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Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)

Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition)

Titel: Fratzenmond: Katinka Palfys dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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meldete sich Katinka wieder zu Wort. Sie bemerkte Uttenreuthers erstaunten Seitenblick. Hasseberg starrte aus dem Fenster.
    Die Zwischentür öffnete sich. Grit stand da, Sabine Kerschensteiner hielt ihren Arm und wollte sie zurückziehen.
    »Papa!«, sagte Grit. »Papa. Es hat keinen Sinn. Alle wissen es. Du kannst nicht uns alle hier umbringen. Du kannst es nicht auslöschen. Du kannst die Wahrheit nicht auslöschen.»
    Ihre leise Stimme schien Hasseberg zu treffen. Er zuckte zusammen und sagte dann, ohne sie anzusehen: »Schafft mir die Kröte aus den Augen.«
    »Papa, bitte«, flüsterte Grit. »Du warst bei Philipp. Du warst schon da, als Ida und ich kamen.« Niemand reagierte.
    Sie drehte sich zu Harduin Uttenreuther um und fragte:
    »Er kommt ins Gefängnis, oder?« Ihre Stimme zitterte.
    Uttenreuther wurde kalkweiß und stand auf. Dann klopfte es an der Bürotür, und Philipp und Kathrin Hasseberg wurden hereingeführt.
    Katinka lauschte dem Fortgang des Verhörs, während sie die Musterung des Linoleumbodens studierte. Philipp gab zu, dass sein Vater am Abend des 28.1. bei ihm in seiner Coburger Wohnung gewesen war, es zu einem heftigen Streit gekommen war. Roland Hasseberg hatte getrunken und war gegen allen Rat von Philipp hinter Grit und Ida hergefahren. Philipp Hasseberg legte Wert darauf zu unterstreichen, dass er für den Alkoholkonsum seines Vaters nicht verantwortlich sei. Hasseberg habe sich selbst an seinem Weinvorrat bedient, keiner könne ihm irgendwas vorwerfen. »Schließlich ist mein Vater erwachsen«, sagte Philipp. Katinka wunderte sich, dass außer Grit niemand in der Familie imstande war, Fehler einzugestehen. Oder überhaupt eigene Fehler für realistisch zu halten. Kathrin sagte aus, damals zwar selber nicht dabei gewesen zu sein, aber Philipp habe sie, nachdem sein Vater überstürzt aufgebrochen war, angerufen, um von dem Konflikt zu berichten. Grit blieb bei ihrer Version, nach dem Unfall kurz aus der Bewusstlosigkeit aufgewacht zu sein und ihren Vater gesehen zu haben, wie er sich über Sybille beugte. Sie beharrte auch darauf, Sybille sprechen gehört zu haben. Den Wortlaut konnte sie nicht wiedergeben, aber Sybille habe mit klarer Stimme etwas gesagt. Grit war hundertprozentig sicher, dass sie noch am Leben gewesen war.
    Hasseberg äußerte sich nur noch einmal.
    »Ein Jahr. Oder Geldstrafe«, sagte er und begann, unbändig zu lachen. Man brachte ihn weg.
     
    Als Katinka aufsah, war sie mit Uttenreuther allein im Zimmer. Ihr Hals war staubtrocken.
    »Hardo?«, krächzte sie.
    »Was ist?« Er sah aus dem Fenster. In seinen Händen vibrierte der Bleistift.
    »Können wir … können Sie ihm den Mord an Ida nachweisen?«
    »Wir werden sehen, was der Richter sagt.«
    »Wie geht es jetzt weiter?«
    Er starrte in den Spätherbsttag. Die Sonne schien, der Himmel war von diesem typischen, stählernen Blau, wie die Natur es nur um diese Jahreszeit erstrahlen ließ, als eine großzügige Entschädigung für das schlechte Wetter zuvor. Und die Kälte, die noch kommen würde. Im schneidenden Wind schüttelten die Bäume ihre letzten Blätter ab.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Uttenreuther. »Ich weiß es nicht. Und ich will es nicht wissen.«
    Er drehte sich um, sah Katinka an und warf den Stift auf den Schreibtisch. Langsam ging er zur Tür, öffnete sie und trat auf den Gang.
    Katinka stand auf. Sie hatte den Eindruck, ihre Gelenke seien mit Brei aufgefüllt. Sie musste sich an der Wand festhalten, um zu Atem zu kommen. Als sie in den Korridor kam, sah sie den Kommissar die Treppe hinunterlaufen.
    »Hardo?«, rief sie ihm nach. »Hardo!«
    Er drehte sich nicht um. Sie tappte ein paar Stufen hinunter, dann blieb sie stehen und klammerte sich am Handlauf fest. Vorsichtig setzte sie sich auf die Treppe und streckte den schmerzenden Fuß aus. Uttenreuther verschwand einen Stock tiefer.
    Katinka wartete eine Weile ab. Sie konnte kaum noch schlucken. Bedächtig konzentrierte sie sich auf jeden einzelnen Atemzug. Dann fischte sie zwei Schmerzta-bletten aus ihrer Jackentasche. Sie meinte, das Pochen in ihrem Knöchel hören zu können, so heftig donnerten die Hammerschläge auf ihren Fuß nieder.
    Nach einer Weile fühlte sie sich stark genug, um aufzustehen. Sie zog sich auf die Füße und hinkte in Hardos Büro zurück. Sabine Kerschensteiner stand am Schreibtisch und blätterte in einer Handakte. »Ich«, begann
Katinka, setzte sich auf den Stuhl, legte ihre Arme auf den Tisch. Ihr Kopf sank wie

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