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Franziskus, der neue Papst (German Edition)

Franziskus, der neue Papst (German Edition)

Titel: Franziskus, der neue Papst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Biallowons
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ihren ermordeten Bischof steht dagegen weiter aus, seine Selig- oder Heiligsprechung stockt. 2007 erklärte Benedikt XVI. während seiner Brasilienreise dazu: »Erzbischof Romero war sicher ein großer Glaubenszeuge, ein Mann von großer christlicher Tugend, der sich für den Frieden und gegen die Diktatur eingesetzt hat und der während der Feier der heiligen Messe ermordet wurde. Also ein wahrhaft › glaubwürdiger ‹ Tod, der Tod eines Glaubenszeugen. Es gab das Problem, dass eine politische Seite ihn unrechtmäßig für sich als Galionsfigur, als emblematische Gestalt beanspruchte. Wie kann man nun seine Gestalt ins rechte Licht rücken und sie vor diesen Versuchen der Instrumen talisierung schützen? Das ist das Problem.« Zu diesem Zeitpunkt amtierte als Nachfolger Romeros Erzbischof Fernando Saénz Lacalle, der 1995 von Papst Johannes Paul II. ernannt worden war – ausgerechnet Fernando Saénz Lacalle, der ehemalige Militärbischof der salvadorianischen Armee. Für viele Anhänger Romeros ein bitterer Hohn und Beweis dafür, dass zwischen Vatikan und Ortskirche ein Graben liegt, den Rom offenkundig nicht zuschütten will. Die Causa »Romero« ist lediglich ein Beispiel, jedoch signifikant für die lateinamerikanische Kirche, die ihre Vergangenheit bewältigen und sich zugleich in der Gegenwart neu zurechtfinden muss, um in der Zukunft weiter in den Gesellschaften des Subkontinents prägend zu sein. Andere Fälle wie der Aufstieg des ehemaligen Bischofs Fernando Armindo Lugo Méndez zum Staatspräsidenten in Paraguay zeigen das Dilemma: Die Kirche muss politisch sein und zugleich eine gewisse Neutralität wahren. Während der Sozialismus in Lateinamerika einen Aufstieg erlebte, behielten an manchen Orten ausgesprochen konservative Würdenträger das Heft des Handelns in der Hand. Sie stehen im Kontrast zu den Gemeinden und Geistlichen, die in der Nachfolge der Befreiungstheologen versuchen, der Kirche die Treue zu halten, ohne den Auftrag Jesu, zu den Ärmsten zu gehen, zu vernachlässigen. Der Konflikt mit den Regimen hat Helden wie Romero hervorgebracht genauso wie Kirchenmänner, die der Macht und nicht der Moral folgten.
    Nachdem die meisten politischen Diktaturen beseitigt sind, steht die Kirche vor neuen Mächten, die Drogenkartelles in Mexiko sind ein Beispiel. Lateinamerika sucht die moderaten Kräfte, die weder reaktionär noch zu revolutionär sind und damit die Kernbotschaften des Evangeliums entstellen. In manchen Gegenden ist die Suche erfolgreich und könnte wegweisend sein, nicht nur für Lateinamerika: Von diesen gelungenen Beispielen könnten Impulse ausgehen für die richtige Verknüpfung von sozialer, politischer und verkündender Dimension. Zugleich kann sie mit ihrer Freude an der Liturgie, der Bereitschaft, den Gottesdienst im wahrsten Sinne des Wortes zu feiern, vitalisierend sein für die gesamte Weltkirche. »In den nächsten zehn Jahren hängt das Schicksal des katholischen Glaubens zum Großteil von Lateinamerika ab«, sagte bereits vor sechs Jahren Guzmán Carriquiry, Professor aus Uruguay und Sekretär der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika: »Wenn der katholische Glaube in Lateinamerika geschwächt würde, wäre das für unsere Völker ein großer Verlust, aber die Folgen für die Weltkirche wären umso gravierender.«
    Die Bürde als Kirche der Zukunft, die schwierige Situation zwischen Regime und Bevölkerung, das Ringen um die richtige Haltung als Vermittler und Mahner, all das betrifft nicht nur die Kirche in Lateinamerika. In Afrika, dem zweiten Kontinent, der demografisch zunehmend wichtiger wird, stehen Priester und Gläubige in manchen Ländern vor ähnlichen Schwierigkeiten. In Simbabwe sind nicht wenige Priester mit dem Regime Robert Mugabes verbunden, es gibt prominente Beispiele. Der ehemalige Erzbischof der Hauptstadt Harare, Patrick Chakaipa, war ein persönlicher Freund des Diktators. Erzbischof Pius Ncube dagegen galt als scharfer und mutiger Kritiker Mugabes, bis er aufgrund einer Affäre das Amt aufgeben musste, er witterte dahinter eine Verschwörung. In den letzten Jahren hat die Kirche Simbabwes mutige Hirtenbriefe publiziert und sich gegen Mugabe gestellt, andererseits kungeln hohe Geistliche wie der ehemalige Jesuiten-Provinzial Fidelis Mukinori mit Mugabe und werfen so einen dunklen Schatten auf die Kirche.
    Noch belastender ist der Fall des Völkermordes in Ruanda, bei dem Priester erwiesenermaßen zu Gewalt gegen die Tutsi aufriefen oder diese

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