Franzen, Jonathan
Walter. «Solange
wir einen Pappelwaldsänger auf unser Infomaterial drucken, habe ich völlig
freie Hand.»
«Aber es muss schnell passieren», sagte Lalitha. «Die machen jetzt schon Pläne für
den Sommer. Wir müssen sie in den nächsten Wochen erreichen.»
«Als
Minimum brauchten wir deinen Namen und dein Image», sagte Walter. «Wenn du ein
Video für uns drehen könntest, noch besser. Wenn du uns ein paar Songs
schreiben könntest, noch viel besser. Wenn du Jeff Tweedy, Ben Gibbard und Jack White anrufen und Leute auftreiben könntest, die
bei dem Festival gratis mitmachen oder es finanziell sponsern würden, das wäre
überhaupt das Beste.»
«Toll wäre
auch, wenn wir potenziellen Praktikanten sagen könnten, dass sie direkt mit dir
zusammenarbeiten würden», sagte Lalitha.
«Allein
schon die Zusage irgendeines Minimalkontakts mit denen wäre phantastisch»,
sagte Walter.
«Wenn wir
auf das Plakat
schreiben könnten oder so was in der Art», sagte Lalitha.
«Es muss cool werden, und es muss wie ein
Virus überspringen», sagte Walter.
Katz ließ
dieses Bombardement traurig und distanziert über sich ergehen. Walter und die
junge Frau waren unter dem Druck, zu detailversessen über die Kaputtheit der
Welt nachzudenken, offenbar zerbrochen. Sie waren von einer Idee gepackt worden
und redeten sie nun einander ein. Hatten eine Seifenblase entstehen lassen,
die sich von der Wirklichkeit abgekoppelt hatte und sie davontrug. Ihnen schien
nicht klar zu sein, dass die Bevölkerung der Welt, in der sie lebten, nur aus
zwei Personen bestand.
«Ich weiß
nicht, was ich sagen soll», sagte er.
«Sag ja!»,
sagte Lalitha flackernd.
«Ich bin
die nächsten zwei Tage in Houston», sagte Walter, «aber ich schicke dir ein
paar Links, und am Dienstag können wir dann weiterreden.»
«Oder sag
einfach jetzt gleich ja», sagte Lalitha.
Die
hoffnungsfrohe Erwartung der beiden war wie eine unerträglich helle Glühbirne.
Katz drehte sich davon weg und sagte: «Ich denke mal drüber nach.»
Auf dem
Gehweg vor dem Walker's überzeugte er sich, als er sich von der jungen Frau
verabschiedete, dass mit ihrem Unterkörper alles stimmte, aber das war jetzt
nicht mehr wichtig, es steigerte nur seine Traurigkeit Walters wegen. Sie
wollte nach Brooklyn, um eine Collegefreundin zu besuchen. Da Katz die
PATH-Bahn ebenso gut an der Penn Station nehmen konnte, ging er mit Walter
Richtung Canal Street.
Vor ihnen, in der sich verdichtenden Dämmerung, waren die freundlich
leuchtenden Fenster der überbevölkertsten Insel der Welt.
«Gott, wie
ich New York liebe», sagte Walter. «An Washington ist etwas grundverkehrt.»
«Hier ist
auch jede Menge verkehrt», sagte Katz, während er einer rasenden
Mutti-Buggy-Kombi auswich.
«Aber das
hier ist wenigstens eine richtige Stadt. Washington ist völlig abstrakt. Es
dreht sich um den Zugang zur Macht und sonst gar nichts. Ich meine, es hat
bestimmt was, Tür an Tür mit Seinfeld, Tom Wolfe oder Mike Bloomberg zu wohnen, aber mit solchen Leuten Tür an Tür zu wohnen, darum geht
es in New York doch überhaupt nicht. In Washington reden die Leute buchstäblich
darüber, wie viele Meter ihr Haus von John Kerrys Haus entfernt steht. Und alle
Viertel sind so öde, das Einzige, was die Leute antreibt, ist die Nähe zur
Macht. Es ist die totale Fetischkultur. Die Leute kriegen so eine Art
orgasmisches Beben, wenn sie einem erzählen, sie hätten bei einer Konferenz
neben Paul Wolfowitz gesessen oder seien zum Frühstück bei Grover Norquist
eingeladen gewesen. Alle sind rund um die Uhr davon besessen, sich in einen
Bezug zur Macht zu setzen. Sogar mit der schwarzen Szene läuft etwas schief.
In Washington als armer Schwarzer zu leben muss noch entmutigender sein als irgendwo sonst im Land. Da machst du den
Leuten nicht mal mehr Angst. Da bist du einer unter ferner liefen.»
«Ich
möchte dich daran erinnern, dass die Bad Brains und Ian
MacKaye aus Washington kommen.»
«Ja, das
war ein seltsamer historischer Zufall.»
«Trotzdem
haben wir sie in unserer Jugend bewundert.»
«Gott, wie
ich die New Yorker U-Bahn liebe!», sagte Walter, als er Katz nach unten zu dem
uringetränkten Uptown-Bahnsteig folgte. «So sollen die Menschen leben. Hohe
Dichte! Hohe Effizienz!» Er warf den müden Fahrgästen ein wohlwollendes Lächeln
zu.
Katz fand,
er sollte sich nach Patty erkundigen, war aber zu feige, ihren Namen
auszusprechen. «Und ist das
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