Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)
müssen. Komisch, dass sie sich dabei ausgerechnet mit Grit verbündet. Die beiden scheinen sich ja nicht gerade zu lieben.
Katinka schlüpfte aus der Haustür. Ein kalter Windstoß pfiff durch ihre Kleider. Zähneklappernd wühlte sie ihr Jacke und Schuhe aus dem Steintopf. Sie band die Schnürsenkel nicht zu, warf auch die Regenjacke nur lose über, verließ den Garten und rannte zu ihrem Rad auf der anderen Straßenseite.
7. Rechtsanwalt Roland Hasseberg
Rechtsanwalt Roland Hasseberg verweigerte Katinka jeglichen Termin, und am Telefon war er auch nicht für sie zu sprechen.
Seufzend legte sie nach dem dritten Versuch den Hörer auf. Zu dämlich, dass sie sich gleich mit ihrem richtigen Namen eingeführt hatte. Wahrscheinlich war es einfach zu kess gewesen, das schwungvolle Privatdetektivin hinter ihren Namen auf die Kondolenzliste zu setzen.
Hassebergs Privatnummer stand nicht im Telefonbuch. Entmutigt ging Katinka ins Nebenzimmer, trank eine Tasse Tee. Vielleicht wohnte er nicht mal in Bamberg. Sie müsste ihn beschatten, bis er aus seiner Kanzlei kam, und ihm dann folgen. Das herbstliche Wetter mit den heftigen, eisigen Regenschauern und der immer schneller hervorkriechenden Dunkelheit konnte sie allerdings wenig dazu motivieren.
Fall abgeben kommt nicht in Frage, redete sie sich Mut zu. Der Gedanke, die Flinte ins Korn zu werfen, war ihr bei nicht ganz eindeutigen Ermittlungen jedes Mal gekommen und hatte sich wie eine Mehlmotte festgesetzt. Aber Katinka musste sich eingestehen, dass sie schon Blut geleckt hatte. Die Familie Hasseberg reizte ihre Spürnase. Sie dachte an ihr Studium zurück. In der Archäologie kam es drauf an, nicht locker zu lassen, an das Geheimnis dort unten in der Erde zu glauben.
In Fällen drohender Verzagtheit konnte vielleicht ihre Freundin Britta helfen.
»Britta? Hast du heute Abend schon was vor?«
»Hej, die vielbeschäftigte Detektivin. Bist du wohl mal nicht in Sachen Schnüffelei unterwegs?«
Britta Beerenstrauch war Lokaljournalistin beim Fränkischen Tag , Bambergs Tageszeitung. Sie beide hatten sich ungewöhnlich selten gesehen in der letzten Zeit, was einerseits mit Katinkas Auftragslage zu tun hatte und andererseits mit Brittas momentaner Liebschaft mit einem norwegischen Ingenieur, der für die Firma Bosch arbeitete.
»Im Gegenteil. Ich wollte dich mitnehmen. Dich und dein Auto. Treffpunkt wäre in der Schützenstraße, vor der Kanzlei eines gewissen Hasseberg.«
»Augenblick.« Britta schien sich zu orientieren. »Erstens: Tom ist mit seinem Auto unterwegs, zweitens, du meinst nicht etwa DEN Hasseberg?«
Katinka lachte. »Toms Kiste ist noch bis morgen in der Werkstatt. Irgendwas mit der Antriebskette, frag mich nichts Genaues. Die Sache wird allmählich teuer, denn das gleiche hatten wir vor kurzem schon mal. Und ja, ich meine DEN Hasseberg.«
»Gut. Du brauchst mein Auto. Was haben wir auf dem Programm?«
»Du machst also mit?«
»Klar, warum nicht?«
»Um sechs. Schützenstraße. Kannst du das einrichten?«
Tom war leicht ruhigzustellen, als Katinka ihm mitteilte, sie würde mit Britta ausgehen. Er knabberte an einem Problem, das, wie er sich ausdrückte, mit Nullen und Einsen zu tun hatte. Was nichts anderes bedeutete, als dass er einen Programmierfehler ausbügeln musste. Sein Terminkalender war prallvoll, er war bei einem Auftrag schon zu spät dran.
Katinka zog sich halbwegs schick an, um Tom zu überzeugen, dass sie sich auf einen Restaurantbesuch vorbereitete.
»Ihr geht aber früh los«, sagte er nur, als Katinka den Blazer überzog.
»Wir wollen uns noch einen Cocktail genehmigen«, sagte Katinka. Lügnerin, schoss es ihr durch den Kopf. Doch mittlerweile war sie in dieser Hinsicht abgeklärt. Wenn sie Tom erzählte, sie wollte mit Britta den berühmten Anwalt Hasseberg beschatten, hätte sie nur Ärger.
»Na, besonders schnieke kann’s ja nicht werden«, mutmaßte Tom und musterte zweifelnd Katinkas Aufzug. Sie trug Jeans, einen kurzen, engen Wollpulli in k anariengelb, einen schwarzer Blazer. Von Tom. Umso schlimmer, dass Vishnu ihm auch noch mit einem satten Maunzer beipflichtete. Der Kater thronte auf dem Sitzsack vor Toms Schreibtisch. Näher traute er sich nicht an all die Rechner, Kartenlesegeräte, externen Laufwerke und Scanner heran.
»Motz nicht rum, das ist kein Candlelight-Dinner!«
Katinka wusste selbst um ihre Unausgegorenheit in Sachen Klamotten, und es machte ihr nicht wirklich Spaß, immer wieder darauf hingewiesen zu
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