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Franziskus - Zeichen der Hoffnung: Das Erbe Benedikts XVI. und die Schicksalswahl des neuen Papstes (German Edition)

Franziskus - Zeichen der Hoffnung: Das Erbe Benedikts XVI. und die Schicksalswahl des neuen Papstes (German Edition)

Titel: Franziskus - Zeichen der Hoffnung: Das Erbe Benedikts XVI. und die Schicksalswahl des neuen Papstes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Englisch
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war das erste, in dem die Erinnerung an die zum Teil lebensgefährliche Quälerei einer Papstwahl endgültig getilgt wurde. Noch das Konklave, das im April 2005 Benedikt XVI . zum Papst bestimmte, hatte sich geteilt in als »Schwächlinge« belächelte Kardinäle und alte Hasen wie Joseph Ratzinger oder Salvatore Pappalardo aus Palermo, die Ersteren noch aus eigener Erfahrung berichten konnten, was für eine Tortur die Papstwahl war, bevor beim Konklave 2005 erstmals das luxuriöse Gästehaus der heiligen Martha zur Verfügung stand. Die legendäre Hitzeschlacht des Konklaves des Sommers 1978, das Papst Johannes Paul I. wählen sollte, hatte die damals teilnehmenden Kardinäle tief geprägt. Der Kardinal aus Genua, Giuseppe Siri, der viermal gute Chancen gehabt hatte, zum Papst gewählt zu werden – während der Konklaven 1958, 1963 und zweimal 1978 –, beschrieb die Schinderei so. »Zum Schluss waren wir so ausgelaugt, dass wir einen leeren Stuhl zum nächsten Papst gewählt hätten.« Sie waren die letzte Generation von Kardinälen, deren Erfahrungen sie noch mit ihren Vorgängern verband, die anlässlich der Papstwahl unter zweifelhaften Bedingungen im Vatikan gehaust hatten. Mit dem Einzug der Kardinäle in das Kardinalhotel »Domus Sanctae Marthae« im März 2013 war die Geschichte der Kardinal- WG s in den Vatikanischen Museen endgültig zu Ende. Denn unter den wahlberechtigten Kardinälen war jetzt kein Einziger mehr, der die Plackerei der Papstwahl der alten Zeiten noch erlebt hatte.
    Dass es zu den desaströsen Konklaven des Jahres 1978 kommen konnte, die zunächst Papst Johannes Paul I. und dann Papst Johannes Paul II . wählten, hatte zwei Gründe. Der erste war die schlichte Platznot im Vatikan seit dem Zusammenbruch des Kirchenstaates im Jahr 1870. Bis zum Angriff der italienischen Truppen konnte das Oberhaupt der katholischen Kirche seine Gäste in weiten Teilen Mittelitaliens, die das Territorium des Kirchenstaats damals umfasste, unterbringen. Doch mit der Zerschlagung des Kirchenstaates war damit Schluss, von nun an musste der Papst mit seinen Untertanen im 0,44 Quadratkilometer kleinen Vatikan eng zusammenrücken.
    Der zweite Grund war das starke Anwachsen der Zahl der wahlberechtigten Kardinäle. An den ersten Konklaven des 20. Jahrhunderts hatten jeweils nur zwischen 50 und 60 wahlberechtigte Kardinäle teilgenommen, eine im Vatikan durchaus handhabbare und überschaubare Zahl von Herren, die in der Sixtinischen Kapelle den neuen Papst wählen sollten. Doch schon mit der Wahl von Papst Paul VI . im Jahr 1963 schoss die Zahl der wahlberechtigten Kardinäle auf 80 hoch. Die Konklaven des Jahres 1978 sprengten schließlich alle Kapazitäten des Vatikans, und es kam zur gefürchteten Hitzeschlacht in der Enge der Vatikanischen Museen.
    Das erste Konklave nach dem Untergang des Kirchenstaates fand 1903 statt, daraus ging der ehemalige Patriarch von Venedig, Giuseppe Melchiorre Sarto, als Sieger hervor. Das Konklave zeigte drastisch, wie wichtig die später eingeführte totale Geheimhaltung und Abschottung nach außen für die Versammlung der Kardinäle ist. Denn dieses Konklave war noch durch das vermeintliche Vetorecht geprägt. Verschiedene europäische Königshäuser hatten sich im Lauf der Jahrhunderte immer wieder das Recht einräumen lassen, den Kardinälen vorzuschreiben, wer der nächste Papst werden sollte, und vor allem, wer es nicht werden sollte. Schon 1342 hatte der französische König Philipp IV . seinen Sohn Johann den Guten nach Avignon geschickt, um im päpstlichen Exil klarzustellen, wer Papst zu werden hatte. Der letzte Monarch, der versuchte, Einfluss zu nehmen, war 1903 der österreichische Kaiser Franz Joseph, der ein Veto einlegen konnte mithilfe der Stimme des Erzbischofs von Krakau. Die Kardinäle sollten davon abgehalten werden, Mariano Rampolla del Tindaro zu wählen, einen mächtigen Diplomaten des Vatikans. Das Vorhaben des Kaisers gelang letztendlich.
    Schon die 57 Kardinäle des Konklaves des Jahres 1914, das Papst Benedikt XV . wählen sollte, mussten sich mit der Frage der Unterbringung herumschlagen. Damals wurden erstmals die Mikrozellen in den Gebäuden der heutigen Vatikanischen Museen eingerichtet. Das Problem der Kardinäle im Konklave bestand im Grunde darin, dass der Vatikanpalast nicht für eine Gruppe von Menschen gebaut worden war, sondern eigentlich nur für einen Mann, den Papst. Die einzige perfekt eingerichtete, mit allem Komfort ausgestattete Wohnung

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