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Franzosenliebchen

Franzosenliebchen

Titel: Franzosenliebchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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ergriff das
Wort. »Zunächst eine Frage zur vermutlichen Tatwaffe,
dem Koppel. Sie haben keine Möglichkeit gehabt, es genauer zu
untersuchen?«
    »Nein. Die
Franzosen haben es ja sogleich beschlagnahmt. Aber mein Kollege und
ich haben mit dem Arzt gesprochen, der die erste, allerdings nicht
sehr gründliche Obduktion durchgeführt hat. Inoffiziell,
versteht sich. Die Franzosen haben noch vor Abschluss seiner
Untersuchungen die Leiche quasi vom Seziertisch heruntergezerrt und
dem Arzt bei Androhung eines Kriegsgerichtsverfahrens verboten,
über seine Erkenntnisse zu sprechen. Der Mediziner ist sich zu
mehr als neunzig Prozent sicher, dass der Tod durch Ersticken
eingetreten ist, verursacht durch das Würgen mit einem etwa
vier Zentimeter breiten Gurt, womöglich mit einem
Koppel.«
    »Sie glauben
also, dass das aufgefundene französische Koppel die Tatwaffe
ist?«
    Schäfer schaute
Goldstein verwundert an. »Natürlich. Womit soll das
Mädchen denn sonst umgebracht worden sein?«
    »Mit einem
ähnlich breiten Gürtel zum Beispiel.«
    »Aber wir haben
keinen Gürtel gefunden.«
    Das, dachte Goldstein,
ist nun leider kein Beweis. Und auch die Tatsache, dass ein Koppel
in der Nähe des Tatortes gefunden worden war, war - streng
genommen - kein Beweis, sondern bestenfalls ein Indiz. »Ich
nehme an, Sie haben die Ruine gründlich
durchsucht?«
    »Wenn Sie auf
den verschwundenen Schmuck anspielen -wir haben im Keller und der
Umgebung des Hauses nichts gefunden.«
    »Haben Sie auch
in den oberen Geschossen des Hauses nachgesehen?«
    Schäfer
zögerte einen Moment mit einer Antwort. »Wir haben
gründlich gesucht.«
    »Auch in den
oberen Stockwerken?«, insistierte Goldstein
erneut.
    »Selbstverständlich.«
Schäfer griff zur Teetasse. Seine Hände zitterten
leicht.   
    »Das würde
ich gerne etwas genauer wissen. Sie haben also auch die ersten
Etage untersucht?«
    »Ja.«
    »Sind Sie
über die Treppe gegangen?«
    Der Hauptwachtmeister
warf Wiedemann einen Hilfe suchenden Blick zu.
»Natürlich.«
    Goldstein
schüttelte den Kopf. Ruhig sagte er: »Das ist nicht
möglich, Herr Schäfer. Sie waren nicht in der ersten
Etage, weil Sie ohne eine Leiter nicht dorthin gelangen
können. Die Holztreppe ist nämlich völlig verbrannt.
Sie waren überhaupt nicht in den oberen Etagen, nicht
wahr?«
    Als Schäfer nicht
sofort antwortete, fuhr Goldstein fort: »Ich bin nicht hier,
um Ihnen vorzuwerfen, dass Sie Ihre Arbeit nicht ordentlich gemacht
haben. Ich möchte nur verstehen, was sich in der Mordnacht
wirklich ereignet hat.«
    Der massige Mann fiel
sichtbar in sich zusammen. »Wir hatten keine Zeit für
weitere Untersuchungen. Die Franzosen haben uns doch weggeschickt.
Außerdem lag die Leiche im Keller. Welchen Sinn hätte es
gehabt, das ganze Haus zu durchsuchen?« Er zögerte,
suchte nach Worten. »Wer sind … warum wollen Sie das
so genau wissen? An was für einer Dokumentation arbeiten Sie
eigentlich?«
    Wiedemann warf
Goldstein einen schnellen Blick zu. Goldstein blinzelte Zustimmung
und stand auf. »Vielen Dank für den Tee. Herr Wiedemann,
wollen wir dann mal wieder … ?«
    Als die beiden
Männer kurz darauf auf der Straße standen,
schüttelte Wiedemann den Kopf: »Da sind Sie mit Ihren
Fragen etwas zu weit gegangen. Schäfer wird sicher an Ihrer
Legende zweifeln. Aber er ist Patriot und würde einen
Landsmann nie ans Messer liefern.«
    »Hoffentlich
haben Sie recht. Es war unbedacht von mir, solche Fragen zu
stellen. Glauben Sie, dass es möglich ist, sofort einen
Abgleich der Fingerabdrücke Sollés mit denen auf der
Zigarettenschachtel zu bekommen? Falls sie identisch sind,
würde mich das sehr weiterbringen.«
    Wiedemann
überlegte. »Es ist zwar Sonntag, aber ich werde mein
Möglichstes tun. Also gehen wir.«
    *
    Goldstern musste
vierzig Minuten in einem Café auf Wiedemanns Rückkehr
warten.
    Der Herner
Polizeibeamte spannte ihn, nachdem er sich gesetzt hatte, nicht
lange auf die Folter. »Die Fingerabdrücke auf der
Zigarettenschachtel und auf der Zündholzpackung sind ohne
jeden Zweifel identisch. Die Soldaten haben also vor dem
Kriegsgericht gelogen. Herzlichen
Glückwunsch,      
    Herr Goldstein. Damit
haben Sie die Schuld der Franzosen bewiesen.«
    Goldstein
schüttelte den Kopf. »Streng genommen habe ich nur
bewiesen, dass die Zigarettenschachtel, die in der Ruine lag,
irgendwann durch Soilés Hände gegangen sein muss. Mehr
nicht.«
    Wiedemann winkte ab.
»Ach was. Die Fingerabdrücke. Das Koppel.

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