Franz G. - Thriller (Wegners schwerste Fälle) (German Edition)
für ein freundliches Lächeln halten. Die
Augen des Mannes jedoch waren eiskalt und versprühten nicht mal einen Funken
Wärme oder Herzlichkeit.
»Ich bin
keiner von denen ... aber trotzdem danke.«
Jetzt
runzelte der Mann die Stirn und sein Lächeln wich Arroganz. »Ich hab dich doch
schon häufiger hier gesehen. Bist du sicher, mein Junge?«
In Svens
Kopf rotierte es. Irgendetwas war an diesem Mann, was er zuvor noch bei keinem
Freier bemerkt hatte – aber was war es? Was machte diesen Mann anders und warum
war er drauf und dran in seinen Wagen zu steigen, obwohl er sich doch selbst
geschworen hatte, es nie wieder zu tun?
»Wie
gesagt ... nein danke«, seine Stimme war dünn und brüchig.
»Komisch,
dass ich irgendwie ein anderes Gefühl habe«, jetzt hatte der Mann wieder die
freundliche Fassade errichtet, »ich könnte schwören, dass du es doch willst und
nur zögerst. Ich will keine schnelle Nummer um die Ecke«, sein Grinsen wurde
noch breiter, »wenn du magst, dann nehm ich dich mit zu mir. Dort warten eine
Dusche, etwas zu essen und ein schöner weicher Bademantel auf dich. Na – wie
wär`s?«
Zwei
Minuten später, als Sven auf dem Ledersitz des Mercedes saß, hätte er noch
immer nicht erklären können, warum er nicht einfach bei seinem »Nein« geblieben
war. Vielleicht war es das Auto. Oder die Aussicht auf ein wenig Wärme und
einen Funken Zuhausegefühl. Er konnte es selbst nicht verstehen, versuchte nun
allerdings auch diese Gedanken zu verwerfen. Jetzt lehnte er sich zurück und
spielte mit wachsender Begeisterung an den zahllosen Knöpfen herum, die seinen
Sitz in alle möglichen Richtungen beförderten.
»Was ist
das hier?«, er deutete auf einen der Knöpfe, die im Wurzelholz der Tür
eingelassen waren.
»Die
Sitzlüftung – an warmen Tagen kann man sich damit `ne frische Brise durch den
Hintern pfeifen lassen.«
Sven kicherte
albern und betätigte weiter einen Knopf nach dem anderen. Als sein Blick kurz
darauf zwischen Tür und Sitz fiel, durchfuhr es ihn wie ein Schock. Dort lag
ein Bonbonpapier, dessen Anblick ihn völlig erstarren ließ. Im Dunkeln
schimmerte das blau-silberne Plastik nur müde, aber er konnte ganz deutlich die
Aufschrift »Ice« erkennen, wie er sie zuvor schon tausend Mal gesehen
hatte. Thomas hatte diese Bonbons den ganzen Tag lang gelutscht. Immer wieder
hatte er lachend erwähnt, dass sie nach dem Blasen sofort für ein frisches
Gefühl im Mund sorgten und den ekligen Geschmack schnell vergessen machten.
Sven
versuchte sich herunterzufahren. Konnte es ein Zufall sein? War es möglich,
dass dieser Mann die selben Bonbons lutschte und ihm nur eines der Papiere
neben den Sitz gefallen war? Sein Verstand bemühte sich die Informationen
zusammenzusetzen und beschäftigte sich mit Wahrscheinlichkeitsrechnung –
zumindest dem, was er dafür hielt.
Kurz
darauf tastete er nach seinem Handy, das in der vorderen Tasche seiner Jeans
steckte. Ganz beiläufig zog er es heraus und legte es auf seinen Oberschenkel.
»Na ...
noch was Dringendes mitzuteilen?«, erkundigte sich der Mann in seltsamem Ton,
als Sven begann, die Tasten zu bearbeiten.
»Ist an
`n Kumpel – damit der weiß, dass er heut Nacht ohne mich auskommen muss.«
Wort für
Wort erschien auf dem Display. Die Nachricht war kurz, aber in jedem Fall
unmissverständlich:
Hab
ihn und sitze in seinem Auto.
Bin
sicher!
Kommen
Sie so schnell wie möglich.
Halte
ihn hin.
Sven
Die Polizei
war schon lange in der Lage dazu ein Handysignal zu orten. Falls Wegner die
Nachricht sofort bekäme, dann dürfte es keine zehn Minuten dauern, bis sie den
Mercedes anhalten und dieses Schwein verhaften würden. Endlich!
Svens
Daumen drückte sich wild durch das Register. Als er bei »W« ankam, fand er dort
allerdings keine Nummer. Jetzt erinnerte er sich daran, dass er Wegner unter
»Hauptkommissar W.« abgelegt hatte. Eilig klickten seine zitternden Finger
Richtung »H«. Er war schon beim »K« angekommen und spürte bereits eine Art
Triumph in sich aufsteigen, als er aus dem Augenwinkel den typischen blauen
Lichtbogen eines Teasers erkannte. Augenblicklich durchflutete ein elektrischer
Schock seinen Körper, der seine Muskeln völlig unkontrolliert zucken ließ. Das
Letzte was er bewusst realisierte, bevor ihn lähmende Dunkelheit umschloss, war
sein Handy, das ihm aus der Hand gefallen war und nun auf der Fußmatte vor ihm
lag.
Auf dem
Display leuchtete noch immer die Nachricht. Das Adressbuch stand bei »K«
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