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Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)

Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)

Titel: Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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Marsmännchen noch auf.« Zum ersten Mal fand sie den Stil ihrer Freundin nicht meisterhaft, sondern lästig.
    »Du mit deinen Soldatenstiefeln«, brummte Britta. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen. »Ich werde schleichen wie ein Indianer!«
    Im Haus hinten links gingen Lichter an. Katinka pirschte sich vorsichtig bis zum Tor heran. Es würde ihr genügen, den Namen auf dem Klingelknopf zu lesen. Schön in Messing gefasst stand dort Familie Hasseberg . Von wegen Familie, dachte Katinka. Sie spähte durch das Fenster, meinte Hassebergs Schatten zu sehen. Sie war sich nicht sicher.
    »Warte auf mich.«
    Katinka drückte entschlossen den Zeigefinger auf den Klingelknopf.
    »Spinnst du?«
    Fast sofort meldete sich Hassebergs Stimme.
    »Wer ist da?«
    »UPS. Paket.«
    »Das glaubt er nie im Leben«, wisperte Britta.
    Katinka hob die Hand. Sei leise, hieß das.
    Der Türsummer erklang. Katinka drückte gegen das Gartentor und schritt selbstbewusst auf die Haustür zu. Hasseberg öffnete.
    »Sie?«
    Er machte eine Bewegung, als wolle er Katinka die Tür postwendend vor der Nase zuschlagen, aber Katin-ka sagte schnell:
    »Entschuldigen Sie. Ich möchte Sie nicht nerven, aber ich muss unbedingt etwas mit Ihnen besprechen, was Ihre Tante, Ida Schenck, mir kurz vor ihrem Tod mitgeteilt hat.«
    Hasseberg zog die Stirn kraus.
    »Kommen Sie rein.«
    Er wirkte, als stünde er kurz vor der Explosion. Ka-tinka spürte so etwas wie Angst heranschleichen. Ich bin hier, in der Höhle des Löwen, und jetzt ran an den Speck.
    Hasseberg führte sie in ein riesiges Wohnzimmer. Ausladende, lederbezogene Sessel scharten sich um einen Glastisch. Knallige Gemälde und ein Spiegel in einem herrlichen Messingrahmen, mindestens zwei Meter auf zwei Meter, zierten die Wände. Das Irrwitzigste allerdings war ein Hallenbad, groß genug für ein paar Schwimmzüge in jede Richtung, das das Wohnzimmer zur Seite hin abschloss. Es war von einer Marmorbank umrahmt.
    »Also. Was gibt’s?«
    Hasseberg schritt zu einer Hausbar im Retrodesign und entnahm ihr ein Bier. Katinka bot er nichts an. Sie hätte dringend etwas gebraucht, um ihre Nervosität in die Schranken zu weisen und sich von der Überraschung zu erholen, soviel protzigen Reichtum auf einmal zu sehen. Dann halt nicht, dachte sie dickköpfig. Sie setzte sich auf die Marmorbank. Der Stein fühlte sich ganz warm an. Die Bank war beheizt.
    »Ihre Tante berichtete mir von einem Vorfall, der sie beunruhigte«, begann Katinka.
    »Ja. Und?«
    »Es handelte sich um ihre Tagebücher. Sie erzählte mir, dass sie eigentlich ihr ganzes Leben lang Tagebuch führte. Sie hat die Kladden auch alle archiviert.« Katinka wartete vorsichtig ab. Auf dem Tisch neben der Hausbar stand ein Körbchen mit einer Menge Tablettenschachteln drin.
    »Aha.«
    Wusste er es nicht, tat er so, als wüsste er nichts, oder war es ihm egal?
    »Nun sind diese Tagebücher verschwunden. Nicht alle, einige. Die der letzten Monate.« Katinka dachte an die sauber beschrifteten Notizbücher, die sie in Idas Arbeitszimmer hatte mitgehen lassen, und die nun in ihrem Waffenschränkchen in der Hasengasse lagerten.
    Hasseberg hob die Augenbrauen. Katinka erschrak ein wenig. Jetzt sah sie, dass er zwei verschiedenfarbige Augen hatte. Ein grünes, ein braunes.
    »Hören Sie, Frau Palfy. Was ich davon halte, dass meine Tante Sie engagiert hat, um ihre Gruselgeschichten an den Mann respektive an die Frau zu bringen, ist mir egal. Ich brauche darüber nicht mit Ihnen zu diskutieren.« Er schlenkerte mit der Bierflasche.
    Katinka spürte, dass sie noch einen Gang höherschalten musste.
    »Was meinen Sie? Könnte Ihre Tochter Grit die Bücher weggenommen haben?«
    Nun war Hassebergs Überrumpelung echt. Zwar hatte er sich nach wenigen Sekunden wieder völlig im Griff, aber seine Mimik hatte ein Augenzwinkern lang die Wahrheit gesagt. Er war beunruhigt.
    »Bilden Sie sich was auf Ihre Schlauheit ein?«, fragte er und nahm einen tiefen Schluck.
    »Und Sie sich etwas auf Ihre Abgeklärtheit?«
    »Meinen Sie, ich habe nicht bemerkt, wie Sie mit meiner besoffenen Exfrau einen heben gegangen sind? Gehen Sie!«
    Hasseberg leerte die Bierflasche, stellte sie weg, öffnete die Tür. Ungern verließ Katinka ihren warmen Sitz, aber sie erhob sich und nickte Hasseberg zu.
    »Ich betrachte meine Aufgabe als erfüllt«, sagte sie. »Ich habe Ihnen mitgeteilt, was Ihre Tante mir zuletzt anvertraute. Noch einen schönen Abend.«
    Sie spazierte mit hocherhobenem Kopf

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