Französische Nächte: Erotischer Roman (German Edition)
zu fragen. Nach all der Zeit, die wir uns kennen, würde ich gern wissen, was dieses Schwein an sich hat, das dich davon abhält, mit mir nach Brasilien zu gehen.« Er goss frischen Kaffee in die großen dunkelblauen Tassen mit Goldrand ein.
»Du weißt, welchen Trumpf er in der Hand hält. Er hat Oruela«, sagte Euska.
»Und du hast nicht ein bisschen Spaß mit ihm?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Nicht mehr. Früher hat er mir ein wenig Vergnügen bereitet.«
Ernesto schnalzte mit der Zunge.
»Du begreifst nicht, wie süß Rache sein kann, nicht wahr? Du hast nicht einen Deut Boshaftigkeit in deinem Körper«, stellte Euska fest.
»Ich begreife nicht, warum du dir das antust, selbst wenn es um Oruela geht. Sie weiß nicht einmal, dass du existierst, oder?«
»Man hat es ihr nie erzählt.« Euska hielt inne. »Aber ich habe das Gefühl, dass ich für sie da sein muss. Das hatte ich schon immer.«
»Hmm. Deine Instinkte sind normalerweise sehr gut.« Er klang mürrisch.
»Du bist doch nicht böse auf mich, oder?«
»Ich bin nicht böse. Ganz und gar nicht. Aber ich möchte dich bei mir in Rio haben. Wir könnten uns dort so ein schönes Leben machen. Euska, du hast noch nicht einmal mein Haus gesehen!«
»Du hast eine Freundin, oder nicht?«, erwiderte Euska entschieden.
»Ich habe keine gottverdammte Freundin, wie du es nennst. Ich habe sogar mehrere. Sie wechseln sich ab. Doch keine von ihnen bedeutet mir etwas. Großer Gott, ich bin ein Mann! Was soll das, willst du vom Thema ablenken? Ich möchte wissen, was zwischen dir und deinem Zahlmeister vor sich geht!«
»Das kann ich dir gern sagen. Ich habe in Bezug auf ihn keine Gewissensbisse. Ich befürchte sogar, dass ich vielleicht gar kein Gewissen besitze.«
»Ach, komm schon.«
»Du wärst schockiert, wenn du wüsstest, wie schlecht ich ihn behandle.«
»Dafür bezahlt er dich doch, oder nicht?«, wollte Ernesto wissen.
»Nun ja, er kommt einmal im Monat vorbei«, berichtete sie. »Pünktlich wie ein Uhrwerk. Er hat in den letzten zehn Jahren noch nicht einen Besuch versäumt. Er beginnt mit kleinen Botschaften und Liebesbriefen, und dann ruft er an und bittet darum, vorbeikommen zu dürfen. Ich sage ihm immer mit anderen Worten, wie ich ihn unter meinem Schuh zerquetschen werde, falls er sich mir auch nur nähern sollte.
Dann ruft er erneut an und sagt, dass er mich aufsucht, und ich rate ihm, das zu lassen. Er schickt Geschenke wie dieses hier. Normalerweise steht er dann am nächsten Tag vor der Tür, die ich vor ihm zuknalle. Er klingelt erneut, und ich öffne und sage, dass er hereinkommen darf, wenn er genau das tut, was ich sage. Meist zwinge ich ihn dazu, das Haus von oben bis unten zu putzen.«
Ernesto lachte schallend.
»Ich habe das Ganze zu einer Kunstform entwickelt. Ich weiß genau, was ich getan haben möchte und wie, und wenn er es nicht richtig macht, dann muss er von vorne anfangen. Er mag es, wenn ich hinter ihm stehe und ihn antreibe, aber zuweilen langweilt mich das, dann sage ich ihm, er könne tun und lassen, was er will. Doch in Bezug auf den Küchenboden bleibe ich hartnäckig, weil er ihn nie sauber bekommt. Er ist da nicht wirklich gründlich.
Er zieht sich immer nackt aus und bettelt um mehr. Einmal habe ich ihn dazu gezwungen, das Badezimmer neu einzurichten, schlicht aus einer Laune heraus. Doch das Problem war, dass es ewig gedauert hat und ich es so leid war, ihn ständig um mich zu haben, dass ich ihn verprügelt habe.
Ihm hat es gefallen, doch mich störte es. Ich habe dafür gesorgt, dass er mich gut dafür bezahlt. Er muss mir immer schon währenddessen das Geld geben. Dann ist er so aufgegeilt, dass er alles für mich tun würde, und wenn ich das Geld erst einmal habe, dann kann ich ihn natürlich noch weniger ausstehen und beschimpfe ihn so, wie er es mag.
Sobald er fertig ist, sage ich ihm, er soll mir aus den Augen gehen, und er verschwindet. Eine Woche später geht es dann wieder von vorne los mit den Anrufen und den Geschenken.«
»Er wird bald auftauchen, wenn das Geschenk heute angekommen ist.«
»Zweifellos wird er morgen vor der Tür stehen.«
»Was ist mit dem Sex? Du hast überhaupt nichts davon gesagt, dass ihr es miteinander treibt.« Ernesto schmollte wie ein kleiner Junge.
»Wir tun es nicht«, sagte Euska lächelnd.
»Er muss es sich selbst machen?«
»Früher hat er das getan. Eigentlich hat er nie wirklich nach Sex verlangt, aber wir hatten schon deutlich mehr körperlichen
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