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Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)

Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)

Titel: Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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Hasseberg. »Schicken Sie die Frau doch nach Hause. Sie ist völlig übernächtigt.«
    »Sie brachten Ihren Wagen gerade noch zum Stehen, stiegen aus, sahen nach Grit und Ida.« Katinka leckte sich über die aufgesprungenen Lippen. »Die beiden waren bewusstlos. Sie liefen zu dem anderen Auto hinüber. Sybille war schwer verletzt. Sie konnte kaum noch sprechen. Sie bat Sie um Hilfe.«
    Hasseberg verdrehte ungeduldig die Augen. Es sah aus, als habe er schon seit Stunden durstig vor einem Kaffeeautomaten Schlange gestanden.
    »Da haben Sie Ihre Möglichkeiten überschlagen«, sagte Katinka. »Sie hätten sofort einen Krankenwagen rufen können. Aber Sie taten es nicht. Sie kalkulierten anders. Sie hatten getrunken. Deswegen nahmen Sie später von Ihrem Haus aus auch ein Taxi und nicht Ihren eigenen Wagen, um in die Klinik zu fahren.«
    Uttenreuthers Augen wurden groß. Er nahm den Telefonhörer in die Hand und wählte eine Nummer. Leise murmelte er etwas und legte dann auf.
    »Wären Sie am Unfallort geblieben und hätten Sie Sybille Erste Hilfe geleistet, wäre Ihr Alkoholkonsum zum Thema geworden. Dazu die Tabletten, die Sie einnehmen. Kann sein, dass sogar Ihr Sohn Philipp sie noch davon abhalten wollte, ins Auto zu steigen und Grit und Ida nachzufahren. Später haben Sie Ihrem Sohn eingeschärft, nichts darüber verlauten zu lassen, dass Sie an dem Abend auch bei ihm waren. Grit hat sich angeblich an nichts mehr erinnert.«
    »Totschlag durch Unterlassen, Hasseberg«, sagte Uttenreuther. »Und Anstiftung zur Falschaussage.« Sein Gesicht war weiß.
    »Beweisen Sie es«, murmelte Hasseberg gleichmütig.
    »Sie haben genau beobachtet, wie sich Grit und Ida nach dem Unfall erholten. Ihre Tochter verschanzte sich hinter der Aussage, sich an den ganzen Tag nicht mehr zu erinnern. Sie glaubten ihr. Vorerst«, sagte Katinka. Der Schweiß stand ihr im Nacken. Sie fuhr sich durchs Haar. »Ihre Tante kanzelten Sie als Schrulle ab, die komische Visionen hat. Eingebungen, irgendwas in der Art. Sie wollten den Eindruck festigen, dass sie nicht bei Trost sei. Sie spukten durch ihren Garten. Jagten ihr Angst ein. Hätte Ida in der Familie etwas davon erzählt, jeder hätte sie als geistesgestört verunglimpft.«
    Plötzlich musste Katinka um Atem ringen. Sie holte tief Luft und sagte: »Ich dachte immer, Sie kämen als Geist nicht in Frage, der Reiter kam mir viel kleiner vor. Aber dann sah ich Sie vorhin, in der Nacht, so ruhig dastehen, und ich wusste plötzlich, wie Sie es bewerkstelligten. Sie beugten sich einfach ein wenig vor und machten schwerfälligere Schritte. Das Gewand kaschierte Ihre Größe.« Sie verwischte den juckenden Schweiß.
    Hasseberg warf Uttenreuther einen belustigten, kumpelhaften Blick zu, als wollte er sagen: Frauen!
    »Als Ida mich engagierte, bekamen Sie Bedenken. Sie dachten, Ida würde etwas wissen, etwas, das die Unfallnacht betraf. Sie befürchteten, dass Ida sich erinnerte, wie Sie Sybille mit ihren Verletzungen in der Eiseskälte liegen ließen. Dass sie sich mir als Außenstehender mitteilen und Glauben finden würde. Vielleicht hat Sybille vor Schmerzen geschrieen, und Ida und Grit mussten mit anhören, wie sie starb. Ida hätte mir davon berichten können. Damit rechneten Sie. Und diesem Kalkül mussten Sie Ida opfern.« Katinka keuchte. Das Sprechen tat ihr weh. Ich kriege eine Erkältung, dachte sie. Irgendwas stimmt nicht mit meinem Hals.
    Uttenreuther griff den Faden auf.
    »Sie haben Frau Palfy ein Foto mit einer Fratze drauf an ihr Fenster geklebt. Sie versuchten denselben Trick, wie bei Ihrer Tante: Sie wollten sie irre machen, ihr Angst einjagen, sie davon abbringen, weiter zu ermitteln. Nur hat es nicht funktioniert. Deswegen nutzten Sie die Gelegenheit, die sich während der Hochzeitsfeier Ihres Sohnes auf der Altenburg bot. Sie holten die Turnschuhe Ihrer Tochter aus deren Wagen, schlüpften mehr schlecht als recht hinein, schlichen Frau Palfy hinterher und stießen sie über die Brüstung. Wahrscheinlich bemerkten Sie zunächst gar nicht, dass sie sich an dem Wasserspeier festklammern konnte. Sie wollten so schnell wie möglich zu Ihren Gästen zurück, damit niemand Verdacht schöpfte. Mit sauberen Abendschuhen an den Füßen hatten Sie vor, den Verdacht ganz bewusst auf Grit zu lenken.«
    »Ich mache von meinem Recht g ebrauch, die Aussage zu verweigern«, sagte Hasseberg.
    »Fabian Holzer ist ein junger Mann mit wasserblauen Augen und einer auffallenden Akne, nicht wahr?«,

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