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Franley, Mark

Franley, Mark

Titel: Franley, Mark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla
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konnte.
Trotz des für seine Verhältnisse sehr guten Anzuges fühlte er sich neben all diesen vornehmen Herrschaften völlig deplatziert und versuchte sich möglichst selbstverständlich durch die Stehtische zu bewegen. Zunächst führte ihn sein Weg zurück nach draußen, wo sich der Himmel noch immer nicht dazu durchringen konnte, seine Last endgültig fallen zu lassen. Einzelne Tropfen fielen auf den aufgeheizten Boden, verdampften sofort und machten die Luft unangenehm schwül.
Mike zündete sich eine Zigarette an und schlenderte ein wenig zwischen den abgestellten Limousinen hindurch, deren Preis weit jenseits seines Jahreseinkommens lag. An der Einfahrt hielten jetzt nur noch zwei von Petrovs Leuten Wache, die aber sofort Haltung annahmen, als sie ihn erblickten. Nach dem letzten Zug schnippte Mike seine Kippe provozierend in ein nahes Blumenbeet und ging zurück in das Schloss. Karls Auftrag war mit dem einen Haar noch nicht erfüllt und schon bei der Ankunft des Ministers hatte Mike beschlossen, sich eine weitere Probe von Petrovs Leibwächter zu holen. Er hatte den Mann, der mit dem Mafiosi herausgekommen war, nicht lange mustern können, doch irgendetwas an ihm war Mike bekannt vorgekommen. Erst als der Hüne nach dem Sektempfang an ihm vorbeigegangen war, fiel der Groschen. Natürlich konnte er es niemals beweisen, aber Mike war sich sicher, dass es sich um den gleichen Mann handelte, der ihn in der Kirche niedergeschlagen hatte.
Der Stachel, dass er sich so hatte überrumpeln lassen, saß noch immer tief, aber vielleicht konnte er sich dadurch rächen, ihn mit einem Genvergleich eines Verbrechens zu überführen.
Mike betrat die Eingangshalle genau in dem Augenblick, als der Herr des Hauses sich anschickte eine kurze Rede zu halten. Natürlich stand sein Wachhund mit ihm auf der breiten Freitreppe und ließ seinen Blick aufmerksam über die Anwesenden schweifen. Da Mike der Einzige war, der sich mehr bewegte als alle anderen, trafen sich ihre Blicke und beide hielten den Blickkontakt lange aufrecht. Er weiß, dass ich es weiß, dachte Mike und formte seinen Mund zu einem verhöhnenden Grinsen. Das würde es zwar nicht einfacher machen, an ihn heranzukommen, aber es musste einfach sein. Diese Verbrecher glaubten über allem zu stehen, aber Mike war fest entschlossen, ihnen diesen Zahn zu ziehen.
Endlich beendete Petrov seine Rede und eröffnete gleichzeitig das Buffet, welches man in dem riesigen Speisesaal des Schlosses aufgebaut hatte. Mike wartete, bis sich die Empfangshalle etwas geleert hatte, ging dann zu Natalie, die sich inzwischen einen Platz gesucht hatte, von dem aus man den Speisesaal einsehen konnte und berichtete ihr, was er vorhatte.
»Soll ich das nicht lieber machen?«, fragte sie und fügte dann noch hinzu: »Du weißt schon … weiblicher Charme und so.« Mike warf einen verstohlenen Blick zu dem Leibwächter, der neben dem Durchgang zum Speisesaal an der Wand lehnte und nickte. »Vielleicht hast du Recht. Der lässt mich mit Sicherheit keinen Meter an sich ran. Ich bin mir übrigens sicher, dass das der Typ war, dem ich meine Platzwunde am Kopf zu verdanken hatte.«
»Ein Grund mehr …«, stellte Natalie fest, ließ sich von einem der zahlreichen Kellner zwei alkoholfreie Getränke geben und schlenderte damit zu dem Russen. Mike beobachtete, wie der Mann erst einige abwehrende Gesten machte, sich dann aber etwas entspannte und das Glas von Natalie annahm. Beide tranken und redeten eine Weile miteinander, und als Unbeteiligter hätte man fast glauben können, es handle sich um einen Flirt. Erst als sich Petrov aus einer kleinen Gruppe löste und seinen Leibwächter zu sich winkte, gab dieser Natalie das Glas zurück und folgte seinem Chef in eine ruhigere Ecke des Raumes. Natalie nutzte die Gelegenheit, verließ möglichst aufreizend den Raum und stellte ihr eigenes Glas auf das Tablett eines Kellners.
Zurück bei Mike hielt sie ihm unauffällig das andere Glas hin und fragte: »Glaubst du, das reicht?« Mike konnte deutlich die Lippenabdrücke des Leibwächters auf dem Rand erkennen: »Sehr gut, ich bin mir sicher, wir haben etwas von dem Typen in unseren Datenbanken.«
Natalie lächelte zufrieden, drehte sich zur nächsten Wand und ließ das Glas in ihrer kleinen Handtasche verschwinden, die sich nun allerdings seltsam ausbeulte. Anschließend sagte sie: »Ich bringe das schnell zum Wagen.«
»Alles klar«, bestätigte Mike und stand auch schon alleine da.

Eine halbe Stunde nach

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