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Franzosenliebchen

Franzosenliebchen

Titel: Franzosenliebchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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Schließlich führen wir
bereits Krieg. Keinen offenen, sondern einen verdeckten. Das wissen
Sie ebenso gut wie ich. Saborski und seinen Leuten ist wegen der
Toten kein Vorwurf zu machen.« Trasse sah in die Runde. Als
sich kein Widerspruch regte, fuhr er fort: »Trotzdem habe ich
selbstverständlich mit Saborski gesprochen. Ein solcher Fehler
wird sich nicht wiederholen.«
    »Das hoffen wir
doch sehr. Was haben Sie mit dem Kerl vor, der versagt und die
Aktion gefährdet hat?«, erkundigte sich der
Kriminalinspektor.
    »Saborski wird
sich mit dem Fall befassen.«
    Einige Sekunden hingen
die Männer ihren Gedanken nach. Jeder wusste, was das Gesagte
bedeutete.
    Gräfe unterbrach
das Schweigen. »Was ist mit diesem Kaufhausbesitzer, den die
Franzosen festgenommen haben. Wie heißt er doch
gleich?«
    »Schafenbrinck«,
antwortete Trasse.
    »Genau. Sie
haben seinen Namen in der Vergangenheit nie erwähnt. Inwiefern
kommen die Franzosen darauf, dass er etwas mit dem Anschlag zu tun
haben könnte?«
    »Das sollten Sie
General Caron fragen«, entgegnete der Regierungsrat.
»Ich kenne den Mann kaum.«
    »Also
gehört er nicht zu uns?« Gräfe schien
irritiert.
    »Nicht dass ich
wüsste. Wenn nicht Sie …« Trasse ließ den
Satz mit Absicht unvollendet.
    Seine beiden
Gegenüber schüttelten fast synchron den Kopf und Blokker
zog den richtigen Schluss: »Der Mann ist also
unschuldig?«
    »So sieht es
aus«, bemerkte Trasse lakonisch. »Aber er ist
Jude.«
    Alle Anwesenden
verstanden, was gemeint war.
    »Also
unternehmen wir nichts?«, fragte Blokker schon fast
rhetorisch.
    »Natürlich
nicht«, antwortete Gräfe. »Sollen die
Franzmänner mit dem Juden doch machen, was sie wollen. Da
lassen sie wenigstens unsere Leute in Ruhe.«
    »Zumindest
einige Tage«, ergänzte Trasse.

31
    Sonntag, 25. Februar
1923
    Lange hatte Goldstein
überlegt, wie er sich Martha gegenüber verhalten sollte.
Als er am späten Sonntagnachmittag wieder in die
Teutoburgia-Siedlung zurückgekehrt war, hatte er einen
Entschluss gefasst. Doch Martha Schultenhoff war nicht zu Hause.
Goldstein legte ein Kohlenbrikett nach, damit der Ofen nicht
ausging, und wartete in der Küche.
    Erst zwei Stunden
später drehte sich der Schlüssel in der Haustür.
Goldstein sprang auf und lief ihr entgegen. »Ich möchte
mit dir reden«, begann er seine Beichte.
    »Sicher nicht,
bevor ich den Mantel ausgezogen habe«, erwiderte sie.
»Wie wäre es, wenn du heißes Wasser aufsetzt,
während ich die Wintersachen ausziehe? Ich habe mich heute
für meine Schneiderarbeit mit Kaffee bezahlen lassen. Eine
Tasse wird uns guttun.«
    Kurz darauf
saßen sie beide am Küchentisch, jeder einen dampfenden
Becher süßen Kaffees vor sich.
    Martha Schultenhoff
schaute ihren Gast aufmerksam an. »Also, worüber
wolltest du mit mir sprechen?«
    Goldstein atmete tief
ein. »Ich habe dir nicht die Wahrheit
gesagt.«
    »Inwiefern?«
    »Ich bin kein
Handelsvertreter für Schrauben, sondern
Polizist.«
    Sie schien nicht
besonders überrascht. »Und du kommst aus Berlin und
wirst morgen wieder dorthin zurückkehren.«
    »Ja. Aber woher
…?«   
    »Ewald hat es
mir eben erzählt. Wir waren verabredet. Er war sich nicht
sicher, ob du dich von mir verabschieden würdest, und
befürchtete, dass du dich ohne ein Wort aus dem Haus
schleichen könntest.«
    »Er hat dir
verraten, dass ich Polizeibeamter bin?«
    »Nein. Er hat
von einem wichtigen Auftrag gesprochen, den du dringend in Berlin
zu erledigen hättest und der keinen Aufschub zuließe. Er
wollte mich einfach nur schonend darauf vorbereiten, dass du
einfach so verschwinden könntest. Aber da du nun hier mit mir
am Tisch sitzt, hat sich Ewald geirrt.
Schön.«
    »Hat er dir
gesagt, warum ich hier in Herne bin?«
    »Nein, das hat
er nicht. Und es ist mir eigentlich auch egal. Du musst mir nichts
erzählen, was du nicht willst.«
    »Ich möchte
es aber.«
    Sie nahm einen Schluck
Kaffee und wartete.
    »Meine Berliner
Vorgesetzten haben mich beauftragt, den Mord an Agnes Treppmann
aufzuklären. Ich soll Beweise dafür finden, dass sie von
den Franzosen ermordet worden ist.«
    Martha hob die
Augenbrauen. »Und deine Arbeit ist beendet?«
    »Ja. Ich bin mir
ziemlich sicher, dass ich die Täterschaft der beiden
Franzosen, die vom Kriegsgericht freigesprochen wurden, nun belegen
kann.«
    Martha Schultenhoff
wurde blass. Für lange Sekunden sagte sie kein Wort. Dann
vergewisserte sie sich: »Ziemlich sicher?«
    »Na ja, ich habe
leider keinen Zeugen

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