie die Herdplatte um einige Stufen zurück und verließ die Wohnküche. An dem Durchgang zu dem Eingangsbereich verließ sie ihr Mut erneut und statt hindurchzugehen, blickte sie vorsichtig um die Ecke. Alles war, wie es sein sollte. Die schwere Haustür war geschlossen und das kleine Kästchen daneben signalisierte mit einem grün leuchtenden LED, dass alles in Ordnung war. Nun trat sie ganz in den Eingangsbereich, um auch in den kurzen Gang, der an der Tür zur Garage endete, blicken zu können. Auch hier gab es so eine Kontrollleuchte, allerdings nicht für die Tür, sondern für das Garagentor. Die Tür stand zwar einen Spalt offen, aber das Licht stand auf Grün und somit konnte auch in der Garage niemand sein. Mit neuem Mut ging sie zu der Feuerschutztür, öffnete diese ganz und warf einen Blick zu den beiden Autos. Alles war still, allerdings brannte in ihrem Mercedes SLK die Innenraumbeleuchtung und selbst sie wusste, dass so die Batterie nicht lange durchhalten würde. Jutta erinnerte sich, die Beifahrertür nur mit dem Fuß geschlossen zu haben, da sie in beiden Händen Einkaufstaschen trug, und vermutlich hatte sich diese sich nicht ganz geschlossen. Noch während die Neonröhren flackernd ihren Dienst aufnahmen, ging sie die zwei Stufen hinunter, drückte sich vorne an Martins Auto vorbei und erstarrte.
Während des Duschens gingen Martin Petrovs Worte durch den Kopf und er beschloss, sich davon nicht wild machen zu lassen. Wer sollte es schon auf ihn abgesehen haben? Die Angehörigen der unfreiwilligen Organspender wussten weder, in welchem Land ihre Kinder verschwunden waren, noch hatten sie die Mittel, um nach Deutschland zu reisen. Genau das war ja das genial Einfache an dem Plan, den er und der Russe damals geschmiedet hatten. Wo kein Kläger, da kein Richter! Und mit den anderen Geschäften der Mafia hatte er absolut nichts zu tun!
Ein wenig beruhigter trat er aus der Duschkabine, trocknete sich ab und zog sich seine bequemere Hauskleidung an. Von unten drang ein kurzer spitzer Schrei zu ihm herauf. Vermutlich hatte Jutta wieder etwas fallen lassen, doch das anschließende, obligatorische Geschimpfe blieb dieses Mal aus. Offenbar hatte sie heute weder Kopfschmerzen noch schlechte Laune, was Martin darauf hoffen ließ, später vielleicht einmal wieder Sex haben zu können.
Immer noch in Gedanken trat er aus dem Bad und ging vor bis zu dem Geländer, unter dem der dunkle Eingangsbereich lag, und rief: »Jutta?«
Nichts rührte sich, nur in dem Durchgang zur Wohnküche, der schwach von den Kontrolllampen der Küchengeräte beleuchtet wurde, glaubte er kurz eine Bewegung zu sehen. Seltsamerweise brannte jetzt nirgends mehr ein Licht. Ob sie mich mit etwas überraschen möchte , dachte er und rief noch einmal: »Jutta, ist alles klar?«
Martin begann schon nervös zu werden, als er sie endlich, aber ziemlich leise: »Ja, Schatz, komm herunter«, sagen hörte.
»Bin gleich da!«, rief er voll Vorfreude zurück, ging noch einmal in das Badezimmer und legte noch etwas von dem Aftershave auf, das sie so gerne roch.
Es war nicht ganz einfach, die Treppe im Dunkeln hinunterzugehen, doch er wollte ihr die Überraschung nicht kaputtmachen und tastete sich langsam voran, bis er schließlich unten angekommen war.
Dieses Mal ging er nicht durch die Küche, sondern nahm den etwas seitlich gelegenen, zweiten Zugang zu ihrem Wohnzimmer. Gespannt öffnete er die angelehnte Wohnzimmertür und erstarrte. Es dauerte einige Augenblicke, bis er begriff, was er sah. Seine Frau saß mit weit aufgerissenen Augen auf einem der schweren Esstischstühle und hatte eine Kugel im Mund, die er aus der Sadomaso-Szene sehr gut kannte. Im ersten Moment dachte er, sie wäre ihm auf die Schliche gekommen und wollte ihn mit dieser Maskerade bloßstellen, doch dann erkannte er, dass sie tatsächlich gefesselt und hilflos war.
Auch dass sie ihm mit ihren
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