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Franzen, Jonathan

Franzen, Jonathan

Titel: Franzen, Jonathan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freihheit
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hatte.
    «Walter?»,
sagte Lalitha vom Bett her.
    «Ja, wie
geht's dir?», sagte er und eilte zu ihr.
    «Ich
dachte, ich muss mich
übergeben, aber jetzt denke ich, ich muss es doch
nicht.»
    «Gut!»
    Flattrig,
mit einem zärtlichen Lächeln, blinzelte sie zu ihm hoch. «Danke, dass du bei
mir geblieben bist.»
    «Oh,
unbedingt.»
    «Wie
geht's dir mit deinem Bier?»
    «Ich weiß
es gar nicht mal.»
    Ihre
Lippen waren da, ihr Mund war da, und sein Herz schien im Begriff, den
Brustkorb zu sprengen, so pochte es. Küss sie! Küss sie! Küss sie!, sagte es zu
ihm.
    Und dann
klingelte sein BlackBerry. Der Klingelton war der Ruf des Pappelwaldsängers.
    «Geh ruhig
dran», sagte Lalitha.
    «Hm...»
    «Nein, geh
schon dran. Im Liegen geht's mir hier ganz gut.»
    Es war
Jessica, sicher nichts Dringendes, sie telefonierten täglich. Der Anblick
ihres Namens auf dem Display genügte allerdings, Walter vom Rand des Abgrunds
zurückzuholen. Er setzte sich auf das andere Bett und meldete sich.
    «Es
klingt, als würdest du laufen», sagte Jessica. «Joggst du gerade?»
    «Nein»,
sagte er. «Wir feiern eher.»
    «Klingt,
als wärst du auf einer Tretmühle, so wie du
keuchst.»
    Sein Arm
hatte zu wenig Kraft, um auch nur ein Telefon ans Ohr zu halten. Er legte sich
auf die Seite und erzählte seiner Tochter von den Geschehnissen des Vormittags
und seinen diversen Bedenken, die sie, so gut sie konnte, zu zerstreuen suchte.
Der Rhythmus ihrer täglichen Gespräche war ihm lieb geworden. Jessica war der
einzige Mensch auf Erden, dem er gestattete, sich nach ihm zu erkundigen, bevor
er selber Fragen stellte; so kümmerte sie sich um ihn; sie war das Kind, das
sein Verantwortungsgefühl geerbt hatte. Auch wenn sie noch immer den Ehrgeiz
hatte, Schriftstellerin zu werden, und momentan als kaum bezahlte
Redaktionsassistentin in Manhattan arbeitete, besaß sie doch eine ausgeprägte
grüne Ader und hoffte, später einmal hauptsächlich über Umweltthemen zu
schreiben. Walter sagte ihr, Richard komme nach Washington, und fragte sie, ob
sie noch immer vorhabe, am Wochenende dabei zu sein, um zu den Gesprächen ihre
wertvolle jugendliche Intelligenz beizusteuern. Sie sagte, auf jeden Fall.
    «Und wie
ist es dir heute ergangen?», sagte er.
    «Ha»,
sagte sie. «Meine Mitbewohner haben sich nicht auf wunderbare Weise durch
bessere ersetzt, während ich in der Redaktion war. Ich habe meine Tür mit
Tüchern abgedichtet, um den Qualm abzuhalten.»
    «Du musst
ihnen sagen, dass sie drinnen nicht rauchen dürfen. Das musst du ihnen sagen.»
    «Tja, ich
bin nun mal in der Minderheit. Sie haben beide gerade erst mit dem Rauchen
angefangen. Es ist noch immer möglich, dass sie einsehen, wie dumm das ist, und
aufhören. Bis dahin halte ich buchstäblich die Luft an.»
    «Und was
macht die Arbeit?»
    «Das
Übliche. Simon wird immer schmieriger. Er ist die reinste Talgfabrik. Man muss alles abwischen, wenn er mal bei einem am Schreibtisch war. Heute hat
er sich so ungefähr eine Stunde lang an Emilys Schreibtisch
rumgedrückt und versucht, sie zu überreden, dass sie mit ihm zu einem
Knicks-Spiel geht. Die älteren Redakteure kriegen aus mir unbekannten Gründen
Gratiskarten für alles Mögliche, darunter auch Sportveranstaltungen. Die
Knicks versuchen momentan wohl ziemlich verzweifelt, ihre Luxusplätze
vollzukriegen. Und Emily macht
diesen hier: Wie viele hundert Arten, nein zu sagen, fallen mir ein?
Schließlich bin ich hin und habe Simon nach seiner Frau gefragt.
Weißt du - Frau? Drei Gören in Ossining? Hallo? Hörst du vielleicht mal auf, Emily in den Ausschnitt zu glotzen?»
    Walter
schloss die Augen und suchte nach einer Antwort.
    «Dad? Bist
du noch dran?»
    «Ja, bin
ich. Wie alt ist, hm. Simon?»
    «Keine
Ahnung. Unbestimmbar. Wahrscheinlich knapp doppelt so alt wie Emily. Wir spekulieren darüber, ob er sich die Haare färbt. Manchmal scheint
die Farbe von Woche zu Woche ein bisschen zu changieren, aber das könnte auch
einfach eine Frage von Körperölen sein. Zum Glück ist er nicht mein
unmittelbarer Chef.»
    Walter
hatte plötzlich Sorge, dass er in Tränen ausbrechen könnte.
    «Dad? Bist
du noch dran?»
    «Ja, ja.»
    «Die
Verbindung wirkt so tot, wenn du nichts sagst.»
    «Ja, hör
mal», sagte er, «es ist phantastisch, dass du am Wochenende kommst. Ich
glaube, wir stecken Richard ins Gästezimmer. Am Samstag hocken wir uns dann
lange zusammen und am Sonntag etwas kürzer. Und versuchen, einen konkreten Plan
auf die Beine zu

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