Schönes», sagte Katz. «Also, ich nehme mal an, ihr
tretet nicht für Kindermord ein.»
«Natürlich
nicht», sagte Walter. «Wir wollen nur darauf hinarbeiten, dass Kinderkriegen
eher peinlich ist. So wie Rauchen peinlich ist. So wie Fettsein peinlich ist.
So wie es peinlich wäre, einen Escalade zu fahren,
gäbe es das Baby-Argument nicht mehr. So wie es peinlich sein sollte, in einem
Vierhundert-Quadratmeter-Haus auf einem anderthalb Hektar großen Grundstück zu
leben.»
«
es, wenn's sein muss>», sagte Lalitha, «
noch dazu beglückwünscht wirst> Das ist die Botschaft, die wir verbreiten
müssen.»
Katz
blickte in ihre Spinner-Augen: «Du selbst willst keine Kinder.»
«Nein»,
sagte sie und hielt seinem Blick stand. «Du bist, was, fünfundzwanzig?»
«Siebenundzwanzig.»
«In fünf
Jahren könntest du anders darüber denken. Die Uhr am Herd fängt so um die
dreißig an zu ticken. Das ist jedenfalls meine Erfahrung mit Frauen.»
«Bei mir
nicht», sagte sie und riss, um das zu unterstreichen, ihre ohnehin schon sehr
runden Augen noch weiter auf.
«Kinder
sind was Schönes», sagte Walter. «Kinder waren schon immer der Sinn des Lebens.
Man verliebt sich, man pflanzt sich fort, dann wachsen die Kinder auf und
verlieben sich und pflanzen sich fort. Das Leben war immer dafür da. Fürs
Schwangersein. Für mehr Leben. Heute ist das Problem allerdings, dass mehr
Leben auf der individuellen Ebene zwar weiterhin schön und sinnvoll ist, für
die Welt als Ganzes aber mehr Tod bedeutet. Und zwar keinen angenehmen Tod. Es
sieht so aus, dass wir in den kommenden hundert Jahren die Hälfte aller Arten
weltweit verlieren. Uns steht die größte Massenausrottung seit mindestens der
Kreide-Tertiär-Grenze bevor. Erst erleben wir die totale Zerstörung aller
Ökosysteme, dann Massenhungersnöte und/oder Massenkrankheiten und/oder Massenmorde.
Was auf der individuellen Ebene noch
ist, ist auf der globalen
abscheulich und beispiellos.»
«Und
dasselbe gilt für Katz», schien Lalitha zu sagen.
«Moi?»
«Katzen»,
sagte sie. «C-A-T-S. Jeder liebt sein Kätzchen und
lässt es draußen rumlaufen. Ist doch bloß eine Katze - wie viele Vögel kann sie
schon töten? Tja, Jahr für Jahr werden in den USA eine Milliarde Singvögel von Hauskatzen und welchen, die verwildert sind, getötet. Es
ist einer der Hauptgründe für den Rückgang der Singvogelbestände in
Nordamerika. Aber das interessiert kein Schwein, weil eben jeder sein Kätzchen
liebt.»
«Daran
will keiner denken», sagte Walter. «Jeder will einfach ein normales Leben.»
«Und du
sollst uns dabei helfen, die Leute zum Nachdenken zu bewegen», sagte Lalitha.
«Über die Überbevölkerung. Wir haben nicht die Mittel, uns für Familienplanung
und Frauenbildung im Ausland starkzumachen. Wir sind eine auf Artenschutz
ausgerichtete Umweltgruppe. Welche Hebel können wir also ansetzen? Wie kriegen
wir Regierungen und NGOs dazu, ihren Einsatz für die Bevölkerungskontrolle zu
verfünffachen?»
Katz
lächelte Walter an. «Hast du ihr erzählt, dass wir das alles schon mal hatten?
Hast du ihr erzählt, was für Songs du mich schreiben lassen wolltest?»
«Nein»,
sagte Walter. «Aber weißt du noch, was du immer gesagt hast? Du hast gesagt,
keiner interessiert sich für deine Songs, weil du nicht berühmt bist.»
«Wir haben
dich gegoogelt», sagte Lalitha. «Es gibt da eine sehr eindrucksvolle Liste
bekannter Musiker, die sagen, sie bewundern dich und die Traumatics.»
«Die
Traumatics sind tot, Schätzchen. Und auch Walnut Surprise ist tot.»
«Hier also
der Vorschlag», sagte Walter. «Wie viel du mit deinem Terrassenbau auch
verdienst, wir zahlen dir ein Vielfaches davon, egal, wie lange du für uns
arbeiten willst. Wir stellen uns eine Art Musik- und Politiksommerfestival vor,
vielleicht in West Virginia, mit einem Haufen richtig guter Stars, um damit ein
Bewusstsein für Bevölkerungsfragen zu schaffen. Alles ausschließlich auf junge
Leute ausgerichtet.»
«Wir sind
bereit, im ganzen Land für Studentensommerpraktika zu werben», sagte Lalitha.
«Auch in Kanada und Lateinamerika. Mit den Geldern, über die Walter frei
verfügen kann, können wir zwanzig bis dreißig Praktika finanzieren. Aber erst
müssen wir die Praktika als etwas richtig Cooles darstellen. Als die Sache, die
richtig coole junge Leute in diesem Sommer machen.»
«Vin ist
hinsichtlich meiner freien Mittel absolut entspannt», sagte